Verändertes Management bei Credit Suisse
Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat im ersten Quartal 2022 erneut einen Verlust verbucht. Wie in der vergangenen Woche bereits angekündigt, lasten insbesondere hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten auf dem Ergebnis der zweitgrößten Schweizer Bank. Unter dem Strich steht für die ersten drei Monate des Jahres 2022 ein Verlust von 273 Millionen Franken (266,89 Mio. Euro) wie die Credit Suisse am Mittwoch mitteilte.
Auch die Erträge schrumpften deutlich: Die Bank erwirtschaftete in den ersten drei Monaten des Jahres noch einen Nettoertrag von 4,41 Milliarden Franken, was einem Rückgang um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht.
Rote Zahlen schon 2021
Bereits im ersten Quartal 2021 war die Bank in die roten Zahlen gerutscht. Wegen des Zusammenbruchs des US-Hedgefonds Archegos hatte damals ein Verlust von 252 Millionen Franken in den Büchern gestanden. Auch das Gesamtjahr 2021 hatte die Credit Suisse mit tiefroten Zahlen abgeschlossen.
Die Bank stellte im ersten Quartal 2022 insgesamt 703 Millionen Franken für Rechtsstreitigkeiten zurück. Dazu kamen Belastungen wegen der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs, die auf 206 Millionen Franken beziffert wurden.
Gegenstrategie
Mit mehreren Wechseln im Top-Management will der auch persönlich in der Kritik stehende Konzernchef Thomas Gottstein nun gegensteuern. Mit Finanzchef David Mathers, Chefjurist Romeo Cerutti und dem Leiter des Asien-Pazifik-Geschäfts, Helman Sitohang, geben gleich drei langjährige Führungskräfte ihre Posten ab. Edwin Low soll ab dem 1. Juni das Asien-Geschäft leiten. Der frühere UBS-Chefjurist Markus Diethelm übernimmt am 1. Juli dieselbe Position bei Credit Suisse. Die Suche nach einem neuen Finanzchef sei eingeleitet worden. Francesca McDonagh übernehme zum 1. Oktober die Leitung der Region Europe, Naher Osten und Afrika. Interimistisch bekleidet Vermögensverwaltungschef Francesco De Ferrari gegenwärtig diesen Posten.
Seit Jahren befindet sich die Credit Suisse im Umbau, seit Herbst 2019 taumelt sie von einem Fehlschlag zum nächsten: Neben der Milliardenpleite von Archegos kämpft sie mit den Folgen der Notabwicklung von Greensill-Fonds, teuren Gerichtsfällen und Untersuchungen der Regulatoren. Ein Konzernchef und ein Verwaltungsratspräsident mussten im Nachgang zu Skandalen zurücktreten und beschädigten den Ruf des Instituts weiter.
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