ver.di unterbricht Streik im KiK-Zentrallager

Mitarbeiter des KIK Zentrallagers aus Bönen demonstrierten am 04. Dezember in Mülheim vor der Tengelmann Zentrale.
Bis nach Weihnachten werden die Ausstände ausgesetzt. Unterdessen macht ver.di Amazon Druck.

Die Streiks im Zentrallager des deutschen Textildiskonters KiK im nordrhein-westfälischen Bönen sind vorerst beendet. Der NRW-Landesbezirk der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di teilte mit, von Montag an bis nach Weihnachten würden die Ausstände ausgesetzt.

"Die Streikenden sollen belastungsfreie Feiertage mit ihren Familien und Freunden genießen und die KiK-Geschäftsführung sollte die besinnliche Zeit nutzen, um ernsthaft über die Vorteile einer Tarifbindung nachzudenken", erklärte die ver.di-Streikleiterin Christiane Vogt.

"Zeichen des guten Willens"

Die Streikunterbrechung sei ein "Zeichen des guten Willens" von ver.di, erklärte Vogt. Sollten "auch nur Ansätze von Sanktionsmaßnahmen gegen Streikbeteiligte" entdeckt werden, sei die Unterbrechung hinfällig.

ver.di hatte Mitte November begonnen, das KiK-Zentrallager zu bestreiken. Die Gewerkschaft will, dass der Textildiskonter für die dortigen Beschäftigten die Tarifverträge des NRW-Einzelhandels anwendet. Die bisherigen Streiks seien "sehr effektiv" gewesen, urteilte ver.di am Montag. Viele KiK-Filialen seien gar nicht oder mit wesentlich weniger Ware beliefert worden.

KiK zeigte sich Ende November von den Streiks unbeeindruckt. Gespräche darüber, den Einzelhandelstarifvertrag für die 470 Lagerarbeiter anzuerkennen, hätten "überhaupt keinen Sinn", sagte der für Logistik zuständige Geschäftsführer Burkhard Schültken der "Welt". Er sei in diesem Zusammenhang bereit, "einiges durchzustehen".

ver.di macht Amazon Druck

Unterdessen will ver.di mit neuen Streiks vor Weihnachten den weltgrößten Versandhändler Amazon zum Einlenken im Streit um einen Tarifvertrag in Deutschland zwingen. Rund 300 Beschäftigte legten seit Mitternacht im Verteilzentrum im hessischen Bad Hersfeld die Arbeit nieder, wie eine ver.di-Sprecherin sagte. Bis zum Abend rechne die Gewerkschaft mit insgesamt bis zu 450 Streikenden.

ver.di unterbricht Streik im KiK-Zentrallager
ABD0076_20141027 - Ein Schild mit der Aufschrift "Wir sind keine Roboter" hält ein Streikender am 27.10.2014 vor dem Amazon Logistikzentrum Leipzig (Sachsen) hoch. Das Logistikzentrum des Internethändlers wurde wie vier andere Standorte in Deutschland von der Gewerkschaft ver.di bestreikt. Foto: Peter Endig/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

"Die überwältigende Mehrheit der Mitarbeiter arbeitet regulär und sehr engagiert", betonte dagegen Amazon. Der US-Konzern muss mit weiteren Protesten im wichtigen Weihnachtsgeschäft rechnen: "Solange Amazon den Beschäftigten den Respekt und Schutz durch Tarifverträge verweigert, werden wir den Druck aufrechterhalten", kündigte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger an. Bereits im vergangenen Jahr hatte ver.di versucht, mit immer neuen Streikaufrufen im wichtigen Weihnachtsgeschäft die Auslieferung von Paketen zu bremsen.

Die Gewerkschaft fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon dagegen nimmt die Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird. Der Tarifkonflikt dauert bereits seit Ostern 2013 an. Amazon betont immer wieder, die Mehrheit der rund 9,000 Festangestellten folge den Streikaufrufen nicht.

Streikaufruf auch in Leipzig

Im Tarifkonflikt mit dem weltgrößten Online-Händler Amazon erhöht die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di weiter den Druck. Mitten im Weihnachtsgeschäft rief ver.di am Montag auch die Beschäftigten der Spätschicht in Leipzig zum Streik auf. Am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld waren laut Gewerkschaft zuvor rund 300 Beschäftigte der Nacht- und der Frühschicht dem Streikaufruf gefolgt.

Die Beschäftigten erwarteten ein Weihnachtsangebot in Form der Bereitschaft, über einen Tarifvertrag zu verhandeln, betonte Streikleiter Thomas Schneider in Leipzig. Seit 2013 kommt es bei Amazon immer wieder zu Streiks, weil das Unternehmen Tarifverhandlungen zu den Bedingungen des Einzelhandels ablehnt.

Causa Karstadt: "Keine weiteren Zumutungen"

Von den für Dienstag geplanten Tarifverhandlungen bei Karstadt erwartet die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ein Bekenntnis zur Zukunft der deutschen Warenhauskette. Bisher setze Karstadt "ausschließlich auf weitere Zumutungen für die Beschäftigten und auf eine konzeptlose Sparpolitik", kritisierte Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes am Montag.

"So bringt man Karstadt nicht nach vorne." Ziel der Gewerkschaft sei es, so viele Arbeitsplätze und Standorte wie möglich zu erhalten. Zudem solle für die Beschäftigten wieder die Tarifbindung gelten.

ver.di forderte darüber hinaus Hilfe für die Angestellten der vor der Schließung stehenden sechs Warenhäuser. Die dortigen Beschäftigten bräuchten "schnelle Lösungen", nachdem Karstadt mit der Entscheidung zur Schließung "einseitig Tatsachen geschaffen" habe, mahnte Peukes. Der neue Karstadt-Chef Stephan Fanderl hatte Ende Oktober die Schließung von sechs Standorten im nächsten Jahr angekündigt. Weitere acht bis zehn Filialen stehen seinen Angaben zufolge auf dem Prüfstand.

Von den Tarifverhandlungen sind laut ver.di deutschlandweit rund 20.000 Beschäftigte des Konzerns mit seinen Unternehmensbereichen Warenhaus, Sports und Premium betroffen. Die Gewerkschaft rechnet für die nächste Runde am Dienstag mit "harten Verhandlungen". Die Arbeitgeberseite habe "Maximalforderungen auf den Tisch gelegt, die nicht akzeptabel sind". Die Geschäftsleitung will Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie eine Verlängerung der Tarifpause über 2015 hinaus erreichen.

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