„Jetset-Geistlicher“ ist verhaftet

Prälat wollte mithilfe des Geheimdienstes 20 Millionen Euro aus der Schweiz holen.

Knapp 48 Stunden, nachdem Papst Franziskus eine Kommission zur Überwachung der in Verruf geratenen Vatikanbank IOR eingesetzt hat, erschüttert ein neuer Skandal den Kirchenstaat. Mit Prälat Nunzio Scarano wurde am Freitag ein hochrangiger Vatikan-Vertreter wegen Verdachts auf Geldwäsche und Korruption verhaftet. Dabei gerieten auch der ehemalige Geheimdienstagent und Carabiniere Giovanni Z., und Broker Giovanni C. in die Fänge der Justiz.

Laut Ermittlern soll Scarano dem Geheimdienstmann 400.000 Euro bezahlt haben, damit er 20 Millionen Euro Bargeld mit einem Privatjet von der Schweiz nach Italien bringt. Das Geld gehörte einem Freund Scaranos. Scaranos Anwalt Silverio Sica sagte dem Fernsehsender SkyTG24, sein Mandant habe „versucht, guten Freunden zu helfen“ und keine Vorteile daraus gezogen.

Für Scarano häufen sich die Probleme mit der Justiz: Im süditalienischen Salerno wird ebenfalls seit zwei Wochen gegen ihn ermittelt. 2009 soll er 560.000 Euro Bargeld aus dem Vatikan nach Italien geschleust haben, um damit eine Hypothek auf sein Haus in Salerno zu bezahlen. Bis vor Kurzem war der 61-jährige Prälat in der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls (APSA) für Finanzen zuständig. Vatikansprecher Lombardi kündigte angemessene Maßnahmen gegen Scarano an.

Luxusleben

Der süditalienische Geistliche, der bis zu seiner Priesterweihe 1987 als Bankangestellter arbeitete, trug den Spitznamen „Monsignor 500“. Der Grund: Bei seinen dubiosen Geschäften zahlte er mit dicken, aus 500 Euro-Scheinen bestehenden Geldblöcken. Vom ausdrücklichen Armutsbekenntnis des argentinischen Ponitfex trennen Scarano Welten. Er residierte in der Altstadt von Salerno in einem 400 m² Luxus-Domizil, umgeben von wertvollen Möbeln und Gemälden. Der Prälat gilt als „Jetset-Geistlicher“ und wird angeblich von Showgirl Michelle Hunziker bewundert. Vor seiner Festnahme wies Sacarano in einem Interview jegliche Korruptionsvorwürfe vehement zurück: „Ich habe weder etwas gestohlen noch Geld gewaschen.“ Er schob stattdessen die Schuld seiner ehemaligen Steuerberaterin zu: „Sie hat mich äußerst schlecht beraten.“

Erst am Mittwoch gab der Vatikan offiziell bekannt, dass Papst Franziskus die rechtliche Situation sowie die Aktivitäten der Vatikanbank besser kennenlernen und mit dem Auftrag der Weltkirche abstimmen wolle. Das fünfköpfige Expertengremium, darunter zwei Kardinäle, wird die Geschäfte der Bank genau unter die Lupe nehmen und dem Papst direkt darüber berichten. Papst Franziskus brach bei Amtsantritt mit einer Tradition: Er strich die sonst nach einer Papstwahl übliche Sonderzahlung an die Vatikan Angestellten. Bei Benedikt XVI. erhielt im Jahr 2005 noch jeder der 4000 Mitarbeiter 1500 Euro aufs Konto.

Geldwäsche, Korruption und Betrug und fehlende Transparenz: Die Liste mit denen die Vatikanbank in der Vergangenheit für Negativ-Schlagzeilen sorgte ist lang. Bereits das Pontifikat von Benedikt XVI. litt unter den Skandalen. Seit Februar ist Ernst von Freyberg neuer Chef des vatikanischen Geldinstituts. An drei Tagen die Woche versucht der Deutsche gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung vorzugehen. Es gab Spekulationen, die IOR aufzulösen und das geschätzte Vermögen von sechs Milliarden Euro extern zu verwalten. Dies hat der Vatikan aber bisher stets dementiert.

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