Varta geht weiter von holprigen Geschäften aus

Varta receives European funding for battery research
Der Batteriekonzern Varta des österreichischen Investors Michael Tojner hat einige Probleme zu lösen.

Der deutsche Batteriekonzern Varta des österreichischen Investors Michael Tojner steht weiter vor vielen Problemen. Auch im kommenden Jahr wird sich den ersten Planungen zufolge das Geschäft nur mühsam erholen. Die herausfordernde wirtschaftliche Lage und die weltweiten Krisen würden wohl auch 2023 weiterbestehen und für Schwierigkeiten in der Lieferkette, bei den Kosten und der Verbrauchernachfrage sorgen, hieß es am Dienstag vom Konzern aus Ellwangen.

Herausforderndes Umfeld

"Die Unternehmenssituation ist nach wie vor herausfordernd in einem für uns alle angespannten wirtschaftlichen Umfeld", sagte Vorstandssprecher Markus Hackstein. Jetzt will das im MDAX gelistete Unternehmen nach zwei Quartalsverlusten in Folge mit Kostensenkungen gegensteuern. Die Aktie verlor nach dem Mittag deutlich.

Das Papier fiel zuletzt um rund 4 Prozent auf 31,10 Euro. Heuer hat es damit fast drei Viertel an Wert eingebüßt. Varta war insbesondere im Jahr 2019 der Superstar an der Frankfurter Börse, der Kurs stieg von um die 25 Euro auf fast das Fünffache - und im Frühjahr 2021 trieben Spekulationen die Aktie gar auf über 180 Euro. Davon ist nicht viel geblieben, weil es seit geraumer Zeit hapert und weil Investoren eine deutlich härtere Konkurrenz für das Unternehmen wittern.

Für dieses Jahr peilt das Unternehmen noch einen Umsatz zwischen 805 und 820 Mio. Euro an. Das wären am unteren Ende der Prognosespanne und mehr als 10 Prozent weniger als im Vorjahr mit 903 Mio. Euro. Varta hatte im September die ursprünglichen Jahresziele kassiert, weil Kunden bei zwei großen Aufträgen weniger Mengen abnahmen, die Kosten stiegen und diese nicht sofort weitergegeben werden konnten. Für 2023 peilt Varta nun 850 bis 880 Mio. Euro Umsatz an.

Kurzfristige Reduktion

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll heuer von 283 Mio. Euro im Vorjahr auf 55 bis 60 Mio. Euro sinken. Für das kommende Jahr sind 90 bis 110 Mio. Euro operativer Gewinn einkalkuliert. Analystenschätzungen waren zuletzt noch von deutlich mehr Ergebnis ausgegangen.

Vorläufige Zahlen zum dritten Quartal hatte Varta bereits im Oktober vorgelegt. So ging der Erlös in den Monaten Juli bis September im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 194 Mio. Euro zurück. Das operative Ergebnis drehte sogar mit 2,5 Mio. Euro in den Verlustbereich, nachdem ein Jahr zuvor noch 70 Millionen verdient wurden. Unter dem Strich fiel im dritten Quartal ein Verlust von rund 23 Mio. Euro an. Im Vorquartal hatte Varta ebenfalls rote Zahlen geschrieben.

"Die kurzfristigen Abnahmereduktionen unserer Kunden stellen Varta vor Herausforderungen", sagte Finanzchef Armin Hessenberger. "Wir ergreifen jetzt Maßnahmen zur Kostensenkung, um uns zukunftssicher aufzustellen." Am Produktionsstandort Nördlingen will Varta zeitweise Kurzarbeit einsetzen. Der Fabrikneubau für die eigene Elektroauto-Batteriezelle V4Drive werde erst fortgesetzt, wenn verbindliche Kundenzusagen vorlägen. Die neu entwickelte Rundzelle gehört zu den großen Wachstumshoffnungen der Firma. Der Betrieb der ersten Serienfertigungsanlage soll denn auch planmäßig fortgesetzt werden.

Zurückhaltung

Probleme macht derzeit vor allem das lange so wachstumsstarke Geschäft mit den Lithium-Ionen-Knopfzellen für wiederaufladbare kabellose Kopfhörer. Die aktuell schwierige Wirtschaftssituation und die Zurückhaltung der Verbraucher beeinträchtigen die Nachfrage nach den kleinen Batterien. Zwar sei die Produktion für die im zweiten Halbjahr erwarteten Neuprodukteinführungen angelaufen - aber mit einem deutlich niedrigeren Volumen als zunächst gedacht.

Zu den Kunden von Varta gehört in dem Knopfzellen-Geschäft unter anderem der Elektronikriese Samsung, auch Apple gilt als großer Abnehmer der Batterien für seine Kopfhörer. In den ersten neun Monaten fiel der Umsatz in der Sparte um ein Viertel, während die Erlöse in der Sparte mit Haushaltsbatterien um knapp 16 Prozent wachsen konnten. Das lag vor allem am schwungvollen Geschäft mit Heimspeichern, etwa für das Speichern von Solarstrom oder zum Laden von Elektroautos.

In allen Bereichen aber machen den Ellwangern gestiegene Kosten für Rohstoffe und Energie zu schaffen - auch da, wo es bei der Nachfrage noch rund läuft. Erschwerend wirke sich aus, dass diese gestiegenen Kosten nur mit einer deutlichen Verzögerung an die Kunden weitergegeben werden könnten. Die direkte Auswirkung des russischen Kriegs gegen die Ukraine sei für das Unternehmen zwar gering. Es sei aber nicht abschätzbar, wie lange die gestiegenen Beschaffungspreise anhielten oder sogar noch weiter stiegen. Die Kunden von Varta sind teils von eigenen Produktionsunterbrechungen betroffen und nehmen so keine Produkte oder nur weniger von Varta ab.

Kommentare