Nach Vamed-Verkauf startet Reha-Konzern als Vitrea neu durch
Die fortschreitende Alterung der Gesellschaft macht die stationäre und ambulante Rehabilitation zu einem viel versprechenden Geschäft. Dazu kommen chronische Erkrankungen oder Krisen wie die Covid-Pandemie.
Der deutsche börsenotierte Gesundheitskonzern Fresenius filetierte und verkaufte vor einem Jahr seine Österreich-Tochter Vamed, einen Gesundheitsdienstleister und Krankenhausbetreiber.
Unter dem Dach der traditionsreichen Vamed AG waren etliche Thermen in Österreich (St. Martin, Wien, Geinberg etc.), die AKH-Betreibergesellschaft, das Vamed-Projektgeschäft sowie 21 Reha-Kliniken vereint.
Im Herbst 2024 hieß es: Der bisherige Vamed-Geschäftsbereich Health Facility Operations ("HFO") ist jetzt eine eigenständige Unternehmensgruppe mit Fokus auf Gesundheitseinrichtungen im Post-Akut-Segment und einem Schwerpunkt im Bereich der Rehabilitation.
Nun starten die Reha-Kliniken unter einem neuem Eigentümer, Namen und Logo als Vitrea Gruppe neu durch. Am Dienstag wurde das per Aussendung an die Medien offiziell bekannt gegeben.
70 Prozent der neuen Vitrea mit Hauptsitz in Wien gehören dem französischen Private-Equity-Unternehmen PAI, 30 Prozent verblieben bei der deutschen Fresenius. Geleitet wird Vitrea vom früheren Vamed-Manager Klaus Schuster. Im Sommer 2025 dazu gekommen sind unter das neue Dach auch die neun Reha-Einrichtungen der deutschen Paracelsus-Kliniken.
3 Länder, 70 Einrichtungen
So kommt die neue Reha-Gruppe nach eigenen Angaben auf mehr als 70 Einrichtungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit rund 14.000 Beschäftigten. Zweistellige Millionen-Investitionen seien geplant, heißt es. Vitrea sei der drittgrößte Reha-Anbieter in Europa und Marktführer in der DACH-Region.
Vitrea-Chef Klaus Schuster
Klaus Schuster, CEO der VITREA Gruppe sagt: „Mit Unterstützung unseres Eigentümers und durch die Bündelung der medizinischen Kompetenzen aus allen drei Ländern wollen wir die Spitzenposition in der Rehabilitation in unserer Zielregion nachhaltig festigen."
Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse aus der Behandlung von rund 200.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr will Schuster "jeden Einzelnen individueller und gezielter auf seinem Rehabilitationsweg stärken. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden, die jeden Tag großartige Arbeit leisten, übernehmen wir Verantwortung, um den wichtigen Bereich der Rehabilitation in der öffentlichen Gesundheitsversorgung auch mittel- und langfristig sicherzustellen".
Die geplanten Investitionen im hohen Millionenbereich sollen insbesondere in den Ausbau ambulanter Versorgungsstrukturen, die Modernisierung und den Ausbau bestehender Standorte sowie die Digitalisierung von Therapie- und Dokumentationsprozessen fließen. Auch weitere Reha-Zukäufe schließt Schuster nicht aus.
Im Vorjahr waren seitens der Betriebsräte noch Befürchtungen bezüglich eines baldigen Weiterkaufs durch PAI sowie eines vorherigen Personalabbaus laut geworden. Proteste, auch von Vertretern der SPÖ, gegen den Verkauf an die Franzosen gab es speziell beim Anton-Proksch-Institut. Doch Stiftung und Stadt Wien winkten ab und wollten nicht übernehmen.
An den einzelnen Standorten, so auch beim Proksch-Institut, habe sich zwischenzeitlich aber nichts geändert, versichert Schuster. Im Gegenteil: Aufgrund des steigenden Bedarfs nach Reha-Leistungen haben man derzeit „den höchsten Personalstand ever“.
Was den möglichen Weiterverkauf durch PAI in nur wenigen Jahren betrifft, meint Schuster: „Wir stellen das Unternehmen unabhängig von PAI nachhaltig und langfristig auf. Ob das später ein Weiterverkauf oder ein Börsengang wird, werden die Zukunft und das Marktumfeld zeigen.“
Porr und Strabag gehen getrennte Weg
Aufregung bei einem anderen Vamed-Teil gab es zuletzt rund um Porr und Strabag. Die beiden Baukonzerne wollten das österreichische Kerngeschäft der Vamed samt Thermen und AKH gemeinsam übernehmen. Diese Pläne haben sich aber nach zähen Gesprächen zerschlagen. Nun will Porr die österreichische Projektentwicklungsgeschäft sowie die Vamed-Thermen alleine kaufen. Strabag verhandelt den Kauf der AKH-Betreibergesellschaft.
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