Valneva-Chef: "Die Impfstoffe sind alle suboptimal"

Valneva-Chef: "Die Impfstoffe sind alle suboptimal"
Konzernchef Thomas Lingelbach über Impfmüdigkeit, falsche Erwartungen über die Wirksamkeit und warum das eigene Covid-Vakzin viel zu spät auf den Markt gekommen ist.

Der österreichisch-französische Biotechkonzern Valneva muss mangels Nachfrage nach seinem Covid-Impfstoff die Produktion wieder einstampfen und Personal abbauen. Konzernchef Thomas Lingelbach erläutert im KURIER-Interview, wie es dazu kam, warum er nach wie vor an den Totimpfstoff glaubt und warum er sich eine Produktion in Österreich vorstellen kann. 

KURIER: Ist die Pandemie schon vorbei?

Thomas Lingelbach: Auch wenn Politiker sie schon für beendet erklärt haben und sie ihren Schrecken etwas verloren hat, ist sie aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht immer noch da. Das Virus zirkuliert nach wie vor und es besteht die Gefahr von gefährlichen Varianten.

Es gibt eine große Impfmüdigkeit. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Da gibt es sicherlich viele. Die Menschen waren gewohnt, dass sie sich nach einer Impfung nicht mehr infizieren. Aber die Covid-Impfung schützt nicht vor einer Infektion, sondern zumindest vor einem schweren Verlauf. Die Impfstoffe sind alle in irgendeiner Form suboptimal, sie halten nicht lange, müssen aufgefrischt werden. Da gibt es natürlich große Skepsis und Unsicherheit in der Bevölkerung. Dazu kommt, dass jetzt andere Dinge wieder in den Vordergrund rücken.

Valneva-Chef: "Die Impfstoffe sind alle suboptimal"

Wurden falsche Versprechungen bezüglich der Impfstoffe gemacht?

Man hatte am Anfang keine Erfahrungswerte mit SARS-COV-2. Stand der Wissenschaft war, dass eine Infektion auch vor einer Infektion schützt. Wir haben erst mit der Zeit gelernt, dass es nicht so ist. Man darf nicht vergessen, dass die Impfstoffentwicklung im Normalfall zehn Jahre dauert. Es war für alle ein Learning by Doing.

Haben Sie damit gerechnet, dass ein völlig neuer mRNA-Impfstoff als erster in der EU zugelassen wird und damit das Rennen macht?

Nein. Die bis dahin vorliegenden Daten bezüglich der mRNA-Technologie als Impfstoff waren wenig überzeugend. Daher gab es eine initiale Skepsis. Es war ein großes Glück, dass diese Technologie für Covid geliefert hat. Wie sie sich in Zukunft für andere Impfstoffindikationen bewähren wird, wird man sehen. Ein weiterer Meilenstein werden die mRNA-Studien bei Influenza sein.

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