USA und China: Ziemlich beste Handelsfeinde

USA planen Strafzölle auf Importe aus China im Wert von 60 Milliarden Dollar – ein äußerst riskantes Spiel.

Die US-Strafzölle auf Stahl und Alu hatten China noch ziemlich kalt gelassen – die treffen andere viel stärker. Dafür packt Präsident Donald Trump jetzt die große Keule aus und steuert schnurstracks auf einen Handelskrieg mit dem großen asiatischen Rivalen zu. Am Donnerstag warf er den Chinesen die systematische Verletzung von Patentrechten und Know-how-Diebstahl vor.

Bei einer Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) sollte es freilich nicht bleiben. Trump will Importprodukte aus China im Wert von 60 Milliarden Dollar mit Einfuhrzöllen belegen. Und zwar mit Aufschlägen von bis zu 25 Prozent. Oder sogar mehr. Die detaillierte Liste wird noch vorbereitet. Das treffe vor allem Elektronikprodukte und Textilien, wird gemunkelt.

45 US-Wirtschaftsverbände und 25 große Handelsketten – von Wal-Mart bis Nike – liefen schon vorsorglich Sturm. Sie warnen, dass gerade US-Bürger mit geringen Einkommen, also Trumps Kernwähler, darunter leiden würden, wenn Billigwaren aus China teurer werden.

Die US-Regierung blieb dennoch hart und verwies auf Chinas gewaltigen Exportüberschuss, der im Vorjahr 375 Milliarden Dollar ausmachte. Trump forderte Peking auf, diese Schieflage um 100 Milliarden Dollar zu verringern. Heißt im Klartext: Sie sollen mehr US-Waren kaufen und freiwillig auf Exporte verzichten.

„Optische Täuschung“

Schon in der Wahlkampagne hatte Trump gefordert, dass Apples iPhones künftig in den USA gebaut werden sollten. Das klingt logisch, denn Smartphones und Kleinelek tronik machen mit 70 Milliarden Dollar den größten Posten der US-Importe aus China aus. In Wahrheit sei das aber eine „optische Täuschung“, erklärt der linke Ökonom Paul Krugman – weder ein Freund Trumps noch des Freihandels.

Er nennt als Beispiel Apples , das den Aufdruck trägt: „Entworfen in Kalifornien, zusammengebaut in China.“ Aus Sicht der Handelsstatistiker wurden im Vorjahr tatsächlich 61 Millionen Stück iPhones aus China in die USA geliefert. Deren Herstellungskosten trugen geschätzte 16 Milliarden Dollar zum Defizit der USA bei. In Wahrheit ist das iPhone allerdings kein Chinese, sondern ein echter Weltenbürger: Die Teile stammen aus einer Vielzahl von Ländern (Grafik) , der Zusammenbau bei Foxconn in China hat mit geschätzten vier Prozent daran einen Mini-Anteil.

USA und China: Ziemlich beste Handelsfeinde

Somit wird klar, dass sich die USA mit Einfuhrzöllen ins eigene Fleisch schneiden würden. Die Herstellung macht nur ein Drittel bis zur Hälfte des Verkaufspreises aus, der größere Teil der Wertschöpfung (etwa für Design, Rechte, Marketing, Vertrieb) fällt in den USA an oder bleibt überhaupt als Gewinn am Apple-Firmensitz. Jedes iPhone weniger, das aus China geliefert wird, verringert also den Wohlstand der US-Bürger.

Die auf „Amerika zuerst“ fixierte Regierung kümmert das wenig. Finanzminister Steven Mnuchin war geradezu begeistert, als Apple-Chef Tim Cook ankündigte, heuer 55 Milliarden Dollar für Zulieferer in den USA auszugeben. Trump wertet das als direktes Ergebnis seiner Steuerreform und Handelspolitik.

Die Chinesen würden sich für Strafzölle indes wohl dort revanchieren, wo es besonders schmerzt: bei der Landwirtschaft. Die USA exportierten 2017 Sojabohnen um 12 Milliarden Dollar in die Volksrepublik. „Chinas Bedeutung kann gar nicht hoch genug angesetzt werden“, warnte der Chef der Farmer. Brasilien drohe amerikanischen Bauern den Rang abzulaufen. Ein Eigentor für Trump: Acht der zehn US-Staaten mit der größten Sojaernte hatten ihn gewählt.

Obendrein ist Peking erfinderisch beim Schikanieren von Handelspartnern. Es müssten nur einige für US-Konzerne wichtige Zulieferer identifiziert werden, schreibt Ex-Währungsfonds-Ökonom Olivier Blanchard: „Du schickst den Hygiene -Inspektor hin, der findet eine Ratte und sperrt die Firma einen Monat zu. Fertig.“

Finanzieller Hebel

Ein weiterer mächtiger Hebel: Die Chinesen sitzen auf US-Staatsanleihen im Wert von 1,2 Billionen US-Dollar. Genug, um Finanzturbulenzen zu verursachen.

Die USA wollen indes restriktiver bei der Visa-Vergabe an Chinesen sein und Investitionen strenger prüfen. Das wäre nicht wahnsinnig neu: Unliebsame Firmenkäufe ließ die US-Regierung bisher auch schon untersagen.

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