US-Komplizen von Ex-Automanager Ghosn in Japan zu Haft verurteilt

Carlos Ghosn stand unter Hausarrest
Der ehemalige Nissan-Chef Ghosn war in einem Koffer versteckt aus Japan in den Libanon geflüchtet.

Ein japanisches Gericht hat am Montag zwei Komplizen des ehemaligen Automanagers Carlos Ghosn zu Haftstrafen von 24 beziehungsweise 20 Monaten verurteilt. Die beiden US-Bürger, Vater und Sohn, hatten vor Gericht zugegeben, Ghosn Ende 2019 bei seiner Flucht aus Japan geholfen zu haben. Der frühere US-Elitesoldat Michael T. muss für zwei Jahre in Haft, sein Sohn Peter T. für 20 Monate.

Die Staatsanwaltschaft hatte für Michael T. zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis gefordert, für seinen Sohn Peter T. zwei Jahre und sechs Monate. Die Verteidiger der beiden Männer hatten für eine Bewährungsstrafe plädiert und argumentiert, dass ihre Mandanten vor ihrer Auslieferung nach Japan bereits zehn Monate in US-U-Haft verbracht hätten. Zudem hätten sie vor Gericht Reue gezeigt.

Michael und Peter T. waren im Mai 2020 in den USA festgenommen und Anfang dieses Jahres nach Japan ausgeliefert worden. US-Ermittler hatten die filmreife Flucht Ghosns als eine der "kühnsten und bestorganisierten Fluchtaktionen der jüngsten Geschichte" bezeichnet.

Der ehemalige Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi Ghosn war Ende 2019 in einem großen Koffer versteckt an Bord eines Privatjets von Osaka nach Istanbul geflogen und von dort dann weiter nach Beirut. Der Manager hat auch die libanesische Staatsbürgerschaft. Er hält sich weiter im Libanon auf und darf das Land nicht verlassen. Allerdings weist der Libanon seine Staatsbürger nicht aus, weshalb die japanische Justiz keinen Zugriff auf ihn hat.

Ghosn war im November 2018 in Japan festgenommen worden. Die Justiz wirft ihm unter anderem vor, private Verluste auf den Autohersteller Nissan übertragen zu haben, der mit dem französischen Autobauer Renault verbündet ist, sowie Firmenkapital zweckentfremdet zu haben. Auch in Frankreich laufen Ermittlungen gegen Ghosn. Dabei geht es unter anderem um die möglicherweise illegale Finanzierung zweier rauschender Feste auf Schloss Versailles.

Michael T. soll nach Angaben der US-Staatsanwaltschaft mehrfach nach Japan gereist und sich dort mindestens sieben Mal mit Ghosn getroffen haben. Sein Sohn Peter soll japanischen Medien zufolge umgerechnet knapp 1,1 Millionen Euro von der Ghosn-Familie für die Hilfe erhalten haben.

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