Bilderbuchkarriere ohne Happy End

Bild aus besseren Zeiten des Vorzeigepaares: Damian Izdebski und seine Frau Aleksandra.
15 Jahre ging es für das Unternehmer-Paar Izdebski steil bergauf. Jetzt folgt die Pleite.

Damian Izdebski und seine Frau Aleksandra Izdebska galten als Überflieger in der Computerszene und darüber hinaus. Jung, dynamisch, sympathisch, wortgewandt und bestens vernetzt. Gern gesehen bei Podiumsdiskussionen, bei Society-Events und politischen Veranstaltungen.

Auf den steilen Aufstieg folgt der tiefe Fall. Die Gründer der Computerhandelskette DiTech stehen mit noch nicht einmal 40 Jahren vor den Trümmern ihres bisherigen unternehmerischen Lebenswerks. DiTech ist pleite. Schon seit Herbst 2013 waren die Finanzprobleme bekannt, das schwache Weihnachtsgeschäft hat dem Unternehmen den Rest gegeben.

Begonnen hat die als "Einwanderermärchen" gehypte Bilderbuchkarriere 1999. Als die beiden polnischen Einwanderer mit 23 Jahren den Grundstein für DiTech legten. In ihrer Wiener 2-Zimmer-Wohnung, die bald mit Computern vollgeräumt war. Technikfreak und Verkaufstalent Damian machte sich – nachdem er sich seine Handelsakademie-Ausbildung als Softwareentwickler finanziert hatte – als IT-Dienstleister einen Namen. Seine Frau Aleksandra hielt ihm den Rücken frei und erledigte die Buchhaltung. Es folgte die Eröffnung des ersten Geschäfts, dem in einer überhitzten Expansion mehr als zwanzig weitere folgen sollten.

Politisches Parkett

Der Erfolg machte auch die Politik auf die beiden Einwanderer aus Warschau aufmerksam, die sich erst in Wien kennengelernt hatten. Bei einer Party, bei der Damian seiner späteren Frau beim Abwaschen geholfen hat, wie diese gern in Interviews erzählt. Meist mit dem augenzwinkernden Nachsatz, dass er das später nie mehr gemacht habe. Und der Betonung, dass sie sich in jungen Jahren wenig auf Partys herumgetrieben, sondern die Sprache gelernt und gearbeitet hätten. Wohl auch deswegen wurden sie bei Veranstaltungen gerne als Paradebeispiel erfolgreicher Integration präsentiert.

Die Eltern zweier Kinder bekamen zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem für DiTech den Titel "Bestes Computergeschäft Österreichs". Aleksandra Izdebskas Meinung war bei der ÖVP-Initiative "Österreich 2025" gefragt, bei der es darum ging, Strategien für den Wirtschaftsstandort Österreich zu entwickeln. Im ORF-Sommergespräch diskutierte sie 2010 mit Heinz-Christian Strache. Im Unternehmen kümmerte sich die ausgebildete Dolmetscherin und Übersetzerin um Personalfragen. In ihrer Freizeit bildet sie sich im Bereich der Psychologie weiter, spielt Klavier und geht gerne tauchen.

Hobby-Rallyefahrer

Ihr Mann Damian hat seiner großen Leidenschaft – dem Motorsport – vor Monaten abgeschworen. Das Team rund um den Rallyefahrer Beppo Harrach fährt mittlerweile unter einem anderen Sponsor, Damian hat seine nicht unerfolgreiche Hobby-Rallye-Rennfahrer-Karriere an den Nagel gehängt.

Dass er bei der Expansion zu sehr aufs Tempo gedrückt hat, redet er gar nicht schön: "Ich habe mich vom Erfolg des DiTech-Konzeptes und dem damit einhergehenden Wachstum blenden lassen und unterschätzt, wie wichtig es ist, dieses enorme Wachstum nachhaltig finanziell abzusichern."

DiTech ist die jüngste Pleite in einer langen Liste an gescheiterten Computer- bzw. Elektrohandelsketten.

Herlango musste 1992 Insolvenz anmelden. Konkurrent Niedermeyer griff um 115 Mio. Schilling (8,4 Mio. Euro) zu. Im Vorjahr erwischte es dann auch diese Kette (35 Mio. Euro Passiva). Bereits 1996 schlug für Escom die letzte Stunde. Das deutsche Unternehmen wuchs innerhalb von vier Jahren auf 450 Filialen in ganz Europa, davon 13 in Österreich, an. Die zu schnelle Expansion, gepaart mit einem ruinösen Preiswettbewerb insbesondere mit Marktführer Vobis, führten in die Pleite. Vobis selbst ging es in Österreich nicht besser. Nach einer Fusion mit Birg Computer im Jahr 2000 zu Vobitech folgte bald die Insolvenz. Manfred Birg kaufte das Unternehmen mit reduzierter Filialzahl und kündigte ein „starkes Comeback“ unter der Marke Birg an. Doch schon 2006 folgte das endgültige Aus. Wenig Glück hatte auch die deutsche MakroMarkt/Pro Markt. Die Filialen in Österreich mussten 2006 zusperren. Mit 60 Mio. Euro Passiva folgte 2010 mit Cosmos/Köck die nächste Großpleite. 1160 Mitarbeiter in 27 Filialen waren betroffen. 2006 zog sich die slowenische Kette BOF aus Österreich zurück (u. a. im Wiener Kaufhaus Steffl vertreten), 2011 der tschechische Elektronik-Diskonter Okay.

Am Montag ging das DiTech-Management den seit einer Woche erwarteten Schritt: Der Wiener Computerhändler meldete am Handelsgericht Wien ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 255 Mitarbeitern und hat österreichweit 22 Filialen.

Die Passiva des Unternehmens belaufen sich auf 30 Millionen Euro, davon entfallen 14 Millionen auf Bankverbindlichkeiten, neun Millionen auf Schulden bei den Lieferanten. Betroffen sind 1250 Gläubiger. „Ihnen wird eine Quote von 20 Prozent angeboten, zahlbar binnen zwei Jahren“, erklärt Roman Tahbaz vom Kreditschutzverband KSV 1870. Dem stehen laut dem KSV 1870 Aktiva in der Höhe von 16 Millionen Euro gegenüber, die aufgrund von Belastungen und Pfandrechten aber nicht zur Gänze frei verfügbar sind.

„Bekanntlich kann die Finanzierung des angestrebten Sanierungsplans nur mit Hilfe einer Investorengruppe durchgeführt werden“, macht der KSV klar. Laut DiTech-Sprecher Mario Gündl wird auf Hochtouren mit einer österreichischen Investorengruppe verhandelt. Namen nennt er keine, eine Entscheidung soll nächste Woche fallen. Die Entscheidung, dass zehn Standorte geschlossen werden, ist dagegen schon gefallen.

Betroffen sind voraussichtlich die Niederlassungen in der Wiener Lugner City, Amstetten, Horn, Linz, Salzburg, Kufstein, Dornbirn, Kapfenberg, Lienz und Villach. Wie viele Mitarbeiter ihren Job verlieren, ist noch offen. Zuletzt war von 60 bis 80 Stellen die Rede.

Rasantes Wachstum

Izdebski setzte in den vergangenen fünf Jahren auf eine rasante Expansion. Auch um eine gewisse Marktgröße und damit attraktivere Einkaufspreise zu erreichen, argumentierte er. Binnen fünf Jahren wurden ein knappes Dutzend zusätzlicher Standorte eröffnet, mit der Buchhandelskette Thalia wurde ein Shop-in-Shop-Konzept gestartet. Zwischen 2008 und 2012 verdoppelte sich der Umsatz auf 120 Millionen Euro. Auf der Verdienstseite sah es aber nicht so rosig aus. Die Expansion kostete viel Geld, das im Liquiditätspolster fehlte. Gleichzeitig sanken die Margen des Händlers, der ursprünglich mit Computern und Laptops gut verdiente. Diese Geräte werden aber nicht mehr so oft gekauft, stattdessen greifen Konsumenten zu Smartphones und Tablets, an denen Händler weniger gut verdienen.

Im Oktober des Vorjahres wurden die ersten Kreditversicherer nervös und kündigten den Versicherungsschutz. Izdebski konnte im Herbst noch einmal eine Finanzierung von den Banken aufstellen. Die Kreditschützer gaben einen positiven Ausblick. Keine guten Aussichten haben all jene, die noch DiTech- Gutscheine haben. Diese werden derzeit nicht eingelöst. Aus juristischen Gründen, weil es sich dabei um eine Gläubigerübervorteilung handeln würde. simone hoepke

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