UNIQA stellt Strabag-Beteiligung auf den Prüfstand

UNIQA-Chef Andreas Brandstetter
Auch vom Italien-Geschäft könnte sich der Versicherungskonzern bald trennen.

UNIQA-Chef Andreas Brandstetter will sich auf das Kerngeschäft in Österreich und Osteuropa konzentrieren. Die börsenotierte Versicherungsgruppe hat sich bereits von ihren Hotels- und Medienbeteiligungen getrennt. "Nicht, weil die Beteiligungen schlecht gewesen wären, sondern weil sie vom Kerngeschäft ablenken", begründet Brandstetter.

Bis Mitte 2017 will Brandstetter über die Beteiligung (13,8 Prozent) am Baukonzern Strabag entscheiden. Der Syndikatsvertrag mit Raiffeisen, Haselsteiner und dem russischen Oligarchen Deripaska läuft Ende 2017 aus. Brandstetter bezeichnete die Strabag als "höchst erfolgreiches Unternehmen", eine derart hohe Beteiligung komme für die UNIQA aber kapitalmäßig einem "Klumpenrisiko" gleich. Vorstellbar seien ein vollständiger Verkauf oder eine Reduzierung.

Bis Weihnachten soll die Zukunft der drei Tochtergesellschaften in Italien endgültig entschieden werden. Die Sondierung von Käufern hat bereits begonnen. UNIQA Italia erwirtschaftet rund 900 Millionen Prämienvolumen und steuert zum Konzernergebnis jährlich rund 25 Millionen Euro bei.

Bei den Casinos Austria (elf Prozent) rechnet Brandstetter auf Grund der verfahrenen Eigentümer-Situation erst 2017 mit einem Verkauf. Die Frage ist, an wen.

In der Krankenversicherung, dem "Rückgrat der UNIQA" will Brandstetter allerdings weiter in Beteiligungen investieren, etwa in Privatspitäler oder in andere Gesundheitseinrichtungen.

Kritik an EZB

Er werde "den Teufel tun und sich von der Politik etwas wünschen", sagte Brandstetter im Klub der Wirtschaftspublizisten. Konnte sich aber geharnischte Kritik an der Europäischen Zentralbank nicht verkneifen und bezeichnete deren Geldpolitik als "absolut wahnwitzig. Die EZB hängt unseren Kindern eine Bürde für die Zukunft um".

"Keine Alternative, wenn man an das Produkt Versicherung glaubt", sieht Brandstetter zur geplanten 500-Millionen-Investition in Digitalisierung und Innovationen. Von den 180 dafür neu geschaffenen Jobs ist erst die Hälfte besetzt. Nicht nur im Großraum Wien, in ganz Europa sei es derzeit trotz guter Bezahlung sehr schwierig, Mathematiker, Programmierer oder Datenexperten zu bekommen.

Trotz des Gewinnrückganges nach dem Rekordergebnis des Vorjahres für 2016 und auch die folgenden Jahre die Dividende erhöhen. Im Vorjahr wurden 47 Cent je Aktie ausgeschüttet.

Der UNIQA-Versicherungskonzern sieht sich trotz des wegen der Niedrigzinsen und der Konzernumbau-Investitionen schon länger avisierten Gewinnrückgangs weiter auf Kurs. Bis September war das Vorsteuerergebnis (EGT) mit 172,2 (301,9) Mio. Euro zwar 42,9 Prozent tiefer, das lag aber im Rahmen der Erwartungen. Am Jahresausblick 2016 eines bis zu 50 Prozent geringeren EGT als 2015 hält die UNIQA fest.

Das Neunmonats-EGT von 172,2 Mio. Euro beinhaltet laut UNIQA einen außerordentlichen Vorsteuerertrag von 37 Mio. Euro aus dem Verkauf eines Minderheitsanteils an der Nö. Versicherung (NV), Investitionen in Höhe von rund 30 Mio. Euro im Zuge des Innovationsprogramms und eine gegenüber dem Vorjahr um 30 Mio. Euro höhere Belastung durch Großschäden, erklärte die UNIQA am Donnerstag.

Die Combined Ratio - Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen - erhöhte sich nach Rückversicherung leicht auf 98,2 (98,0) Prozent, Grund auch hier die überdurchschnittliche Großschädenbelastung im dritten Quartal. Die Nettoerträge aus Kapitalanlagen sanken u.a. wegen negativer Währungseffekte um ein Fünftel auf 490,1 (618,0) Mio. Euro, der Kapitalanlagebestand wuchs jedoch gegenüber Ende 2015 von 29,42 auf 30,58 Mrd. Euro. Das versicherungstechnische Ergebnis halbierte sich in den ersten drei Quartalen auf 74,4 (151,0) Mio. Euro, das operative Ergebnis sank v.a. wegen des geringeren Kapitalanlageergebnisses um ein Drittel auf 230,6 (340,4) Mio. Euro.

Die verrechneten Prämien der UNIQA Group samt Fonds- und Indexpolizzen verringerten sich wegen der planmäßig reduzierten Einmalerläge in der Lebensversicherung um 2,3 Prozent auf 4,75 (4,87) Mrd. Euro. Die laufenden Konzernprämien stiegen um 1,9 Prozent auf 3,95 (3,88) Mrd. Euro, die LV-Einmalerläge sanken um fast 19 Prozent auf 803,7 (989,3) Mio. Euro. In der Lebensversicherung schrumpften wegen der Einmalerlags-Rücknahme die gesamten verrechneten Prämien (inkl. Fonds- und Indexpolizzen) um 9,2 Prozent auf 1,90 (2,09) Mrd. Euro. Die Krankensparte nahm mit 778,8 (749,1) Mio. Euro um 4,0 Prozent mehr ein, die Schaden/Unfallversicherung mit 2,08 (2,03) Mrd. Euro um 2,4 Prozent mehr.

Die abgegrenzten Prämien im Eigenbehalt nach IFRS (ohne Fonds-und Index-Sparanteile) sanken um 2,1 Prozent auf 4,22 (4,31) Mrd. Euro.

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