Supermärkte im Abverkauf: Wie es bei Unimarkt weitergeht

Vor eineinhalb Jahren wurde die Restrukturierung der oberösterreichischen Supermarktkette Unimarkt (91 Filialen, 850 Mitarbeiter) begonnen, jetzt ist sie gescheitert.
120 Mitarbeiter in der Zentrale und 500 Mitarbeiter in den Märkten wurden beim Frühwarnsystem des AMS zur Kündigung angemeldet. Laut Bilanz-Lagebericht sollte es eigentlich zu einem „vollständigen Filialtransfer auf selbstständige Kaufleute“ kommen, doch jetzt steht die Kette vor dem Aus.
„Wir haben im letzten Jahr neun eigene Filialen zu Franchise-Standorte machen können. Wir mussten aber unter den gegebenen Bedingungen die langfristige Zukunft der Unimarkt-Supermärkte aufgrund reiflicher strategischer Überlegung verneinen“, sagt Geschäftsführer Andreas Hämmerle zum KURIER.
„Bei einer Restrukturierung sind sie wie ein Bergführer, der die Route und das Ziel bestimmen muss. Sie müssen aber die Mission beenden, wenn die Bedingungen eine erfolgreiche Mission nicht zulassen.“
Eigenkapitalquote nur noch bei 1,5 Prozent
Gut zwei Jahre Rezession und Kaufzurückhaltung der Kunden (wegen der Teuerung) machen das Geschäft für einen kleinen Marktteilnehmer wie Unimarkt sehr schwierig.
Im Geschäftsjahr 2024/25 (Stichtag: 28. Februar) habe die Eigenkapitalquote nur noch 1,5 Prozent betragen. „Wir haben unterm Strich einen zweistelligen Millionenverlust gehabt“, sagt Hämmerle. Warum sollten nun aber die Mitbewerber die Unimarkt-Filialen übernehmen?
Das Unternehmen geht auf den Zusammenschluss mehrerer oberösterreichischer Großhändler zur Marke UNITAS zurück. 1975 wurde daraus Unimarkt.
Zu schnelle Expansion führte in die erste Krise und die Unternehmerfamilie Pfeiffer (Pfeiffer Großhandel Traun) übernahm die Firma. Das Filialnetz wurde reduziert.
1999 wurde ein Franchise-System eingeführt. 2021 verkaufte Pfeiffer die verbleibenden 130 Filialen an den langjährigen Geschäftsführer Andreas Haider um fünf Millionen Euro.
Die Uni-Gruppe hat das Filialnetz im Jahr 2024 um 22 Filialen auf 103 Standorte abgespeckt, heute werden nur noch 91 Filialen betrieben. Der Umsatz betrug zuletzt 287 Mio. Euro.
Neben dem Einzelhandel betreibt die Gruppe auch die Unilogistik GmbH und die Unigroßhandel GmbH. Diese Bereiche sind vom Abverkauf nicht betroffen. Der Großhandel schrieb zuletzt Gewinn.
„Das Interesse ist groß, weil durch die geltende Raumordnung ist es nicht mehr so einfach, auf der grünen Wiese einen Supermarkt hinzuknallen. Unsere Standorte sind für den Handel gewidmet und dadurch ein rares Gut“, sagt der Unimarkt-Chef. Nicht nur Rewe, Spar, Hofer und Lidl seien interessiert.
„Wir haben den Prozess breiter aufgestellt, weil die Nahversorgung auf dem Land nicht grundsätzlich nur durch die vier Großen stattfinden kann“, sagt Hämmerle. „Bis Ende des Jahres wollen wir entscheiden, wer welchen Standort bekommt.“ Ziel sei es, dass die Unimarkt-Mitarbeiter bei anderen Handelsunternehmen wieder einen Job bekommen.
„Kritische Größe“ wurde Unimarkt zum Verhängnis
Für Wolfgang Richter, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Regiodata, kommen die Schließungen nur „ein bisschen überraschend“, wie er sagt. Unimarkt sei seine „kritische Größe“ zum Verhängnis geworden, da das Unternehmen als „lokaler Player der geballten Macht der großen Mitbewerber gegenübersteht“.
Die oberösterreichische Firma ist einer der letzten regionalen Ketten im Land. Der Marktanteil lag zuletzt bei etwa mehr als einem Prozent. „Damit war Unimarkt auch kleiner als etwa die Supermarktkette Mpreis aus Tirol, deren Marktanteil bei drei Prozent liegt“, so Richter.
Dass die Filialen von Mitbewerbern übernommen werden, hält Richter nur in vereinzelten Fällen für möglich. „Wir haben seit drei Jahren im Lebensmitteleinzelhandel mehr Schließungen als Eröffnungen. Und auch die Großen schließen Standorte.“
Die Mitbewerber zeigen sich auf KURIER-Nachfrage aber sehr wohl interessiert an den Unimarkt-Standorten. Rewe (Billa, Penny, Adeg) bestätigt „grundsätzliches Interesse an Standorten“ und möchte sich auch um deren Mitarbeiter bemühen. Voraussetzung sei dabei die Vereinbarkeit mit dem Kartellrecht.
Auch Spar bekundet Interesse an einzelnen Standorten, ebenfalls „nur in enger Abstimmung mit der Bundeswettbewerbsbehörde“.
Ansonsten bleiben nur kleine Händler oder Leerstand
Auch bei Hofer und Lidl sei man interessiert an neuen Standorten. Hofer teilt außerdem mit, dass sich von den Schließungen betroffene Mitarbeiter „gerne bei Hofer bewerben“ könnten. Aktuell seien mehr als 1.000 Stellen ausgeschrieben, vorrangig im Verkauf und in der Logistik.
Für Filialen, die die Mitbewerber nicht übernehmen möchten, sieht Richter alternativ die Möglichkeit, dass diese von selbstständigen Kaufleuten übernommen werden. Trotzdem wird ein Teil der Filialen seiner Prognose zufolge in Zukunft längerfristig leer stehen.
Kommentare