UniCredit sucht Interessenten für russische Tochter
Die Mailänder UniCredit SpA befindet sich informierten Kreisen zufolge in Vorgesprächen über den Verkauf ihrer russischen Tochter, nachdem sie von interessierten Bietern angesprochen wurde. Damit könnte der zweite großformatige Ausstieg einer europäischen Bank aus Russland näherrücken.
Interessenten nicht sanktioniert
Die italienische Großbank wurde von Finanzinstituten kontaktiert, sowie von Firmen, die an einer Banklizenz in Russlands interessiert sind, berichten Personen, die mit dem Thema vertraut sind. Die Gespräche hätten erst vor kurzem begonnen und andere Optionen als ein Verkauf würden weiterhin geprüft, hieß es.
Namen der interessierten Parteien wurden nicht genannt, diese unterlägen aber keinen Sanktionen. Die Mutter der Münchener HVB gehört neben der österreichischen Raiffeisen Bank International AG und der französischen Societe Generale SA zu den drei großen auch im Privatkundengeschäft in Russland vertretenen westlichen Banken.
SocGen hat bereits den Verkauf ihrer Tochter Rosbank an den russischen Milliardär Wladimir Potanin vereinbart, und nimmt damit einen Verlust von etwa 3 Milliarden Euro in Kauf. Raiffeisen hat sich noch nicht festgelegt, berichtete letzte Woche aber ebenfalls von Kontakt zu Interessenten.
Kapitalpuffer nicht beeinträchtigen
UniCredit-Chef Andrea Orcel schließe allerdings einen Deal aus, der die Kapitalpuffer der Bank beeinträchtigt, heißt es. Er hat im ersten Quartal bereits über 1,2 Milliarden Euro Rückstellungen für Kreditverluste in Russland gebildet und den Wert seiner Tochter dort um 600 Millionen
Euro abgeschrieben. Die Verkaufsgespräche seien vorläufig und könnten immer noch scheitern, insbesondere angesichts der komplexen geopolitischen Situation, hieß es bei den Personen. Die Bank hatte im März erklärt, dass im Rahmen der Überprüfung des russischen Engagements auch ein Ausstieg in Betracht komme.
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