Unheilige Allianz

Wirtschaft von innen: OeBS Provisionsskandal: Die Frage der Revision
Kammer, Gewerkschaft und Kirche bestimmen, wann wir einkaufen dürfen.

Kammerfunktionäre, Gewerkschafter und die hohen Herren der Geistlichkeit ignorieren beharrlich, was sich an Sonn- und Feiertagen in Tankstellenshops und Bahnhofsgeschäften abspielt. Dort drängen sich die Kunden, als ob’s was geschenkt gäbe. Zu empfehlen wäre auch ein sonntägiger Bummel durch die Wiener Innenstadt. Zigtausende Touristen mit vollen Brieftaschen und viel Zeit drücken sich die Nasen an den Glasfassaden der Hochpreis-Boutiquen platt – Eintritt verboten.

In unzähligen Studien wurde hinlänglich errechnet, wie viel Geld der Wirtschaft durch die regulativen Öffnungszeiten in diesem Land verloren geht. Weil eine unheilige Allianz aus Kammer, Gewerkschaft und Kirche zu wissen glaubt, was für die Menschen gut ist. Die Kammer behauptet, sie verteidige die Interessen der kleinen Handelsunternehmer gegen die großen Ketten. Bevormundet ihre Mitglieder, anstatt die Unternehmer selbst entscheiden zu lassen. Die Gewerkschaft fürchtet familienfeindliche Arbeitszeiten, als ob jeder Handelsmitarbeiter eine Alleinerzieherin mit Betreuungspflichten wäre. Die Kirche predigt die Sonntagsruhe, die freilich für den Devotionalienverkauf in den Wallfahrtsorten nicht gilt. Dass ausgerechnet in einem Haus der Erzdiözese am Wiener Stephansplatz auch sonntags Schnitten verkauft werden, dass die Post abgeht, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Die Politik legt sich lieber nicht mit derart einflussreichen Interessensvertretungen an.

Was die Konsumenten wollen, schert keinen.

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