Ungarn sucht Hilfe beim IWF

Ungarn mit 177 Euro,
Unter dem Druck der europäischen Schuldenkrise hat Ungarn am Freitag mit dem IWF und der EU Gespräche über Finanzhilfen aufgenommen.

Das hätten die Ungarn nicht erwartet: Ihr Ministerpräsident Viktor Orban hat beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Finanzhilfe angesucht. Jener Viktor Orban, der noch im Juli 2010 Gespräche mit dem IWF abgebrochen hat und sich fortan gegen jegliches "Diktat" des Währungsfonds verwehrt hatte. Darum soll es nun auch eine "neue Art der Zusammenarbeit" zwischen Ungarn und dem IWF werden. Bei der künftigen Vereinbarung soll es nicht um die Aufnahme eines Kredits gehen, womit auch die Staatsschulden nicht steigen dürften, vielmehr soll eine "Versicherung" die Sicherheit der Investoren in Ungarn erhöhen. Im ungarischen Wirtschaftsministerium erwartet man eine Einigung mit den Geldgebern Anfang nächsten Jahres.

Das Vertrauen der internationalen Finanzmärkte in Ungarn nahm zuletzt immer mehr ab. Der Kurs des Forint sackte auf ein Rekordtief ab, im Gegenzug erklommen die Staatsschulden Rekordhöhen. Auch hat Ungarn laut Finanzexperten in den letzten eineinhalb Jahren der Regierung Orbans viele 180-Grad-Wenden vollzogen. Aus diesem Tief will der Premier das Land nun führen und kündigte "statt Sparmaßnahmen eine Förderung des wirtschaftlichen Wachstums in Ungarn" an. Außerdem solle die Vereinbarung das Land gegen ein Überschwappen der Schuldenkrise schützen, ohne dass es seine wirtschaftspolitische Souveränität aufgeben müsse, sagte Orban am Freitag dem Radiosender MR1. Nicht müde wurde der rechtskonservative Ministerpräsident zu betonen, dass er "die Politik der freien Hand nicht aufgeben" wolle und "niemand mehr die wirtschaftliche Eigenständigkeit Ungarns einschränken" könne. Das sei "das erste Gesetz der Regierungsphilosophie", so der Premier.

Ungarische Medien sehen hinter dem Schritt Orbans die Angst der Regierung vor dem Abgleiten des Landes-Ratings in die "Ramsch-Kategorie". Die parlamentarische Opposition forderte den Rücktritt des Premier. Der "Amoklauf" der Regierung und die "dilettantische Wirtschaftspolitik" seien den Menschen "sehr teuer gekommen" - kritisierte Attila Mesterhazy, Vorsitzender der oppositionellen Sozialisten.

Am Markt wurde die angestrebte Zusammenarbeit positiv aufgenommen, schreibt Raiffeisen-Research im Tageskommentar vom Freitag. Der ungarische Forint konnte wieder etwas im Vergleich zum Euro gewinnen.

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