Ungarische MOL will zurück nach Österreich
Jahrelang war der ungarische Mineralölkonzern MOL der Erzrivale der OMV. Einem Übernahmeversuch durch das österreichische Öl- und Gasunternehmen stellte er sich mit Vehemenz solange entgegen, bis die OMV aufgab. Auch mit der Tankstellenkette der Firma Roth in Kärnten hatte die MOL wenig Glück. Nach wenigen Jahren zog sich der ungarische Konzern 2015 zurück.
1.900 Tankstellen
Jetzt will er wieder nach Österreich. „Das ist ein wichtiger Markt für uns. Wir schauen uns mit offenen Augen nach einer Tankstellenkette um“, sagt MOL-Sprecher Domokos Szollar im Gespräch mit dem KURIER. Treibstoffe verkaufen ist für die MOL mit ihren rund 1.900 Tankstellen in Ungarn und Nachbarstaaten aber nicht mehr der Schwerpunkt der Zukunftsstrategie.
Fünf Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) investiert das ungarische Unternehmen bis 2030, um den Konzern auf die neuen Herausforderungen durch den Klimawandel umzustellen.
Mobilitäts-Dienstleister
„Der Klimawandel ist der Treiber für die neue Konzernstrategie. Die Welt ändert sich und damit das Denken der Politiker und der Kunden“, meint Szollar. Die Verbraucher würden nicht einfach Treibstoffe kaufen wollen. „Sie wollen Kilometer kaufen, Mobilitäts-Dienstleistungen eben.“
Das müssten die Mineralölkonzerne verstehen, sonst würden sie aus dem Markt gefegt, beschreibt Szollar die Überzeugung des MOL-Managements. Das Unternehmen habe daher in Ungarn bereits eine Car-Sharing-Tochtergesellschaft aufgebaut, zunächst in Budapest. Geplant sei aber die Expansion in ganz Ungarn. Dazu soll eine E-Bike-Sharing-Firma kommen sowie Transportdienstleister, zum Beispiel Busunternehmen.
Stationen für E-Autos
Im Tankstellenbereich wurde das Angebot bereits um E-Ladepunkte erweitert. 40 Stationen zum Aufladen von Elektroautos betreibe MOL derzeit in Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Slowenien und Kroatien. Die Zahl der E-Tankstellen soll auf 252 ausgebaut werden – in Kooperation mit Partnern, wie Szollar betont. „Wir sehen, dass die Leute mehr reisen als früher. Aber eben nicht mit Benzin- order Diesel-Autos.“ Noch aber bleibt das Öl-, Gas- und Tankstellengeschäft ein wichtiges Standbein für die MOL. Die Produktion soll aber nicht unbedingt steigen. „Wir wollen zumindest das aktuelle Niveau halten“, erklärt der MOL-Sprecher.
Kunststoff-Recycling
Ein kräftiges Wachstum hat sich die MOL dagegen im Kunststoffbereich vorgenommen. Petrochemie braucht Öl als Rohstoff und produziert Plastikgranulat, das die Kunststoffverarbeiter in zunehmendem Maße nachfragen.
Alte Reifen für die Straße
Im September startet ein neues Polyolefin-Werk der MOL und noch im Juli ein neues Werk für die Erzeugung von synthetischem Gummi für die Autoreifenproduktion. Weil aber Plastik als grober Umwelt-Schädiger gilt, setzt die MOL wie ihre österreichische Konkurrenz Borealis auf Recycling. Zwei Plastik-Wiederverwertungs-Unternehmen in Deutschland wurden kürzlich erworben, in Ungarn betreibt die MOL schon eines. Auch alte Autoreifen bereitet die MOL auf und macht daraus Straßenbeläge.
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