Temelin-Ausbau ist beschlossene Sache

Temelin-Ausbau ist beschlossene Sache
Prag stimmte nach bestandener Umweltverträglichkeits-Prüfung dem Ausbau zu.

Das tschechische Umweltministerium hat am Freitag dem Ausbau des südböhmischen Atomkraftwerkes Temelin zugestimmt. Damit wurde der 2008 eingeleitete Prozess der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) des Projektes, der den Bau von zwei zusätzlichen Blöcken vorsieht, abgeschlossen. Das Ministerium teilte gleichzeitig mit, dass 90 Bedingungen festgelegt wurden, deren Respektierung für den Umweltschutz erforderlich seien, damit das Projekt hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt und die öffentliche Gesundheit annehmbar sei.

Die UVP sei durch eine große Beteiligung von Nicht-Regierungsorganisationen und der Öffentlichkeit begleitet worden. Diese hätten mehr als 60.000 Stellungnahmen eingereicht, die in den meisten Fällen Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Betrieb der atomaren Quellen beinhaltet hätten, so das Ministerium. Alle diese Stellungnahmen wurden laut dem Ministerium zu Unterlagen für die UVP, wobei diese "gründlich ausgewertet" worden seien, hieß es.

Auswahl

Der dritte und vierte Block Temelins sollen bis 2025 fertiggestellt sein. Der Auftrag hat einen Wert von rund 200 bis 300 Milliarden Kronen (etwa 8 bis 12 Mrd. Euro). Bis Ende 2013 soll der Sieger des Auswahlverfahrens bestimmt und der entsprechende Vertrag unterzeichnet werden.

Drei Bewerber haben dieses Jahr ihre offiziellen Angebote vorgelegt - der US-Konzern Westinghouse, der französische Konzern Areva und das tschechisch-russische Konsortium MIR.1200 aus Skoda JS, Atomstrojexport und Gidropress. Areva wurde 2012 von CEZ aus der Ausschreibung ausgeschlossen, weil die Franzosen die Bedingungen für die Beteiligung nicht erfüllt hätten. Areva wies dies zurück und legte bei der Wettbewerbsbehörde (UOHS) Berufung ein. Diese hat als vorläufige Maßnahme beschlossen, dass CEZ vorerst keinen Vertrag zur Lieferung der Technologie unterzeichnen darf.

Laut einer Umfrage des Prager Meinungsforschungsinstituts CVVM ist fast die Hälfte der Tschechen - 49 Prozent - für den Ausbau Temelins. Mehr als ein Drittel - 36 Prozent - sind dagegen, und die restlichen 15 Prozent haben keine Meinung dazu.

Global 2000: UVP-Bescheid baut noch kein Atomkraftwerk

Skeptisch hat die Umweltorganisation "Global 2000 - Friends of the Earth Austria" reagiert: "Ein UVP-Bescheid baut noch kein Atomkraftwerk. Der enorme Finanzbedarf von 10-12 Mrd. Euro für das Ausbauprojekt macht es unwahrscheinlich, dass die Betreiberfirma CEZ diese Summe auf dem Kapitalmarkt auftreibt", hieß es am Freitag in einer Aussendung

Ohne massive staatliche Subventionen würden sich neue AKWs einfach nicht rechnen. Diese gelte es jetzt, "für die BürgerInnen zu verhindern und das Geld lieber in sichere und billigere Erneuerbare Energie zu investieren."

Greenpeace: UVP-Verfahren Scheinverfahren

Die Umweltorganisation Greenpeace zeigt sich "entsetzt" über die Bekanntgabe des tschechischen Umweltministerium. Julia Kerschbaumsteiner, Atomsprecherin bei Greenpeace, kritisierte die Entscheidung am Freitag in einer Aussendung.

"Das UVP-Verfahren ist aus unserer Sicht ein reines Scheinverfahren, das nicht einmal die Mindeststandards demokratischer Mitbestimmung erfüllt. Es kann nicht sein, dass die Anhörungen bei einem so wichtigen Verfahren derart schnell durchgepeitscht werden, ohne dass kritische Stimmen ausreichend berücksichtigt werden. Das Temelin UVP-Verfahren hat die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt bewertet, obwohl bis zum heutigen Tag nicht geklärt war, welcher Reaktortyp für die neuen Reaktoren eingesetzt wird. Die Stresstests im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass auch verhältnismäßig neue AKW gravierende Sicherheitsmängel aufweisen. Ein weiterer Ausbau bedeutet daher die Fortsetzung einer Abhängigkeit von Atomkraft. Anstatt Milliarden in hochriskante AKW-Projekte zu stecken, muss die tschechische Regierung in erneuerbare Energien investieren", so Kerschbaumsteiner.

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