Ukraine-Konflikt verursacht Ernteausfälle bei Weizen

Um fünfzehn Prozent niedrigere Weizenernte in der Ukraine.
Mehr Anbauflächen und weltweit hohe Produktion verhindern Versorgungsengpass. Moskau reduziert Sanktionen.

Wegen des bewaffneten Konfliktes mit den Separatisten wird die Ukraine heuer weniger Weizen exportieren. Der ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk rechnet mit einem Ernteausfall von fünfzehn Prozent. Die Ukraine gehört nach den USA, der EU sowie Kanada und Russland zu den großen Weizenexporteuren. Da weniger Weizen am Weltmarkt angeboten wird, ist es möglich, dass die Weltmarkt-Preise nicht so stark sinken wie ursprünglich angenommen.

Ernst Gauhs, Bereichsleiter für landwirtschaftliche Erzeugnisse bei der Raiffeisen Ware Austria (RWA), ist überzeugt, dass die Ernteausfälle in der Ukraine die Getreide-Versorgung nicht beeinträchtigen werden: "Die österreichischen Konsumenten müssen sich keine Sorgen machen, dass sich die Ukraine-Krise negativ auswirkt." Laut dem US-Landwirtschaftsministerium wird nämlich heuer die weltweite Weizenproduktion in Höhe von 716 Millionen Tonnen den Verbrauch von 707 Millionen Tonnen übersteigen. Der Preis für Qualitätsweizen beträgt wegen des großen Angebotes derzeit nur knapp über 170 Euro pro Tonne. Vergangenes Jahr waren es noch 185 Euro.

Gauhs rechnet derzeit nicht mit großen Preissprüngen. Langfristige Prognosen sind allerdings kaum möglich, weil die Ernteerträge vom Wetter abhängen.

Wegen der Ausweitung der Anbauflächen ist die Weizenproduktion der EU um rund fünf Prozent höher als im Vorjahr.

Exportweltmeister

Mit einer Exportmenge von 28 Millionen Tonnen wird die EU die USA als größter Weizenexporteur der Welt überholen. Die EU verkauft ihr Getreide vor allem nach Nord-Afrika und in den Nahen Osten. Die USA beliefern China.

Allerdings bedeutet eine gute Ernte auch Probleme mit der Qualität. Je höher der Ertrag pro Hektar, desto geringer der Proteingehalt und desto niedriger der Verkaufspreis. Die durchschnittlichen Preise für inländischen Premiumweizen betragen knapp über 202 Euro pro Tonne. Die RWA exportiert Premiumweizen nach Italien für die Erzeugung von Feingebäck. Futterweizen mit einem niedrigeren Proteingehalt bringt lediglich 135 Euro pro Tonne.

"Vor dem Hintergrund, dass die Weizenernten anderer EU-Länder schlechtere Werte aufweisen, gehen wir von guten Vermarktungschancen für die heimische Ware aus", ist RWA-Bereichsleiter Gaus durchaus optimistisch. Heuer soll die Weizenernte in Österreich um 9,3 Prozent auf 1,7 Millionen Tonnen steigen.

Russland lockert Sanktionen

Russland hat indes knapp zwei Wochen nach dem gegen die EU und die USA verhängten Importstopp für Lebensmittel am Mittwoch die Sanktionsliste wieder reduziert. Einige Waren wurden von der Einfuhrsperre ausgenommen. Moskau strich laktosefreie Milch, Kartoffelsetzlinge, junge Lachse und Forellen sowie biologische Zusatzstoffe von der Sanktionsliste.

Russland hatte am 7. August als Reaktion auf EU- und US-Sanktionen in der Ukraine-Krise eigene Strafmaßnahmen gegen westliche Staaten verhängt. Der Einfuhrstopp wirkt sich inzwischen nach Angaben des russischen Statistikamts negativ auf die Lebensmittelpreise aus. Demnach stiegen die Preise für Fleisch und Fisch. Auch Äpfel wurden teurer, obwohl sie vor den Sanktionen billiger geworden waren.

Weißrussland hat indes den Importstopp für lebende Rinder aus der EU aufgehoben. Das Land möchte seine Exporte nach Russland um 15 bis 40 Prozent erhöhen.

Die staatliche Lebensbehörde Russlands hat vier McDonald's-Filialen in Moskau geschlossen. Ihnen werden "zahlreiche" Verstöße gegen Hygienebestimmungen vorgeworfen. Teile der Geschäfte seien laut Reuters versiegelt worden. McDonald's hat in einer ersten Reaktion angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen, um möglichst rasch die Wiedereröffnung der Filialen zu ermöglichen.

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