Überraschend starkes Wirtschaftswachstum in den USA

Überraschend starkes Wirtschaftswachstum in den USA
Das US-Bruttoinlandsprodukt stieg um 4,9 Prozent im dritten Quartal. 2,1 Prozent werden für das Gesamtjahr erwartet.

Die US-Wirtschaft hat ihr Wachstum im dritten Quartal trotz hoher Zinsen mehr als verdoppelt. Im dritten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal aufs Jahr hochgerechnet um 4,9 Prozent, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist die größte Steigerungsrate seit knapp zwei Jahren.

Hintergrund: US-Wachstumszahlen werden "annualisiert", also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das aktuelle Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Berechnungsmethode verzichtet, weshalb die Wachstumszahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.

Befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von lediglich 4,3 Prozent gerechnet, nachdem es im Frühjahr nur zu einem Wachstum von 2,1 Prozent gereicht hatte. Von der angesichts hoher Zinsen erwarteten Rezession ist damit bisher nichts zu sehen.

Dafür sorgen auch die Verbraucher, die ihren Konsum im abgelaufenen Quartal um 4,0 Prozent steigerten. Die privaten Konsumausgaben, die mehr als zwei Drittel zur Wirtschaftsleistung beitragen, werden vom robusten Arbeitsmarkt und steigenden Löhnen angeschoben. Letztere wuchsen zuletzt schneller als die Verbraucherpreise, wodurch die Kaufkraft zulegte.

„Der private Konsum hat sich mal wieder als Stabilitätsanker der US-Wirtschaft erwiesen“, sagte der Analyst Bernd Krampen von der NordLB. „Die von vielen Auguren prophezeite US-Rezession lässt weiter auf sich warten“, kommentierte Analyst Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg die Daten. Bislang trotze die US-Wirtschaft allen Widrigkeiten. Allerdings gelte: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Gegenwind für die US-Wirtschaft wird immer stärker.“

Das sehen nicht alle so. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöhte auch deshalb gerade erst seine Wachstumsprognosen für die weltgrößte Volkswirtschaft. Demnach soll es 2023 insgesamt ein Plus von 2,1 Prozent für die US-Wirtschaft geben, das im kommenden Jahr auf 1,5 Prozent aber nachlassen soll.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bekämpft die hohe Inflation mit einer straffen geldpolitischen Linie. Sie hat ihre Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehievt, um ihrem Ziel einer Teuerungsrate von 2 Prozent näherzukommen.

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