Übernahme-Schlacht um conwert eröffnet

Übernahme-Schlacht um conwert eröffnet
Die Deutsche Wohnen AG bietet 11,50 Euro je conwert-Aktie – weitaus zu wenig, sagen Analysten und wichtige Aktionäre.

Aufregende Zeiten für Aktionäre des Wiener Immobilienunternehmens conwert: Montagfrüh kündigte die zweitgrößte deutsche Immo-Firma, Deutsche Wohnen AG, ein Übernahmeangebot an und sorgte damit für einen kräftigen Kurssprung an der Börse. Für 11,50 Euro je Aktie wollen die Deutschen die Mehrheit an conwert kaufen.

Die Aktie schoss daraufhin um knapp zehn Prozent auf zwölf Euro in die Höhe. "Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Angebotspreis zu niedrig ist", sagt Martina Valenta, Immo-Analystin der Erste Group. Sie erwartet jedenfalls Nachbesserungen. Mit dieser Einschätzung ist sie nicht die Einzige. Wichtige Aktionäre wie Petrus Advisers des Investmentbankers Klaus Umek, große Fonds und auch Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger halten das Offert für zu niedrig.

"Der innere Wert der Immobilien von conwert beträgt 15,50 Euro je Aktie. Kein institutioneller Investor wird unter diesem Preis verkaufen", betont ein Immo-Experte. Er rechnet mit Gegenofferten anderer Investoren.

Noch ist das Angebot von Deutsche Wohnen nicht fix. Am 18. März erst soll der endgültige Kaufpreis feststehen, das dann bis 28. April gilt.

Haselsteiner-Stiftung

Zwei wichtige Aktionäre aber hat die Deutsche Wohnen AG schon an der Angel: Der Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner will einen Anteil von 19 Prozent an der conwert zu 11,50 Euro an die Deutschen verkaufen. Und auch der Investor Karl Ehlerding und seine Familien wollen ihre etwa 6,6 Prozent an Aktien und Optionen an die Deutschen übertragen. Damit hätte die Deutsche Wohnen AG aber nur rund ein Viertel an conwert.

Das zweite Viertel wird schwieriger werden. Umek, der die conwert-Chefs in einem öffentlichen Brief im Jänner massiv kritisierte, ist zwar grundsätzlich über das Angebot "froh. Aber beim Preis ist ein Fehler passiert". Übernehmen wollen die Deutschen auch die beiden conwert-Wandelanleihen im Volumen von 215 Mio. Euro. Aber auch für die Anleihe-Inhaber ist der Preis nach Einschätzung von Analysten zu gering.

Investment-Pläne

Michael Zahn, Chef der Deutsche Wohnen AG, hat schon klare Pläne für conwert. 1,2 Milliarden Euro will er sich die Übernahme kosten lassen, ein Teil soll über eine Kapitalerhöhung im Laufe dieses Jahres gestemmt werden.

In die rund 25.000 Wohnungen, die conwert in Deutschland besitzt, will er kräftig investieren. "Der Leerstand ist zu hoch, weil der Wohnungsstandard schlecht ist", sagt Zahn. Kritik übt er auch daran, wie sich conwert finanziert. Das Unternehmen zahle bis zu 4,75 Prozent Zinsen, das sei viel zu teuer. Die Deutsche Wohnen AG finanziere sich zu rund einem Prozent Zinsen. Für das conwert-Management dürfte es also eng werden.

Übernahme-Schlacht um conwert eröffnet

Auch abseits der Immobranche gibt es Übernahmespekulationen. So denkt laut Mail on Sunday die Investment-Gesellschaft 3G Capital, die bereits den Bierbrauer Anheuser-Busch kontrolliert, über ein Offert für die britische SABMiller (u. a. die Marke Foster’s) nach. Die Aktie kletterte gestern, Montag, mit Plus 2,7 Prozent an die Spitze des Londoner FTSE-Index.

Die italienische Krisenbank Monte Paschi wiederum plant Il Messagero zufolge eine Verschmelzung mit den Konkurrenten Banco Popolare und Ubi Banca. In diesem Fall setzte sich Monte Paschi mit plus 4,9 Prozent an die Spitze des Mailänder MIB-Index. Das Luxemburger Internetunternehmen Altice soll an der Telekom-Sparte des französischen Mischkonzerns Bouygues interessiert sein. Bouygues legte in Paris 3,8 Prozent zu.

Geplatzt ist hingegen die Übernahme des britischen Online-Glücksspielanbieters 888 durch William Hill. Die 888-Aktie fiel um knapp 18 Prozent.

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