Historischer Höchststand: Über 500.000 Arbeitslose in Österreich

Arbeitsmarktservice
Allein während der Corona-Krise sind fast 200.000 Arbeitslose neu hinzugekommen.

Die Coronakrise hat erhebliche Auswirkungen auf den österreichischen Arbeitsmarkt und die Arbeitslosenzahlen in Österreich auf einen historischen Höchststand seit 1946 nach oben schnellen lassen. 

Seit Mitte März 2020 verzeichnet das Arbeitsmarktservice AMS erhebliche Zuströme, die Folge ist ein Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit auf 504.345 (+199.934).  Das ist im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Anstieg um 52,5 Prozent. Rechnet man Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammen, kommt man auf 562.522 (+193.543) Menschen ohne Beschäftigung.

58.177 Personen sind beim AMS als Schulungsteilnehmer registriert.

Besonders betroffen: der Bereich Tourismus, wo die Saison Mitte März mit den Schließungen der Betriebe praktisch beendet wurde. Doch auch in vielen anderen Wirtschaftsbereichen gibt es tiefgehende Einschränkungen, wie im Einzelhandel oder im Transport. Auch im Produktionsbereich werden Fertigungen zurückgefahren. Nach dem Tourismus folgen somit die Bauwirtschaft, der Handel sowie die Arbeitskräfteüberlassung als am stärksten betroffene Branchen.

Die Beschäftigtenzahlen können derzeit nur geschätzt werden. Der Einbruch bei den unselbständigen Beschäftigungsverhältnissen Ende März beträgt mindestens -150.000. Die neue WIFO-Prognose für 2020 erwartet einen realen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von -2,5% auch bei einem vergleichsweise günstigen Verlauf der Krise.

Ende März 2020 sind 504.345 Personen beim AMS arbeitslos vorgemerkt. Die Zahl der Arbeitslosen steigt Ende März um +65,7% bzw. +199.934 Personen im Vergleich zum Vorjahr. Inklusive der Personen in einer AMS-Schulung beträgt die Zahl der Vorgemerkten Ende März 562.522, das bedeutet einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um +193.543 bzw. +52,5%. In AMS-Schulung befinden sich aktuell 58.177 Personen (-6.391 bzw. -9,9% gegenüber Ende März 2019).

Arbeitslosenquote bei 12,2 Prozent

Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition liegt bei geschätzten 12,2%, das ist ein Anstieg von +4,7%-Punkten gegenüber dem März 2019. Die Arbeitslosenquote nach internationaler Erhebungsmethode gemäß Eurostat liegt für Februar 2020 bei 4,4% (-0,3%-Punkte). In dieser Kennziffer ist somit die Entwicklung im März noch nicht abgebildet und auch der europäische Vergleich ist erst mit der Eurostat-Veröffentlichung der Quoten für die anderen Staaten um 11 Uhr möglich.

Menschen mit Behinderungen (+16,2%) sowie Ältere ab 50 Jahren (+47,4%) weisen im Vergleich zum Vorjahr eine unterdurchschnittlich ansteigende Arbeitslosigkeit auf. Der Anteil der Arbeitslosen mit einer Wiedereinstellzusage im Register steigt auf 20,1%.

In der Betrachtung nach Branchen zeigen sich Ende März die größten Zuwächse in der registrierten Arbeitslosigkeit im Tourismus (+167,1%), gefolgt von der Baubranche (+103,5%). Dann folgen die Warenproduktion mit +41,6% Arbeitslosigkeit und die Arbeitskräfteüberlassung (+40,1%). Aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen ist die Arbeitslosigkeit mit +28,9% ansteigend.

Steigende Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr verzeichnen alle Bundesländer, am stärksten ist der Zuwachs in Tirol (+199,0%) und Salzburg (+138,5%). Danach folgen die Steiermark (+90,9%), Vorarlberg (+79,1%), Oberösterreich (71,0%), Kärnten (+67,6%), Burgenland (+61,5%) und Niederösterreich (+50,7%). In Wien steigt die Arbeitslosigkeit um +38,9%.

Ende März 2020 standen beim AMS 60.722 sofort verfügbare offene Stellen (-15.699, -20,5%) zur Verfügung. Insgesamt konnten 2020 bereits 157.784 Personen aus AMS-Vormerkung heraus wieder eine Arbeit aufnehmen. Die Arbeitsaufnahmen aus AMS-Vormerkungen reduzierten sich in der zweiten Märzhälfte jedoch deutlich.

Geschätzte 3.626.000 Personen, das sind mindestens 150.000 Personen weniger als im März 2019 bzw. -4,0%, befanden sich Ende März 2020 in unselbständigen Beschäftigungsverhältnissen.

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