Twitter: Elon Musk kündigt Lesebeschränkung von Tweets an
Twitter hat vorübergehende Lesebeschränkungen eingeführt, um gegen "extremes Ausmaß" von Data-Scraping (Anm.: Dabei werden Informationen von einer Website in eine Datenbank übertragen) und Systemmanipulationen vorzugehen, sagte Elon Musk in einem Beitrag auf der Social-Media-Plattform.
Verifizierte Konten sind vorübergehend auf das Lesen von 6.000 Beiträgen pro Tag beschränkt, sagte Musk, und fügte hinzu, dass nicht verifizierte Konten und neue nicht verifizierte Konten auf das Lesen von 600 Beiträgen pro Tag und 300 Beiträgen pro Tag beschränkt sind.
Musk kündigte jedoch später in weiteren Tweets an, das Limit bald erhöhen zu wollen. Nutzer verifizierter Konten könnten dann bis zu 10.000 Beiträge täglich lesen, solche mit nicht verifizierten Accounts 1.000 und mit neuen nicht verifizierten Accounts maximal 500 Beiträge.
Maßnahme sorgte für Unmut
Die Maßnahme sorgte für Empörung unter den Twitter-Nutzern. „Diese App ist tot“, kommentierte etwa ein Nutzer unter den Tweet des Eigentümers .Der Hashtag #RIPTwitter (Ruhe in Frieden, Twitter) machte die Runde.
Für harsche Kritik sorgte auch der Umstand, dass für verifizierte und nicht verifizierte unterschiedliche Lesebeschränkungen gelten. Hintergrund: Twitter hatte unter Elon Musk die Vergabe der Verifikationshäkchen umgestellt. Nutzerinnen und Nutzer können sich diese mit einem Bezahl-Abo besorgen und müssen lediglich eine Telefonnummer hinterlegen. Zuvor hatte Twitter sie nur an einwandfrei verifizierte Accounts von öffentlichem Interesse vergeben.
Twitter im Krisenmodus
Seit der Twitter-Übernahme durch Musk vor rund acht Monaten hat sich bei dem Kurznachrichtendienst vieles verändert. Die Umwidmung der Verifikationshäkchen sorgte für besonders viel Kritik. Viele Prominente, für die die Häkchen einst geschaffen wurden, weigerten sich, dafür Geld zu bezahlen. Dagegen sprangen viele Musk-Fans und Rechte, die sich von Musk als einflussreicher Verstärker ihrer politischen Ansichten ermutigt fühlten, auf den Zug auf.
Musk hatte Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar gekauft. Darauf folgte ein Einbruch der Werbeeinnahmen, er setzt stärker auf Abo-Erlöse. Für einen Nutzer oder eine Nutzerin kostet das Abo - Twitter Blue - um die acht Euro im Monat.
Anreize für ein Bezahl-Abo schaffen
Es liegt nahe, dass Musk mit der Neuerung auch Anreize dafür schaffen will, dass Nutzerinnen und Nutzer ein Bezahl-Abo abschließen. Außerdem ist er dafür bekannt, mit solchen Aktionen immer wieder viel Aufmerksamkeit für sich und die Plattform erzeugen zu wollen. Sein Tweet zu der Einführung der neuen Lesebeschränkungen sei ironischerweise von einer „Rekordzahl“ an Nutzerinnen und Nutzern gelesen worden, behauptete Musk in einem späteren Tweet.
Klage von Ex-Mitarbeiter
Ein ehemaliger Twitter-Mitarbeiter hat das Unternehmen von Elon Musk unter dem Vorwurf verklagt, fast 900 Schiedsverfahren von Ex-Mitarbeitern zu verschleppen. Der Kurznachrichtendienst weigere sich, die Gebühren für mindestens 891 derartige Fälle zu bezahlen, hieß es am Montag. Die Betroffenen wurden entlassen oder kündigten, nachdem Tesla-Chef Musk die Social-Media-Firma im vergangenen Jahr übernommen hatte.
Entlassene Mitarbeiter hätten dabei vertraglich einem Schlichtungsverfahren zustimmen müssen im Austausch für Abfertigungen. Angestrebt wird eine Sammelklage. Grund für die eigentlichen Schiedsverfahren ist der Vorwurf, Twitter habe die Abfertigungen zurückgehalten.
Bei einem derartigen Schlichtungsverfahren müssen die Arbeitgeber die anfänglichen Anmeldegebühren von etwa 1.500 Dollar übernehmen, damit das Verfahren anlaufen kann. Dem Kläger zufolge erklärte der von Twitter beauftragte Schiedsdienst JAMS den ehemaligen Mitarbeitern in der vergangenen Woche, es würden keine Fälle bearbeitet, bis das Unternehmen die Gebühren bezahle. Die Klage wurde bei einem Bundesgericht in San Francisco eingereicht. Twitter hat keine PR-Abteilung mehr. Das Unternehmen reagierte auf eine E-Mail-Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nach einer Stellungnahme mit einer automatischen Antwort, die ein Kothaufen-Emoji enthielt.
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