Tupperware: Registrierkasse wird zum Partykiller

Tupperware stellt den Vertrieb neu auf und denkt über Online-Partys nach.
Tupperware-Beraterinnen gaben wegen Registrierkasse auf und schickten Umsatz und Ertrag auf Talfahrt.

Die Registrierkassenpflicht hat der Österreich-Tochter des Direktvertriebsunternehmen Tupperware die Partystimmung ordentlich verdorben. Umsatzstarke Beraterinnen haben ihre Tätigkeit reduziert, um die Grenzen zur Führung einer Registrierkassa – die bei 15.000 Euro Netto-Jahresumsatz liegt – nicht zu überschreiten, manche haben sogar ganz aufgehört.

"Einigen war diese Diskussion rund um die Registrierkassa zu kompliziert, sie wollten sich damit nicht auseinandersetzen und haben daher die Tätigkeit beendet", sagt Peter Moser, Operations Manager Tupperware Österreich. Andere wiederum hätten sich durch die öffentliche Diskussion verunsichern lassen.Tupperware hat in Österreich rund 5000 selbstständige Personen, die die Produkte bei Heimvorführungen vorstellen und verkaufen. 2015 waren es noch 5250 Personen.

Dieser Rückgang hat sich wirtschaftlich bereits im Geschäftsjahr 2016 niedergeschlagen. Der Umsatz ging um 18,5 Prozent auf 11,1 Millionen Euro zurück und der Verlust vergrößerte sich von 430.000 Euro im Jahr davor auf 1,55 Millionen. Insgesamt fanden 118.000 Vorführungen mit 900.000 Gästen statt, beide Werte gingen um rund zehn Prozent zurück.

Der Durchschnittsverkauf pro Vorführung sank um 2,2 Prozent, die Verkaufspreise gingen um zwei Prozent nach oben. Im laufenden Geschäftsjahr 2017 rechnet das Unternehmen mit einer Erholung. "Mittlerweile sind die Beraterinnen mit der Registrierkassa und den neuen Abläufen vertraut. Die Verunsicherung und Unklarheit hat sich gelegt", sagt Moser. Die Umsatzentwicklung habe sich bisher erwartungsgemäß auf dem Niveau von 2016 stabilisiert.

"Etwas angestaubt"

Die negative Umsatz- und Gewinnentwicklung soll allerdings nicht nur an der Registrierkassenpflicht liegen, hört man aus Branchenkreisen. Das Partymodell, auf das Tupperware setze, sei nicht mehr ganz State-of-the-art, hört man von einem Branchenkenner. Unter einer Party verstehe man heute eher ein Clubbing oder etwas "Fetziges", so gesehen seien die Verkaufsveranstaltungen von Tupperware "etwas angestaubt". Durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten würde man schneller "alt aussehen".

Allerdings hat Tupperware das bereits erkannt und reagiert. "Natürlich sind wir in Zeiten von steigendem Online-Handel damit konfrontiert, dass es immer mehr Menschen gibt, die die Produkte lieber schneller haben möchten oder direkt bestellen wollen", sagt Moser. Tupperware versuche, die Party interessanter zu machen, indem man sie digitalisiere.

"Es gibt schon erste Versuche von Online-Partys, wo Personen via Web-Cam dabei sein können." Auf die Party ganz verzichten wolle das Unternehmen nicht, die persönliche Beratung und das Service seien unverzichtbar. Viele der Produkte hätten Zusatzfeatures, die man auf den ersten Blick nicht erkenne, etwa wie man in fünf Minuten einen köstlichen Aufstrich zubereite. "Ohne Party wäre man wahrscheinlich nie auf diese Idee gekommen", sagt Moser. Prognosen seien in der Branche schwierig, er rechne aber 2018 mit einem leichten Umsatzwachstum.

Die Produkte werden zu 100 Prozent aus dem Ausland importiert und stammen fast ausschließlich aus Fabriken in Belgien und Frankreich. Im Werk in Belgien gibt es eine eigene Design-Abteilung, die jährlich rund 60 neue Produkte auf den Markt bringt und die Sortimente an neue Trends anpasst.

Branche verzeichnet Wachstum

Der Branche selber geht es in Österreich gut. 2015 machten rund 90 Direktvertriebsunternehmen in Österreich 330 Millionen Euro Umsatz. Das war eine leichte Steigerung gegenüber dem Jahr davor, sagt Gudrun-Johanna Korec-Neszmerak, Vorsitzende des österreichischen Verbands der Direktvertriebsunternehmen. Das Konzept funktioniere also nach wie vor. Die Branche schaue in Summe einer positiven und stabilen Zukunft entgegen, auch wenn das Wachstum nicht mehr so groß sei wie früher.

Die Direktvertriebsbranche lässt sich in zwei Hemisphären unterteilen. Zum einen gibt es internationale Unternehmen wie Amway, Tupperware oder Herbalife, zum anderen kleinere Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, wie Ringa, Cosmoterra und Sowana. Bei den kleineren Unternehmen ist laut Korec-Neszmerak dynamischeres Wachstum als bei den großen zu beobachten.

Die größte Herausforderung ist wie in anderen Branchen die Digitalisierung, die Chancen und Risiken bringe. Vor allem das mobile Internet sei ein Thema. „Damit muss man Schritt halten können und sich anpassen“, sagt Korec-Neszmerak. Das betreffe nicht nur den Verkauf, sondern auch die Kommunikation, man müsse daher auch Blogs und Social Media nutzen.

Ein anderes Problem sei, dass Finanz-, Gewerbeamt und Sozialversicherungsträger den Begriff Selbstständigkeit unterschiedlich auslegen würden. Hier sei man der persönlichen Interpretation ausgeliefert.

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