TTTech angelt sich Austro-Investor und steuert auf Börsegang zu
Das auf Steuerungssoftware unter anderem für das autonome Fahren spezialisierte Wiener Hightech-Unternehmen TTTech ist bei Investoren heiß begehrt. Erst im Vorjahr ließ der südkoreanische Smartphone-Riese Samsung 75 Mio. Euro für eine strategische Partnerschaft springen, zuvor beteiligten sich schon Infineon, GE und Audi. Jetzt ging mit der B&C-Gruppe auch ein österreichischer Kerninvestor an Bord.
Die B&C Innovation Investments (BCII) erwarb neun Prozent an TTTech und zahlte dafür einen „zweistelligen Millionenbetrag“. Näher wollte Wolfgang Hofer, Vorstand der B&C Privatstiftung, den Kaufpreis nicht beziffern. Das Investment sei längerfristig angelegt, man sehe sich als Wachstumsbegleiter. Für die 2016 gegründete BCII ist es bereits die vierte Firmenbeteiligung im Technologiesektor, nach der Wiener Flightkeys die zweite in Österreich. Bisher wurden rund 20 Mio. Euro ausgegeben, weitere Investments werden laufend geprüft.
Für TTTech-Mitgründer und Vorstand Georg Kopetz sichert B&C, dass sein Unternehmen mehrheitlich in österreichischer Hand bleibt. „Mir ist eine Stiftung lieber als ein Private-Equity-Fonds, der schon nach ein paar Jahren wieder aussteigt“, sagt Kopetz. Derzeit gehört das vor 20 Jahren als Spin-off der TU-Wien gegründete Software-Unternehmen noch zu 40 Prozent den Gründern, der Rest ist in Besitz diverser Privatstiftungen. Für heuer wird mit 1700 Mitarbeitern ein Umsatz von 140 Mio. Euro angepeilt.
Neuaufstellung
Um die einzelnen Sektoren Luftfahrt, Industrie, Landmaschinen und Automotive klarer abzugrenzen, verpasste sich TTTech eine neue Firmenstruktur. Die Beteiligung von Samsung, GE, Infineon und Audi flossen in die ausgegliederte Autotochter, an der TTTech 47,6 Prozent hält. „Wir müssen hier global denken. Unser Ziel ist es, so etwas wie ein Betriebssystem für das Auto auf den Markt zu bringen“, erläutert Kopetz seine Vision. Sollte das Wachstum im Bereich autonomes Fahren so weitergehen, ist in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Börsegang geplant. Favorit dafür wäre Wien. Mit BMW konnte ein weiterer Kooperationspartner gewonnen werden. Audi, VW, Porsche und chinesische Autobauer nutzen bereits TTTech-Technologie.
Die B&C-Gruppe, Mehrheitseigentümerin der heimischen Industriekonzerne Lenzing, Semperit und Amag, sitzt nach Anteilsverkäufen und großzügigen Ausschüttungen noch auf einem dicken Finanzpolster. Laut Hofer könnten Unternehmen mit ein oder zwei Milliarden Euro Umsatz aus eigener Kraft gestemmt werden. Er bestätigte auch ein Interesse am Tiroler Gasmotorenhersteller GE Jenbacher. „Wenn wir an so einem Unternehmen nicht interessiert wären, müssten wir blind oder impotent sein.“ Gerüchte über einen angeblichen Ausstieg aus dem Bieterverfahren kommentierte er nicht.
----------------
B&C-Gruppe: Industriegruppe mit Fokus auf Rot-Weiß-Rot
Die B&C Industrieholding steht im Eigentum der B&C Privatstiftung, die 2000 von Bank Austria und Creditanstalt gegründet wurde. Stiftungszweck ist die „Förderung des österreichischen Unternehmertums“. B&C ist Mehrheitseigentümerin von Lenzing, Amag und Semperit mit einem Vorjahres-Gesamtumsatz von 4,2 Mrd. Euro (+16,6 Prozent) und knapp 15.000 Mitarbeitern weltweit, davon 5000 in Österreich. Es wurden 585 Mio. Euro an Steuern und Abgaben geleistet und 695 Mio. Euro (2015–2017) investiert.
Kommentare