Poker um Casinos Austria – alles ist möglich

Die tschechischen Milliardäre haben 11,3 Prozent, können aber nicht weiter aufstocken
Tschechische Oligarchen kaufen Anteil am teilstaatlichen Glücksspielkonzern. Novomatic könnte ausgestochen werden.

Schon hatte es ausgesehen, dass der Erzrivale Novomatic das Sagen beim teilstaatlichen Glücksspielkonzern Casinos Austria (samt der Cash-Cow Lotto) bekommt. Doch das Blatt hat sich überraschend gewendet. Die zum börsenotierten VIG-Konzern gehörende Donau Versicherung bestätigte am Donnerstag einen Bericht des KURIER über den Verkauf ihrer Casinos-Anteile an zwei tschechische Oligarchen. Das hat weitreichende Folgen.

Ausschlaggebend war der Preis. Zwei Wochen lang verhandelte die Donau mit intensiv mit allen Interessenten. Die Tschechen legten schließlich "das Kaufangebot mit der höchsten Dotierung". Novomatic hätte ja nachbessern können, hört man.

Konkret wird an eine Austrian Gaming Holding verkauft, deren Muttergesellschaft in den Niederlanden sitzt. Dahinter stehen Karel Komárek und Jiri Šmejc, Eigentümer und Gründer der auch im Glücksspiel engagierten Finanzgruppen KKCG und Emma Capital.

Während die Novomatic die Offerte auf einer Gesamtbewertung der Casinos (Casag) von rund 470 Millionen Euro kalkulierte, dürften die Tschechen deutlich mehr als 500 Millionen Euro bieten. Sie wollen österreichische Investoren ins Boot holen.

Die Frage ist, wen? Im Gespräch sind wie berichtet die Eigentümer des Dorotheums. Die Verlegerfamilie Dichand, die Immobilien-Entwickler Soravia und der Investor Michael Tojner, dem das Wiener Intercontinental-Hotel gehört.

Das Spiel ist kompliziert. Die Donau hält über die CAME-Holding 29,63 Prozent an der Medial Beteiligungs-Gesellschaft. Diese wiederum hat 38,29 Prozent an der Casag. In der Medial haben neben der Donau auch noch die UNIQA Versicherung sowie die Leipnik-Lundenburger Invest des Raiffeisensektors ihre Anteile gebündelt. UNIQA und Leipnik-Lundenburger waren schon mit Novomatic handelseins. Zudem hat Novomatic die Hand auf der Privatstiftung von Maria Theresia Bablik, die 16,79 Prozent an der Casag-Gruppe hält. Womit Novomatic die Casinos beherrschen würde. Ein Drittel gehört noch der neuen Staatsholding ÖBIB.

Mehrheit greifbar

Jetzt kann sich das Blatt allerdings wenden. Mit dem aktuellen Deal halten die Tschechen durchgerechnet zwar nur 11,35 Prozent. Aber alle Casinos-Gesellschafter haben gegenseitige Aufgriffsrechte. Die Frist läuft bis 20. September. Das bedeutet, die Tschechen können über die nun ihnen gehörende CAME-Holding die Anteile der anderen Aktionäre aufgreifen. Dieses Szenario ist durchaus realistisch. Die Oligarchen betonten, die Mehrheit an den Casinos und den Lotterien zu wollen.

Und Novomatic wäre aus dem Rennen. "Schade, dass offenbar eine österreichische Lösung aufs Spiel gesetzt wird", bedauert man in Konzernzentrale in Gumpoldskirchen.

Finanzminister Hans Jörg Schelling hatte signalisiert, er wolle keine ausländischen Oligarchen im Glücksspielgeschäft. Doch die Noch-Gesellschafter können nicht auf staatspolitische Interessen Rücksicht nehmen, sondern müssen ihre Anteile so teuer wie möglich verkaufen.

Heftig am Pokern ist außerdem noch Othmar Ederer, Chef der Grazer Wechselseitigen. Die Versicherung ist neuer Eigentümer der vormaligen Kirchenbank Schelhammer & Schattera, die schon lange bei den Casinos als Eigentümerin mitspielt.

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