Trump gegen Powell: So brutal wird das Match um die US-Notenbank
Die USA sind nach Deutschland und noch vor Italien Österreichs zweitwichtigster Exportmarkt. Wie es wirtschaftlich und wirtschaftspolitisch in den Vereinigten Staaten nach dem Wahlsieg von Donald Trump weitergeht, ist für viele heimische Unternehmen von größter Bedeutung.
Insbesondere Trumps Pläne, die Zölle auf Importe zu erhöhen, werden breit diskutiert. Denn höhere US-Zölle könnten heftige Reaktionen der bisherigen Partner provozieren und letztlich in einen veritablen Handelskrieg münden. Dann kämen zwar für den klammen US-Staatshaushalt Milliarden an Mehreinnahmen aus den Zöllen herein, die sich Trump zur Finanzierung seiner Steuersenkungspläne erhofft. Doch dürften höhere Importpreise die Inflation in den USA erneut anheizen.
Die Teuerung ist momentan im Griff. Das hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) am vergangenen Donnerstag zur zweiten Leitzinssenkung nach der Zinswende im September veranlasst hat.
Doch wie geht es weiter?
Für den Dezember erwarten Analysten und Bank-Ökonomen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent einen dritten Zinsschritt der Fed um weitere 0,25 Prozentpunkte nach unten. Dann dürfte eine längere Pause folgen, um ab dem Frühjahr 2025 zu sehen, ob und wie Trump seine Zollpläne und „America-First“-Politik tatsächlich umsetzt.
Die meisten Beobachter rechnen aktuell damit, dass zur Jahresmitte 2025 das Ende der Zinssenkungsrunde bei einem US-Leitzins von 3,75 bis 4,0 Prozent erreicht sein wird.
Das birgt gehörig Zündstoff für das Verhältnis zwischen Trump und Fed-Präsident Jerome Powell. Denn Trump will das US-Wachstum seiner Natur gemäß maximal ankurbeln und dazu dienen unter anderem niedrigere Zinsen.
Powell, dessen Amtszeit 2026 endet, ist um keinen Konter verlegen. Er betont, sich keinesfalls von politischen Erwägungen leiten zu lassen. Er will nicht weichen, selbst wenn ihn Trump dazu auffordern sollte. Seine Absetzung sei rechtlich auch gar nicht möglich. Für die deutsche Zeit ist Powell „der letzte Nein-Sager“. Soll heißen: Er wird die Zinsen auch gegen Widerstand hoch halten, wenn es der Kampf gegen die Inflation wieder nötig macht.
US-Expertin, Finanzmarktkennerin Monika Rosen sagt dazu im KURIER-Gespräch: „Ja, es ist leider zu befürchten, dass Trump verbalen Druck gegen die Fed aufbauen wird. Die Unabhängigkeit der größten Notenbank der Welt ist aber ihr höchstes Gut und diese Unabhängigkeit muss Powell verteidigen, so gut es irgendwie geht.“
Gegen eine wirklich schmutzige Schlammschlacht zwischen Trump und Powell spreche freilich die Unruhe, die allzu heftige Attacken aus dem Weißen Haus an den Finanzmärkten auslösen würden. Rosen: „Trump hat ein Herz für die Wall Street. Das ist ja auch Teil der Euphorie, die man derzeit an den Märkten sieht.“
Ungemach drohe weniger von der Aktienentwicklung für Trump, sondern bei den US-Staatsanleihen. Sein Wirtschaftsprogramm dürfte die US-Staatsverschuldung von aktuell 100 auf 140 Prozent des BIP treiben, das jährlich Defizit könnte von sechs auf acht bis neun Prozent steigen. Rosen: „Wenn einmal die Diskussion über die US-Kreditwürdigkeit aufkommt, könnte das für viel Unruhe sorgen, den Dollar schwächen und das wäre ein großes Eigentor für die nächste US-Regierung.“
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