Trünkel startet mit Filetstücken neu durch
Der Wiener Fleisch- und Wurstwarenhersteller Trünkel schlägt mit dem Neustart seines Unternehmens einen für die Branche ungewöhnlichen Weg ein: Filialen wird es keine mehr geben, auch die eigene Produktion ist Geschichte. Michael Trünkel startet in abgespeckter Form neu durch.
Er setzt auf Partnerschaften in der Produktion und legt den Schwerpunkt auf die Belieferung der Gastronomie. „Wir konzentrieren uns auf die Filetstücke“, formuliert es Trünkel. Seine Familie hatte zuletzt viel Geld im Filialgeschäft verbrannt, dazu kamen veraltete Produktionsanlagen, deren Modernisierung Millionen verschlungen hätte. Ein Wagnis, dass die Familie nicht mehr eingehen wollte. Vor einem Monat schloss die Firma in ihrer alten Form. Parallel dazu startete Michael Trünkel mit 25 Mitarbeitern – viele davon aus dem alten Team – neu durch. „Wir konzentrieren uns auf die Gastronomie, wo wir schon früher stark waren, und einige Produkte für den Lebensmitteleinzelhandel.“
Würstel, Selchfleisch, Streichwurst und Pasteten von Trünkel werden nun zu 60 Prozent vom niederösterreichischen Familienbetrieb Berger Schinken produziert – nur noch das Rezept und die Rohstoffe kommen von Trünkel. „Wie auch im Getränkebereich schon längst üblich, gehen wir den Weg der Auftragsproduktion“, erklärt Trünkel. Berger Schinken habe gerade sechs Millionen Euro in neue Anlagen investiert, könne damit auf einem ganz anderem Niveau produzieren als es Trünkel je konnte. Auch andere Konkurrenten sind offenbar froh, dass sie ihre teuren Anlagen mit der Produktion für Trünkel auslasten. Unter anderem fertigen die Wiener Firma Radatz oder der oberösterreichische Betrieb Hochreiter für den ehemaligen Mitbewerber. Dieser peilt für das heurige Jahr einen Umsatz in Höhe von fünf Millionen Euro an, ab 2018 sollen es 7,5 Millionen Euro jährlich sein.
Kommen soll das Geschäft zu 80 Prozent aus der Gastronomie, in der Trünkel – dank der alten Firma – vom Start weg 500 Kunden vorweisen kann. Unter anderem ist Trünkel der Hauptlieferant für Leberkäse bei den österreichischen BP-Tankstellen, beliefert aber auch viele Heurige und Bierlokale. Trünkel betont, dass das von ihm gelieferte Fleisch zu 80 Prozent aus Österreich kommt: „Schwein aus dem Waldviertel, Rind aus Oberösterreich.“
Hoher Aktionsanteil
Im Lebensmitteleinzelhandel fährt Trünkel das Sortiment dagegen zurück. Händler haben zuletzt ihre eigenen Fleischfabriken hochgefahren, der Markt ist umkämpft und preisgetrieben. Laut den Zahlen der AMA geht im Handel mindestens jedes dritte Stück Fleisch zu Aktionspreisen über die Ladentheke.
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