Trendumkehr am heimischen Milchmarkt: Weniger Liefermenge und höhere Preise

Vier Kühe waren am Dienstagvormittag von einem Bauernhof in Parndorf entlaufen.
Die Abschaffung der Milchquoten in der EU hat den Markt verändert. Die Bauern werden sich an massive Preisschwankungen bei den Erzeugerpreisen gewöhnen müssen.

Mit den Überschüssen bei der Milchproduktion in Österreich ist es vorerst vorbei. Die Liefermengen an die Molkereien sind deutlich gesunken. Vor ein bis zwei Monaten habe sich der Trend "gedreht", berichtet Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch. "Derzeit haben wir ein Minus von drei bis vier Prozent." In den ersten sechs Monaten des heurigen Jahres waren die Milchlieferungen an die Berglandmilch verglichen mit dem Vorjahreszeitraum noch um sieben Prozent gestiegen.

Die Berglandmilch ist die größte Molkerei in Österreich. Es werden jährlich etwa 1,25 Milliarden Liter Milch verarbeitet.

Nicht nur die Milchbauern in Oberösterreich produzieren weniger. Auch bei der NÖM in Niederösterreich sind die Liefermengen gesunken, bestätigt Vorstand Alfred Berger . "Wir sind unter Null".

Hoffnungsschimmer

Die Milchbauern können daher zu Recht mit höheren Preisen in den kommenden Monaten rechnen. Der erste Schritt in diese Richtung ist bereits erfolgt. Im Juli lag der Erzeuger-Milchpreis mit durchschnittlich 29,8 Cent je Kilo etwas höher als im Vormonat. In der Agrarmarkt Austria sieht man daher einen "Hoffnungsschimmer beim Erzeugermilchpreis". Zu früheren Preis-Rekorden ist es allerdings noch weit. Vor einigen Jahren bekamen die Milchbauern noch 40 Cent pro Kilogramm.

Bisher wurde auch mit Sonderangeboten versucht, den Absatz zusätzlich anzukurbeln. Derartige Aktionen, wie etwa der Verkauf von Butter im Lebensmitteleinzelhandel zum Sonderpreis, wird es in kommenden Monaten wohl deutlich weniger geben.

Jedenfalls hat die Abschaffung der Milch-Lieferkontingente in der EU die Tendenz zu massiven Preisschwankungen verstärkt. Die sogenannte Volatilität (lat. volatilis für fliegend, flüchtig) der Märkte ist im Milchbereich längst zur Realität geworden. Es wird daher auch in Zukunft immer wieder deutliche Preisschwankungen nach oben und unten geben.

Viehbestand

Sind die Preise hoch, dann gibt es auch etwas zu verdienen. Daher wird der Milchviehbestand und damit auch die Liefermenge aufgestockt. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern dauert ein paar Monate.

Dann steigen die Milchliefermengen an die Molkereien kontinuierlich an. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder Überschüsse gibt und die Preise fallen. Nun wird der Milchviehbestand reduziert, weil es wenig bis nichts zu verdienen gibt. Das dauert dann wieder ein paar Monate und der Zyklus beginnt von vorne .

Die EU versucht durch Markteingriffe die Härten abzumindern. Das ist durchaus ehrenwert und ist auch teilweise gelungen. Es wurde Milch aufgekauft und zu Milchpulver verarbeitet. Ohne die Intervention wäre der Milchpreis wohl noch stärker gefallen.

Das aktuelle Angebot der EU an die Milchbauern macht allerdings wenig Sinn. Seit 8.September können die Bauern bei der Agrarmarkt Austria um Beihilfen für die Reduktion der Produktionsmenge ansuchen. Doch die Maßnahme kommt zu spät. Es wird derzeit ohnehin weniger angeliefert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Die aktuelle Milchreduktions-Beihilfe ist eher ein Betrag zur Beschleunigung der Preisschwankungen. Außerdem gibt es Erklärungsbedarf. Denn wie erklärt man den Werktätigen außerhalb der Landwirtschaft, dass es gerecht ist, jemanden Geld dafür zu geben, dass er weniger produziert als bisher?

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