Traumschiff soll Kassen der SPD füllen

Traumschiff soll Kassen der SPD füllen
Die deutsche Oppositionspartei sucht einen ungewöhnlichen Weg aus der Finanznot: Sie will im Kreuzfahrt-Markt mitmischen.

Zehn Tage Kreuzfahrt ins Baltikum und nach St. Petersburg, mit Vollpension und festlichem Kapitäns-Dinner, und das ab 999 Euro pro Person - dieses Angebot klingt verlockend. Doch es stammt nicht etwa von TUI oder Neckermann, sondern von der deutschen SPD. Diese will ab Mai 2012 mit der Vermarktung der "MS Princess Daphne" im lukrativen Kreuzfahrt-Markt mitmischen.

Das 162 Meter lange und mit höchstens 440 Passagieren eher kleine Schiff soll exklusiv für den deutschen Markt angeboten werden. Der umgebaute Frachter aus den 50er-Jahren, der seit 1975 als Kreuzfahrtschiff dient und bereits mehrmals den Besitzer wechselte, gehört einer griechischen Reederfamilie mit Sitz in Lissabon.

"Klassischer Liner"

Derzeit wird er noch von Hansa Touristik vermarktet. "Der klassische Liner mit dem besonderen Ambiente: gemütlich, freundlich und familiär", heißt es auf der Hansa-Homepage. "Auf der ,Daphne' wird man in hohem Maß verwöhnt", lobt ein Urlauber in einem Bewertungsforum.

Künftig wird das Schiff von der neu gegründeten Firma Ambiente Kreuzfahrten angeboten, Rabatt für Parteimitglieder soll es nicht geben. Die meisten Urlauber werden gar nicht wissen, wer dahinter steht: die FFR Ferien-, Freizeit- und ReiseService GmbH, ein Unternehmen der SPD, zu dem Ambiente gehört und das in den kommenden Monaten ausgebaut werden soll.

Die GmbH bot bisher vor allem Fahrten zu Parteitagen und Bildungsreisen an. "Gegen den Trend zu Kreuzfahrtschiffen mit Tausenden Passagieren wollten wir Reisen auf einem kleinen, klassischen Mittelklasseschiff anbieten, die man sich leisten kann", erklärt FFR-Geschäftsführer Wilm dem KURIER.

2010 verdiente die SPD-Reiseservice GmbH bei acht Millionen Euro Umsatz rund 240.000 Euro. Mit der "Daphne" soll diese Summe erhöht werden, auch wenn Wilm betont: "Reich werden kann man mit nur einem Schiff bestimmt nicht."

Eine andere SPD-Tochter hat zuletzt hohe Verluste gemacht: die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG). Diese betreibt drei Druckereien und beteiligt sich an zahlreichen Zeitungen, darunter Öko-Test, Neue Westfälische und Sächsische Zeitung. Jährlich liefert die DDVG 6,5 Millionen Euro Dividenden an die SPD ab. Im Vorjahr schrieb sie zum ersten Mal seit 1993 rote Zahlen und verlor 14 Millionen Euro. Hauptgrund ist die Krise der Frankfurter Rundschau , an der sie zu 40 Prozent beteiligt ist. Die MS Princess Daphne könnte das Ruder herumreißen.

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