Ausgeraucht und ausgedämpft

Trafikant Friedrich Mizerovsky, Trillergasse 4, 1210 Wien am 05072013
Anti-Raucher-Kampagnen sorgen für sinkende Umsätze. Unrentable Trafiken schließen.

Sogar in manchen Trafiken herrscht Rauchverbot. Wenn Friedrich Mizerovsky eine Zigarre rauchen will, muss er seine Trafik in Wien-Floridsdorf verlassen und im Gastgarten gegenüber Platz nehmen. Denn die Trafik liegt im Einkaufszentrum Trillerpark in Wien-Floridsdorf, und im Einkaufszentrum ist generelles Rauchverbot.

Die konsequente Anti-Raucher-Politik, wie sie vor allem von der EU forciert wird, schmälert nicht nur den Gewinn der Tabakindustrie, sondern auch die Renditen der Trafikanten. Einst galt eine Trafik als sichere Altersversorgung. Doch das stimmt heute nicht mehr für alle Standorte. „Es wird uns so gehen wie den Greißlern“, lautet die pessimistische Prognose von Mizerovsky. „Trafiken werden wegen Unrentabilität geschlossen. Nur die Großen überleben.“

Das mag die Gesundheitspolitiker freuen, doch über 50 Prozent der Trafikanten sind Behinderte. Derzeit werden Tabakfachgeschäfte, so der offizielle Name, nur an Behinderte vergeben. Übernahmeberechtigt sind außerdem direkte Angehörige, sofern sie fünf Jahre im Geschäft mitgearbeitet haben.

Weniger Umsatz

Tabakwaren sind zwar nach wie vor das Hauptgeschäft, aber die Umsätze sinken Jahr für Jahr um jeweils drei Prozent. Das wird sich angesichts der Anti-Raucher-Pläne der EU auch nicht so bald ändern. Als nächster Schritt sollen etwa die Warnhinweise auf den Packungen, die vor den Gefahren des Rauchens warnen, deutlich vergrößert werden.

Die Verluste beim Tabakgeschäft lassen sich nicht so einfach kompensieren. „Bei Zeitschriften und Zeitungen gab es bei mir im ersten Halbjahr 2013 ein Umsatzminus von sechs Prozent“, beschreibt Mizerovsky den müden Geschäftsgang. Dabei bemüht er sich ohnehin um ein breites Angebot. „Ich habe etwa 1000 verschiedene Zeitschriften im Geschäft.“

Auch das Standbein Lotto/Toto ist längst nicht mehr das, was es einmal war. „Die Ausweitung der Annahmestellen der Lotterien von 3500 auf über 5000 muss zu Umsatzeinbußen führen“, ärgert sich der Fachverbands-obmann in der Wirtschaftskammer Peter Trinkl. Auch wegen der anderen zusätzlichen Glücksspielangebote rechnet Trinkl damit, das etwa ein Drittel der Trafikanten „auf unterschiedlichem Niveau unter Druck kommen.“

Mehr Konkurrenz

Zumal es mittlerweile rund 3800 Tabak-Verkaufsstellen in der Gastronomie, bei Nahversorgern oder in Tankstellen gibt. Die Zahl der klassische Trafiken ist auf 2630 gesunken. Ein Trend, der sich weiter fortsetzen wird. Damit die Trafik auch den Trafikanten ernähren kann, sollte der Brutto-Jahresumsatz mit Tabakprodukten mindestens 500.000 Euro betragen, so die Geschäftsführerin der Monopolverwaltung, Tina Reisenbichler. Daraus ergibt sich ein ungefähres Monatseinkommen von 1500 Euro netto. Dazu kommen Einnahmen aus Lotto und Zeitschriftenverkauf.

Reisenbichlers Ziel ist es, durch Zusammenlegung von Trafiken mit Umsatzproblemen den Erlös aus dem Tabakgeschäft auf 700.000 Euro pro Jahr und Trafik zu steigern. Denn Trafiken dürfen bis zu 66 Stunden pro Woche offenhalten. Außerdem muss sich der Eigentümer um die Buchhaltung und den Einkauf kümmern. Das ist ohne Personal kaum zu schaffen. Aber der Verzicht auf die langen Öffnungszeiten würde zu Einkommenseinbußen führen. Reisenbichler: „Es ist nun mal ein Gröscherlgeschäft.“

In Österreich werden mit Tabakwaren jährlich rund 2,6 Milliarden Euro umgesetzt. 75 Prozent davon fließen über Steuern ins Budget. Marktführer mit einem Anteil von 36,5 Prozent ist Philip Morris. Der US-Konzern lag 2012 mit der Zigarettenmarke Marlboro auf Platz eins des Verkaufsrankings. Auf den zweiten Platz kam mit Chesterfield ebenfalls ein Produkt von Philip Morris.

Während sich der US-Hersteller über stete Zuwachsraten freuen darf, geht es mit dem früheren Monopolisten Austria Tabak bergab. Der Marktanteil beträgt nur mehr 32,6 Prozent. Vor der Privatisierung und des Verkaufs der Austria Tabak an Japan Tobacco International betrug der Marktanteil noch über 50 Prozent. Besonders beliebt waren die Marken Milde Sorte und Memphis. Letztere wurde von Chesterfield überholt.

Leicht verloren hat auch die Nummer drei Imperial Tabacco (Gauloises, JPS), leicht dazugewonnen hat British American Tobacco (Parisienne, Pall Mall).

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