Tourismus schafft es nicht aus dem Krisentief

Tourismus schafft es nicht aus dem Krisentief
Statistik Austria: Bisherige Wintersaison 2021/22 mit 33,2 Mio. Nächtigungen immer noch um fast 40 Prozent unter Vorkrisenniveau.

Zunächst die Pandemie, nun der Ukraine-Krieg - das macht aufkeimende Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr zur Normalität zunichte, auch im heimischen Tourismus. Schon alleine aufgrund von Corona lagen die Buchungen in der bisherigen Wintersaison 2021/22 (November bis Februar) mit nur 33,2 Millionen Nächtigungen um fast 40 Prozent nach wie vor deutlich unter dem Vorkrisenniveau im Winter 2019/20, wie aus vorläufigen Daten der Statistik Austria von heute, Freitag, hervorgeht.

Gegenüber dem vorangegangenen Winter 2020/21 bedeutet die heurige Nächtigungsbilanz mit einem Plus von 29,7 Millionen Buchungen freilich fast eine Verdoppelung, allerdings von einem historisch niedrigen Niveau aus. Denn infolge der fast durchgängigen behördlichen Betretungsverbote für Urlauber in den Beherbergungsbetrieben war der vergangene Winter für den Tourismus quasi ein Totalausfall - nur Geschäftsreisen und Kuraufenthalte waren erlaubt. Gegenüber dem Vorjahr hat sich auch die Zahl der Gästeankünfte im heurigen Winter bisher um 7,3 Millionen auf 8 Millionen nahezu verdoppelt.

Nur langsame Erholung

"Österreichs Tourismus erholt sich nur langsam von der Coronakrise", hielt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas fest. Vor allem der Februar zeigte zunächst ein starkes Comeback-Zeichen. Auf den traditionell stärksten Monat der Wintersaison entfielen 13,6 Millionen Nächtigungen, das war fast die Hälfte der bisherigen Winterbuchungen und "nur" noch um knapp ein Viertel weniger als im Februar 2019, vor der Pandemie. Am 24. Februar 2022 erfolgte dann der Einmarsch der Russen in die Ukraine, seither herrscht unweit von Österreich Krieg.

Im bisherigen Kalenderjahr 2022 (Jänner und Februar) hatten sich bis dahin deutliche Erholungstendenzen gezeigt, mit einen Rückstand bei den Nächtigungen von 27,9 Prozent zum gleichen Zweimonatszeitraum 2020 knapp vor Corona. Heuer wurden bisher 23,8 Millionen Übernachtungen von 5,53 Millionen Gästen verbucht.

Kein Vorkrisenniveau in Sicht

Die - relativ - guten Februarergebnisse "weder in die eine noch in die andere Richtung überinterpretieren" will der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Markus Gratzer, wie er in einer Aussendung betonte. "Von den Vor-Corona-Werten sind wir noch weit entfernt." Vor allem in der Stadthotellerie. Insgesamt gäben die Februar-Zahlen aber durchaus Hoffnung. "Auch für den März sehen die Buchungen gut aus - sinken die Infektionszahlen rechtzeitig vor Ostern, wird noch einiges dazukommen und wir machen einiges an Boden wett", so der Branchensprecher. "Wichtig wäre eine rasche Rückkehr zur Normalität."

Der ÖHV-Generalsekretär verwies dabei auf eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren, allen voran steigende Energiepreise und höhere sonstige Ausgaben sowie Gästeausfälle aus Fernmärkten infolge der Ukraine-Krise. "Die Nachfrage steigt, doch den Betrieben galoppieren die Kosten davon und so viele offene Stellen sind schwer zu besetzen - wirtschaftlich arbeiten ist aktuell ein Spagat", so Gratzer.

Sorgenkind Wien

Trotz erster Erleichterung über das spürbare Anspringen der Buchungen im Februar, bleibt zu bedenken, dass dies fast ausschließlich die Ferienhotellerie betrifft. Darauf wies auch die Wirtschaftskammer Wien hin. "Man darf hier nicht alle Bundesländer in einen Topf werfen - wir in Wien haben im Februar 2022 lediglich 43 Prozent der Nächtigungszahlen von Februar 2019 erzielt", strich der Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Markus Grießler, hervor.

Gegenüber dem Vorkrisenniveau im Februar 2019 war das Nächtigungsminus in der Bundeshauptstadt mit 57 Prozent mehr als doppelt so groß wie im bundesweiten Durchschnitt (24 Prozent) Im bisherigen Winter liegt Wien bei den Nächtigungen noch um rund 70 Prozent unter den Werten vor der Coronakrise im Winter 2019/20, im Vergleich zu einem Minus von 37,7 Prozent im Österreich-Schnitt.

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