Neue Wanderlust, alte Imagesorge

Der Trend zu Kurzurlauben von zwei bis drei Tagen lenkt den Fokus der Werber auf Nahmärkte, also Österreich und speziell auch Bayern.
Die neue Branchenobfrau will weniger Bürokratie, um mehr Zeit für die Gäste zu haben.

Die Salzburgerin Petra Nocker-Schwarzenbacher lässt sich die Laune nicht verderben. Dass der Start ins Tourismusjahr 2013 wetterbedingt verpatzt war, regt die neue Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft nicht auf. Der Tourismus sei eben eine wetterabhängige Branche. Stimmen die Temperaturen, laufen die kurzfristigen Buchungen für den Sommer auf Hochtouren, meint die 49-Jährige, die selbst einen 4-Stern-Betrieb mit 110 Betten in St. Johann im Pongau führt.

Zuletzt checkten verstärkt österreichische Urlauber in heimischen Gästehäusern ein. Zum Vergleich: Vor zwanzig Jahren verbrachten die Österreicher 18,36 Millionen Nächte in heimischen Beherbergungsbetrieben, im Vorjahr waren es 20,45 Millionen. Auch die Jungen zieht es wieder in die Berge. Nocker-Schwarzenbacher: "Wandern ist wieder aktuell, sogar die Jungen wollen jetzt wieder in einer Almhütte schlafen, einer Sennerin helfen und eine Wandernadel bekommen." Umfragen zufolge plant jeder vierte Österreicher, heuer im Urlaub wandern zu gehen.

Saisonverlängerung

Um die Sommersaison zu verlängern, hat die Österreich Werbung bereits eine Herbstkampagne in Österreich beschlossen. Start der 450.000 Euro schweren Kampagne, die auf zwei Jahre angelegt ist, ist August. Der Trend zu Kurzurlauben von zwei bis drei Tagen lenkt den Fokus der Werber auf Nahmärkte, also Österreich und speziell auch Bayern.

Die neue Branchenobfrau hat sich unter anderem die Entbürokratisierung auf die Fahnen geheftet: "Dann hätten wir mehr Zeit, um uns um unsere Gäste zu kümmern." Alte Gesetze gehören laut ihrem Geschmack gestrichen, Prüfungsintervalle verlängert. Nocker-Schwarzenbacher: "Ich brauche nicht jeden Monat einen Inspektor, der die Temperatur meines Kühlhauses kontrolliert und den Betrieb aufhält. Da schauen mein Küchenchef und ich schon selber darauf, dass meine Ware frisch bleibt."

Neue Wanderlust, alte Imagesorge
Interview mit Petra Nocker-Schwarzenbacher, der neuen Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am 10.06.2014 in Wien.
Zudem setzt die Salzburgerin, die mit 27 Jahren den elterlichen Betrieb übernommen hat, einen Schwerpunkt auf das Thema Betriebsnachfolge. Mehr als 80 Prozent der 18.000 Beherbergungsbetriebe werden von Familien geführt. Von Vermögenssteuern hält Nocker-Schwarzenberger naturgemäß nichts. "Für uns im Tourismus sind Grund und Gebäude Betriebsmittel. Wer hier die Substanz besteuern will, macht auf Klassenkampf und dabei leider die Basis unserer Arbeit kaputt."

Zudem will die neue Branchenobfrau das Image der Branche als Arbeitgeber aufpolieren. "Der Gast ist anspruchsvoller, die Qualifikation der Mitarbeiter besser geworden und die Dienstzeiten haben sich verbessert." Im Vorjahr waren 450.000 Personen zumindest einmal im Hotel- und Gastgewerbe angemeldet.

Nocker-Schwarzenbacher selbst hat nach Abschluss der Hotelfachschule in Bad Gastein in Australien, England und den USA gearbeitet. Nocker-Schwarzenbacher: "In welcher anderen Branche haben junge Leute solche Chancen?"

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