Tourismus: Gästerekord und der Ruf nach mehr

Heuer wird die Wintersaison lang. Ob sie auch erfolgreich wird, bleibt abzuwarten
Viele Regionen würden noch deutlich mehr Urlauber vertragen, sagt die Branchenobfrau

Ob in Österreich viele oder wenige Touristen unterwegs sind, ist eine Frage der Perspektive. Die Statistiker melden für das Jahr 2018 einen Anstieg der Gästenächtigungen von 3,6 Prozent auf den Rekordwert von 150 Millionen. In allen Bundesländern außer dem Burgenland zeigt die Nächtigungsstatistik nach oben, vor allem die Bundeshauptstadt zieht immer mehr Gäste an. Der Wien Tourismus geht nun schon dazu über, Plätze abseits der üblichen Trampelpfade zu bewerben, um die Urlauberströme zu entzerren. Ob die Liliputbahn im Prater so zu einem neuen Fixpunkt der Städtetouristen mutieren kann, bleibt abzuwarten.

Österreichweit ist die Umleitung von Touristenmassen eher noch ein Randthema. „Overtourism ist nur punktuell ein Thema, etwa in Hallstatt“, betont Petra Nocker-Schwarzenbacher, Branchenobfrau in der Wirtschaftskammer Österreich. „Viele Regionen könnten wesentlich mehr Gäste vertragen als sie derzeit haben“, findet sie.

Dieser Meinung ist auch der Salzburger Hotelier Andreas Gfrerer (Arthotel Blaue Gans). Er warnte kürzlich bei einem Kongress der Hoteliervereinigung (ÖHV) davor, unter dem Schlagwort Overtourism alles in einen Topf zu werfen. Das Phänomen würde sich oft nur auf wenige Straßen und wenige Wochen im Jahr beschränken: „In der Stadt Salzburg haben wir im Jänner definitiv nicht zu viele Gäste. Wenn ich mir meine aktuelle Auslastung anschaue, ist das ein klassischer Fall von Undertourism.“ Auch wenn die Stadt Salzburg im Zeitraum 2006 bis 2015 das Bettenangebot um elf Prozent ausgebaut habe, sei noch immer Luft nach oben. Speziell in der Nebensaison und im gehobenen Segment.

 

Tourismus: Gästerekord und der Ruf nach mehr

 

Bleibt die Frage, wie sich die Urlauberströme in die Nebensaison und auf Nebenschauplätze umlenken lassen. „Genauso gut wie die Verwandschaft. Man hat keinen Einfluss darauf, wann sie vor der Tür steht“, scherzt ein Touristiker. Wohin die Reise geht, entscheiden immer weniger die Destinationsmanager. Das Zepter haben Social Media Plattformen und die Fotos, die auf ihnen kursieren, übernommen. Zuletzt waren das freilich die Fotos von eingeschneiten Wintersportorten. Ob diese die Saison unter dem Strich beflügeln oder ausbremsen werden, bleibt abzuwarten. „Aus Marketing-Sicht gab es in den vergangenen Wochen nicht immer die optimalen Bilder“, sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung. „Für die restliche Saison sind wir optimistisch. Durch die großen Mengen Schnee hoffen wir auf eine lange, erfolgreiche Wintersaison.“

Semesterferien

„Die Semesterferien sind traditionell gut gebucht, da haben uns die Bilder vom Schnee sicher geholfen“, sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher. Sie beobachtet, dass heuer viele besonders kurzfristig buchen. „Es gib in allen Kategorien noch genügend Angebote. Auch für jene, die erst ein, zwei Tage vor Abreise buchen.“

Erfolgreiches Jahr für Tourismus

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