Thalia holt sich DiTech ins Haus

Thalia holt sich DiTech ins Haus
Thalia startet sein neues Konzept und holt sich DiTech ins Geschäft. Die beiden Chefs über ihre neue Partnerschaft.

Die Buchhandelsbranche ist massiv im Umbruch. Der Kunde, will er lesen, läuft schon lange nicht mehr ausschließlich ins Buchgeschäft. Online-Handel und eBook verschieben die Einkaufswelten. Man ordert gedruckte Bücher von daheim – von Amazon etwa – oder liest digital. Für Thalia-Geschäftsführer Josef Pretzl eine "sehr, sehr spannende Zeit". Sein Konzept gegen den weltweiten Umsatzrückgang im stationären Buchhandel: Er will künftig mit Erlebniswelten innerhalb seiner Thalia-Stores punkten. Am 14. Juni wird deshalb in der Wiener Mariahilfer Straße der Computerhändler DiTech 225 Quadratmeter der Geschäftsfläche von Thalia übernehmen, ein Shop-in-Shop-Konzept. Und erst der Anfang. Die beiden Geschäftsführer Josef Pretzl (Thalia) und Damian Izdebski, DiTech, im Gespräch.

KURIER: Herr Pretzl, warum holen Sie sich einen digitalen Partner ins Geschäft?

Josef Pretzl: Der Buchmarkt ist stark unter Druck. Durch das Online-Geschäft und die Digitalisierung der Bücher. Es gilt, neue Ideen zu finden. Wir setzen auf Mehrkanalhandel, also auf die stationären Flächen und das Internet – immer mit Service. DiTech macht das ebenso, wir verbinden zwei starke Marken.

Warum gehen Sie in ein analoges Buchgeschäft?

Damian Izdebski: Ich glaube, dass die Produkte, die wir verkaufen, nicht mehr einer kleinen Gruppe Menschen vorenthalten sind. Wir verkaufen Geräte, die praktisch jeder nützt. Mit der Eröffnung im Thalia-Shop kommen wir näher an Kunden, die Interesse an klassischen Medien haben. Wir kommen an weibliche Kunden heran, an Ältere.

Man könnte meinen, Ihre Kundensegmente passen überhaupt nicht zusammen.

Damian Izdebski: Ich bin der Meinung, dass das perfekt passt. Man muss in neue Zielgruppen vordringen, in solche, die ein Entwicklungspotenzial haben. Ich bin überzeugt, dass die Kooperation für beide Partner neue Kunden bringt.

Internet und eBooks haben Thalia in den vergangenen Jahren wehgetan – jetzt holen Sie sich einen Computerstore ins Haus. Wieso das?

Josef Pretzl: Internet und digitale Bücher haben Thalia nicht weh getan. Sondern der Markt verändert sich in diese Richtung. Wir wollen dort dabei sein. Wir sind gut aufgestellt im globalen Wettbewerb gegen einen großen Spieler (Amazon, red. Anmerkung). Für uns ist die Partnerschaft eine logische Erweiterung: Wir holen jemanden, der die Geräte bereitstellt.

DiTech hatte bisher den Slogan: Computer. Und nicht irgendwas. Jetzt sind Sie im Buchumfeld und nicht mehr ungestört.

Damian Izdebski: Der neue Shop hat keinen Einfluss auf unsere Produktkompetenz und den Service. Wir geben unser Konzept nicht auf, auch wenn dieses Geschäft anders aussehen wird: Mehr Touch-and-Feel, mehr Technik zum Angreifen.

Wird Thalia zum Gemischtwarenhandel? Wie viel muss und kann man fremd vermieten, ohne Kompetenz zu verlieren?

Thalia in der Mariahilfer Straße ist unser Flagship-Store mit mehr als zwei Millionen Besuchern. Das ist ein riesen Konsumtempel. Wir wollen dort einen Auftritt finden, der für die Kunden weiterhin spannend ist. Vor allem auch, und dabei bleibt’s, um das Kernsortiment Buch zu unterstützen. Konkret heißt das: Wir sind dabei, das Haus in Themenwelten zu organisieren. Wir haben immer schon mindestens ein Viertel der Umsätze mit Non-Books gemacht. Früher hatten wir eine Familien-Buchabteilung. Künftig finden sie in der Themenwelt Familie nicht nur Bücher, auch Lernhilfen, Spiele, Ratgeber und andere Artikel. Wir müssen auf diese Verkaufsflächen neue Dinge für die Kunden bringen, müssen junge Menschen fürs Lesen begeistern und sie in deren Welten abholen. Der Ansatz ist nicht, wie viel Fläche können wir vermieten, sondern was passt zu uns, was ist sinnvoll.

Die Berichte waren: Die Mieten sind zu teuer, die Geschäfte sind zu groß, Thalia muss vermieten.

Josef Pretzl: Das kommuniziert die Douglas-Gruppe (der Eigentümer, Anm.) und das steht auch außer Frage. Aber ich muss betonen: Österreich hat eine andere Marktsituation. Wir haben eine komfortable Marktsituation in Österreich, wir haben kein Strukturproblem mit den Standorten. Und wir haben immer schon mehr als Bücher verkauft. In einem deutlich rückläufigen Buchmarkt wachsen wir sogar bei den Büchern.

15 Prozent des Buchhandels online

Eine Studie der Universität Hamburg zeigt, dass sich der traditionelle Buchhandel angesichts der Marktmacht von Amazon und iTunes (Apple) warm anziehen muss. Das Minus im stationären Handel schätzen Experten in Deutschland auf drei Prozent pro Jahr. Die Entwicklung Richtung online passiert in den USA rasanter: Vergangenes Jahr ging Borders (zweitgrößter Buchhändler der USA) pleite. "Der Buchhandel in Österreich setzt derzeit 15 Prozent seines Umsatzes mit dem Internet um", sagt Gerald Schantin, der die heimische Kette Morawa betreibt.

Das Geschäft

Thalia: Bücher und künftig noch mehr

Thalia ist Österreichs größter Buchhändler mit 36 Buchhandlungen und Online-Shop. Der Umsatz Thalia Österreich inklusive Online-Umsatz von buch.de lag im Geschäftsjahr 2010/2011 bei 148,5 Millionen Euro. Mitarbeiterstand aktuell: 820 – Reduktion nicht geplant. Künftig will Thalia Erlebniswelten in seinen Shops präsentieren. Dafür holt man sich ausgesuchte, externe Partner in die Läden.

DiTech: Computer und sonst nix

DiTech ist ein Computerhändler, der stark auf Service setzt: keine Selbstbedienung, umfassende Beratung. Gegründet vor 13 Jahren von Aleksandra und Damian Izdebski beschäftigt DiTech heute 300 Mitarbeiter an 19 Standorten in Österreich. Umsatz 2011: 105 Millionen Euro. Am 14. Juni eröffnet DiTech im Thalia-Shop in der Mariahilfer Straße. Anfangs mit fünf Mitarbeitern.

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