Tempolimit für Turbo-Händler

Vom EU-Parlament wurde die Mindesthaltefrist beim viel kritisierten "Hochfrequenzhandel" auf eine halbe Sekunde erhöht.

Es klingt nach sehr wenig, bedeutet auf diesem Spezialfeld der Börsenwelt aber sehr viel: Im federführenden Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments wurde ein neues Tempolimit für den sogenannten Hochfrequenzhandel eingeführt. Noch muss das Plenum zustimmen und der Rat überzeugt werden, aber eine wichtige Hürde ist genommen, freut sich etwa SP-EU-Parlamentarierin Evelyn Regner.

Die Computersysteme, die heutzutage in Bruchteilen von Sekunden vollautomatisch mit Milliarden an den Weltbörsen handeln, um dabei winzigste Kursdifferenzen zu nutzen, müssen sich nun etwas mehr Zeit lassen. Der Handel wird sozusagen entschleunigt und damit etwas leichter kontrollierbar. Konkret wurde die Mindesthaltefrist je Geschäftsfall von bisher 5 Millisekunden auf 500 Millisekunden, sprich eine halbe Sekunde, verlängert. Die Befürworter freuen sich über den "Sand im Getriebe" der Milliarden-Zocker. Die Gegner verweisen auf die Verteuerung des Geschäftes mit möglicherweise negativen Auswirkungen auf den gesamten Börsehandel.

Allein in Deutschland macht der ultraschnelle Börsehandel nach Schätzungen mittlerweile 40 Prozent des Handelsvolumens aus. Unter anderem deshalb hat das Kabinett in Berlin am Mittwoch einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der zwar eine Zulassungspflicht für die Betreiber des Hochfrequenzhandels und mehr Rechte für die Aufsichtsbehörden vorsieht, aber eben keine Mindesthaltefristen für die Einzeltransaktionen.

Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), kein Freund allzu strenger Finanzmarktregulierungen, sagte: "Wir müssen auch darauf achten, dass wir das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Wir brauchen leistungsstarke Finanzplätze in Deutschland, sonst hat die deutsche Wirtschaft keine Wachstumschancen."

Wien entschleunigt

Anders ist die Situation in Österreich: An der Wiener Börse spielt der Hochfrequenzhandel ein völlig untergeordnete Bedeutung. Eigene Regeln oder Gesetzesvorhaben zur Beschränkungen der Turbo-Händler gibt es daher vorerst nicht.

Unabhängig davon sagte WIFO-Experte Thomas Url zum KURIER: "Den Hochfrequenzhandel sollte man unterbinden. Er ist sehr unfair. Normale Handelsteilnehmer haben keine Chance, in vergleichbare Positionen zu kommen. Das ist fast wie Insiderhandel."

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