Telekomregulator: "Für Konsumenten reicht 4G auch"
Seit Juli ist Klaus Steinmaurer Geschäftsführer im Bereich Telekommunikation und Post der staatlichen Rundfunk- und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). Für den früheren T-Mobile-Juristen ein „echter Traumjob“. Anders als sein Vorgänger, der kaum in Erscheinung trat, hat der neue Telekom-Regulator „nicht vor, leise zu sein“, wie er im KURIER-Interview verrät.
KURIER: Sie waren lange bei einem großen Mobilfunkbetreiber tätig. Sehen Sie sich in Ihrer neuen Funktion eher als Lobbyist für die Mobilfunkbetreiber oder -kunden?
Klaus Steinmaurer: Ich sehe mich gar nicht als Lobbyist. Ich bin für einen fairen Wettbewerb zu guten Preisen, damit auch investiert wird.
Gerade endete die Registrierungspflicht für Wertkarten-Handys. Wie viele Karten fehlen noch?
Die Statistik wird das erst in einem Jahr zeigen, weil die aufgeladenen Handys ja noch länger in Betrieb sind.
Die ersten Betreiber starten mit der fünften Mobilfunkgeneration (5G). Wann wird 5G überall verfügbar sein?
Es wird in etwa so lange dauern wie bei der LTE-Versorgung (4G, Anm.). Wenn wir von flächendeckend reden, so reden wir von besiedeltem Gebiet. Das bedeutet nicht, dass bis ins Hochgebirge jeder Jagdstand mit 5G versorgt werden wird.
Wie werden die Versorgungs-Auflagen für die Mobilfunker aussehen? Geht es eher in Richtung Breite, also Flächendeckung, oder in die Tiefe, also wo es Sinn macht?
Das wird die Telekom-Control Kommission (TKK) als unabhängige Behörde entscheiden. Details dazu werden bis Ende September bekannt gegeben. 5G ist ja keine neue Frequenz, wir arbeiten mit den gleichen Frequenzen wie mit 2G (GSM/GPRS) oder mit 3G ( UMTS). 5G bedeutet nur, dass diese Frequenzen für alle Technologien, vor allem Antennentechnologien, eingesetzt werden können. Die Frequenzen werden weiter für 2G oder 3G verwendet.
Aber 2G und 3G werden irgendwann abgeschaltet. Sind die alten Handys dann wertlos?
2G wird länger in Betrieb bleiben als 3G, weil es internationales Roaming ermöglicht. Ich schätze, dass es bis 2025 oder sogar 2030 bleiben wird. 3G ist als Technologie teurer, weil der Energiebedarf für die Anlagen hoch ist. Das wird innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre auslaufen. Reine 3G-Handys wird es dann wohl nicht mehr so viele geben, aber grundsätzlich gibt es keine Verpflichtung für die Mobilfunker, 3G fortzuführen. Ab 2025 wird es 3G, wenn überhaupt, nur noch als Insellösung geben.
Die häufigsten Anwendungen am Smartphone funktionieren jetzt schon sehr gut. Wozu braucht ein Privatnutzer 5G?
5G ist eine Technologie, die eigentlich für das Internet der Dinge geschaffen wurde, nicht fürs Smartphone. Für Dinge, die der Konsument in seinem Umfeld braucht, reicht 4G auch. Der Unterschied: 4G stellt allen die Bandbreite gleichermaßen zur Verfügung, 5G stellt auf die Antennentechnologie ab. Das heißt, jede Anwendung bekommt so viel Bandbreite, wie sie braucht.
Braucht es eigene 5G-Tarife und dürfen die höher sein als die bisherigen für 4G?
Nein. Den Konsumenten ist doch völlig egal, welche Technologie dahintersteht. Sie wollen für einen bestimmten Tarif eine garantierte Leistung, damit ihre Anwendungen reibungslos laufen.
Mobilfunkanbieter werben gerne mit Geschwindigkeiten, die in der Praxis oft kaum erreicht werden. Was können Konsumenten tun?
Wir werden demnächst ein neues Feature des RTR-Netztests für Haushalte anbieten, mit dem die Qualität des Internet-Anschlusses überprüft werden kann. Schummeln die Mobilfunker, kann das bis zu Schadenersatzleistungen gehen.
Für 5G müssen bis zu 10.000 zusätzliche Antennen vorwiegend auf öffentlichen Plätzen oder Hausmauern montiert werden, die mit höherer Frequenz strahlen. Rechnen Sie mit Widerständen aus der Bevölkerung?
Da wird sehr viel Aufklärungsarbeit nötig sein, vor allem dort, wo es um Netzverdichtung geht. Hier sind die Betreiber gefordert und auch wir werden informieren. Wir müssen aber auch vor den Scharlatanen warnen, die unnötig Panik erzeugen. Wir liegen in Österreich bei den Strahlungswerten weit unter den Grenzwerten der WHO.
Wäre es nicht effizienter, nur eine einzige Netz-Infrastruktur aufzubauen, wo sich alle Mobilfunker einmieten, um ihre Dienste anzubieten?
Karl Marx hätte eine Freude damit... Im Ernst: Theoretisch macht es Sinn, nur ein Netz zu bauen und dann den Markt zu regulieren, praktisch verhindert das Wettbewerb, was zu höheren Preisen, schlechterer Versorgung und weniger Innovationen führt.
Seit der Liberalisierung des Marktes sind nur noch drei Netzbetreiber übrig. Reicht das für den Wettbewerb?
Ja. Drei parallele Infrastrukturen sind für einen Servicewettbewerb ausreichend.
Seit der Fusion von T-Mobile und UPC zu Magenta scheint der Wettbewerb eingeschlafen zu sein. Täuscht der Eindruck?
Ich würde sagen, es herrscht eher Ruhe vor dem Sturm. Magenta ist vor allem mit sich selbst beschäftigt und die anderen sind in Abwartehaltung bezüglich 5G. Daher ist es wichtig, dass wir nicht nur die drei Netzbetreiber haben, sondern auch die MVNO (virtuelle Netzbetreiber wie HoT, spusu etc., Anm.).
Die Auflage für Drei, das Netz für Billiganbieter zu öffnen, läuft 2022 aus. Ist es dann auch mit den Billiganbietern vorbei?
Das glaube ich eher nicht, weil die Umsätze mit den Diskontmarken ja ein wichtiger Faktor sind. Diese Umsätze werden die Mobilfunker weiter haben wollen. Wenn es der Markt allein nicht schafft, werden wir uns überlegen, wie wir das absichern können. Dafür werden wir sicher Sorge tragen.
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