Neuer A1-Österreich-Chef verspricht einfachere Tarife
Der neue Österreich-Chef von A1, Jiří Dvorjančanský, will mit einer Tarifreform und weniger Marken das Telekomunternehmen für eine jüngere Zielgruppe attraktiver machen. "Wir haben zu viele Marken, das ist zu komplex für die Kunden", sagte Dvorjančanský bei einem Hintergrundgespräch am Freitag. Im Unternehmen gebe es inzwischen 27.000 verschiedene Tarife und 500 verschiedene IT-Lösungen, "da muss die Komplexität raus". Die Frage, ob er konkret die Diskontmarken Yesss, b.free oder bob einstellen wolle, ließ er noch offen. "Das ist ein Prozess, der ein bis zwei Jahre dauern wird."
A1 müsse jedenfalls mehr junge Kunden anziehen. "Wir sind sehr gut bei Lösungen für Geschäftskunden und für Familien und haben gute Angebotsbündel, aber wir müssen auch für junge Kunden wie Studenten attraktiv werden."
Seit September an der Spitze
Dvorjančanský übernahm im September das Zepter von Marcus Grausam, der das Unternehmen verließ. Der 54-jährige Tscheche verfügt über viele Jahrzehnte Erfahrung in der Telekommunikationsbranche und war zuletzt von 2014 bis 2024 CEO von A1 Kroatien und Nordmazedonien. „Im April wurde ich dann von Plater angerufen und gefragt, ob ich das Österreich-Geschäft leiten könnte“, erzählte er.
Geschäft läuft in Österreich nicht so gut
Die Neubesetzung der Spitze kam nicht überraschend, im Gegensatz zum Gesamtkonzern liefen die Geschäfte in Österreich zuletzt nicht so gut. Im dritten Quartal gab es in Österreich ein Umsatzminus von 1,4 Prozent, während die Erlöse in Osteuropa stiegen. Das operative Ergebnis (EBITDA) fiel im Quartal sowie in den den ersten neun Monaten des Jahres um 3,2 Prozent.
Die Herausforderung sei riesig, sagte der neue Chef, Österreich sei neben Deutschland, Polen und Slowenien „der am meisten umkämpfte Telekommarkt in Europa“. Vor allem der Preisdruck durch Billiganbieter wie HoT oder Spusu setzt dem Platzhirschen zu. „Nirgendwo sonst gibt es so viele virtuelle Mobilfunker wie in Österreich“, so Dvorjančanský.
Mehr A1-Shops
Um näher bei den Kunden zu sein, soll die Zahl der eigenen Shops ausgebaut werden, heuer wurden bereits 7 neue eröffnet. Weitere 10 bis 20 sollen noch hinzukommen. Das könnten Franchise- oder Partner-Shops sein, aber auch eigene Standorte in Regionen, wo man bisher noch nicht so stark vertreten sei wie etwa in Wien oder Salzburg. Derzeit hat A1 insgesamt 65 Shops, inklusive Franchise-Standorte. In den Shops seien in Österreich mit rund 500 Beschäftigten.
Der aktuelle Mitarbeiterstand von 5.600 soll weiter sinken, so der A1-Chef. Der Abbau erfolge über Sozialpläne und natürliche Abgänge. Es werde vor allem Personal im Backoffice-Bereich eingespart, während im Kundendienst (Callcenter) und in der IT-Security neues Personal eingestellt werde.
Investments schwer zurück zu verdienen
Bezüglich der Investments in den Glasfaser-Netzausbau rechnet Dvorjančanský mit einem Rückgang in der Branche aufgrund der gestiegenen Kosten. Dadurch dauere es in Österreich 20 bis 30 Jahre, bis man die Investition zurückverdient habe, verglichen mit 7 bis 12 Jahren in anderen Ländern. Ein Grund für die hohen Kosten sei auch der mangelnde Informationsfluss. "Wenn die Straße bereits für andere Infrastruktur-Arbeiten aufgerissen wird, warum dürfen wir dann nicht auch gleich Glasfasern verlegen?"
Beim Glasfaserausbau strebt der neue A1-Chef mehr Kooperationen an, um sich die Kosten zu teilen. Letztlich werde es aber eine gut ausgebaute Glasfaserinfrastruktur brauchen, denn die in etwa fünf Jahren werde man im Mobilfunk mit 5G an Grenzen stoßen.
Dvorjančanský erhielt mit Martin Resel einen Vize-CEO zur Seite gestellt. Dieser soll sich vor allem um den öffentlichen Bereich und das Business-Geschäft kümmern, während sich Dvorjančanský, der noch nicht so gut Deutsch spricht, auf das Endkundengeschäft konzentriert.
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