Telekom-Chef: "Unserer Bilanzstruktur kann Krisen gut überstehen"

Telekom-Chef: "Unserer Bilanzstruktur kann Krisen gut überstehen"
Starke Anstiege bei Energiekosten belasten trotzdem. KV-Verhandlungen sind eine weitere Hausforderung.

Telekom-Austria-Chef Thomas Arnoldner sieht sein Unternehmen angesichts der Energie- und Inflationskrise gut aufgestellt. Durch stabiles Wachstum in den letzten Jahren habe die Telekom ihren Verschuldungsgrad deutlich gesenkt. "Das macht uns in Krisensituationen wesentlich resilienter, wir haben eine Bilanzstruktur, die Krisen grundsätzlich gut überstehen kann", sagte Arnoldner am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Hohe Energiekosten bereiten trotzdem Sorgen.

Eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Energiekosten würde "sehr, sehr schnell das gesamte Wachstum wegfressen, das wir uns mühsam erwirtschaftet haben", sagte der Telekom-Chef. Neben den Energiekosten seien auch die stark steigenden Baukosten eine Belastung, weil sie den Netzausbau verteuern. "Wir sichern uns viele der Bauvolumina mit unseren Lieferanten im Vorhinein und selbst wir führen heftige Diskussionen über die Kostenanstiege".

Als Gegenmaßnahmen setzt die Telekom auf Energieeffizienz. "Wir schwimmen da jedes Jahr buchstäblich gegen den Strom", sagte Arnoldner. Der Output des Unternehmens steige jedes Jahr, weil das Datenvolumen jedes Jahr steige, 2021 etwa um 30 Prozent. Deshalb sei es notwendig, das Datenvolumen vom Energieverbrauch zu entkoppeln, "Energieeffizienzmaßnahmen stehen hier ganz weit vorne".

Schwache Nutzung der Anschlüsse

Im Jahr 2022 investiert die Telekom rund 600 Mio. Euro, vor allem in den Glasfaserausbau, nach 500 Mio. Euro im Vorjahr. "Wir sind mit Abstand der größte Glasfaser-Investor in Österreich", sagte Arnoldner. Wichtig sei in diesem Zusammenhang allerdings der Unterschied zwischen den verfügbaren Glasfaser-Anschlüssen und den aktiven Anschlüssen: "Nur rund 20 Prozent der gebauten Glasfaseranschlüsse werden tatsächlich in Anspruch genommen", verwies der Telekom-Chef auf Zahlen der Regulierungsbehörde RTR aus 2021.

Das sei aus Investor-Sicht eine wichtige Kennzahl weil die Kosten für jeden gebauten Anschluss anfallen, ein Return on Investment werde aber nur erwirtschaftet, wenn der Anschluss auch in Anspruch genommen wird. Die Telekom liege hier zwar deutlich über dem Durchschnitt, dennoch sehe man ein "Nachfrage-Defizit in Österreich".

Forderung nach Förderung

Hier wünscht sich der Telekom-Chef ein Gutscheinmodell für den Glasfaserausbau, nach dem Vorbild der Förderungen für Photovoltaik-Anlagen. So solle es etwa einen Gutschein von 500 oder 800 Euro geben, "wenn ein Häusl-Besitzer seine Immobilie durch einen Glasfaseranschluss aufwertet und damit auch den Wirtschaftsstandort aufwertet".

Auch der 5G-Ausbau gehe "rasend schnell voran". Derzeit liege die Bevölkerungsabdeckung allein durch das Telekom-Netz bei 77 Prozent, bis Ende 2023 werde man "nahezu die gesamte Bevölkerung mit 5G versorgen können", sagte Arnoldner. Für die Zukunft rechnet Arnolder auch mit sinkenden Kosten für Konsumentinnen und Konsumenten für einen 5G-Vertrag. Ängste in der Bevölkerung im Bezug auf den 5G-Ausbau seien inzwischen kaum mehr ein Thema.

Eine weitere Herausforderung sieht Arnoldner in den anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen. Die Möglichkeit, einmalige Prämien steuerfrei an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszubezahlen, sei für das Unternehmen ein attraktives Modell. Ob und inwiefern das eine Rolle spielen wird, werde im Kontext der KV-Verhandlungen entschieden.

Der Personalstand des Unternehmens sei in den vergangen Jahren laufend leicht rückläufig. "Wir setzen auf Sozialpläne, auf natürliche Fluktuation und ich gehe davon aus, dass sich daran nichts ändern wird, sofern wir einen vernünftigen KV-Abschluss haben werden", sagte der Telekom-Chef. Wichtig sei es jedenfalls, wettbewerbsfähig zu bleiben.

Kommentare