Auch Sabine L. (Name der Redaktion bekannt) ist aktuell davon betroffen. Sie wurde täglich mehrfach von Menschen, angerufen, die sie gar nicht kennt. „Das ist tatsächlich neu an der Masche, dass Betrüger jetzt vor allem Nummern verwenden, die tatsächlich existieren“, sagt Thorsten Behrens, Bereichsleiter der Informationsplattform Watchlist Internet, bei der sich zahlreiche besorgte Menschen meldeten.
Kriminelle verschleiern
Das bedeutet: Bei eingehenden Anrufen werden am Display Rufnummern nicht immer korrekt angezeigt. Diese Methode wird „Call-ID-Spoofing“ genannt. Kriminelle verschleiern dabei ihre echte Rufnummer und gaukeln vor, dass sie hinter einer österreichischen Nummer stecken, die tatsächlich existiert. Dies ist technisch möglich, weil es laut internationalen Regulierungen der Mobilfunker erlaubt ist.
„Technisch gesehen ist die Telefonnummer des rufenden Telefonanschlusses nicht für das erfolgreiche Herstellen einer Telefonverbindung notwendig. Das kann man mit einer Postkarte vergleichen, auf die man einen falschen oder überhaupt keinen Absender schreibt. Auch solche Postkarten werden erfolgreich zugestellt“, heißt es seitens der RTR als Erklärung des Problems.
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Für Betroffene wie Sabine L., deren Nummer missbraucht worden ist, ist das freilich lästig und ärgerlich. „Unser Tipp ist: abwarten. Die Nummern werden oft nur kurze Zeit verwendet. In den meisten Fällen braucht man seine eigene Rufnummer deshalb nicht wechseln“, sagt Behrens: „Kommt es über längere Phasen hinweg zu dem Problem, so raten wir zur Kontaktaufnahme zum eigenen Mobilfunkunternehmen. Wahrscheinlich ist dann der Wechsel der Telefonnummer ratsam.“
Sabine L. hat bei ihrem Mobilfunkanbieter nachgefragt, der ihr eine individuelle Lösung für das Problem angeboten hat, die nicht das Wechseln der Nummer erfordert. Offiziell wollen sich die Mobilfunker auf KURIER-Nachfrage nur eingeschränkt zu diesen Vorgehen äußern.
Was Mobilfunker raten
A1 empfiehlt, sich im Falle eines Missbrauchs bei längerem Bestehen des Problems zu Beratungszwecken an den Kundendienst zu wenden. Meistens reiche es aber, zwei bis drei Tage zu warten, bevor die Anrufe von selbst wieder aufhören. Drei erklärt, dass man „technisch und rechtlich streng reguliert“ sei, und deshalb keine technische Handhabe gegen das Problem habe. „Wir können den Kunden hier nur anbieten, die Rufnummer zu wechseln, weisen aber darauf hin, dass das meistens nicht notwendig ist“, heißt es. Magenta setzt hingegen vor allem auf Bewusstseinsbildung und verweist darauf, den Missbrauch bei der RTR zu melden.
Eigene Verordnung
Das Problem selbst ist seit Monaten groß. Es fallen immer wieder Leute auf die Maschen der Betrüger rein, die Call-ID-Spoofing nutzen. Die RTR arbeitet daher gerade an einer Novelle, um gegen Rufnummernmissbrauch vorgehen zu können. Für dieses Jahr sei eine Verordnung geplant, heißt es dazu seitens der Behörde.
"Der Entwurf der Regulierungsbehörde sieht vor, dass österreichische Betreiber bei Anrufen aus dem Ausland mit österreichischen Rufnummern eine Verifizierung der Rufnummer vornehmen müssen", erklärt Staatssekretär für Digitalisierung Florian Tursky (ÖVP) die Pläne.
Die Mobilfunker konnten sich zu den geplanten, technischen Maßnahmen noch nicht äußern, weil ihnen die Verordnung nicht vorliegt. Da das Problem nicht nur Österreich betreffe, würde man auch länderübergreifend an Maßnahmen arbeiten, so Tursky.
Sabine L. hat sich noch gefragt, ob dadurch, dass ihre Nummer missbraucht wurde, Kosten für sie entstanden sein könnten. Das verneint Behrens: „Die Nummer wird ausschließlich simuliert. Die Kriminellen nutzen nicht tatsächlich den Anschluss für ihre Anrufe.“
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