Tax-Free-Shopping: Chinesische Touristen geben mehr aus

Tax-Free-Shopping: Chinesische Touristen geben mehr aus
Tax-Free-Umsätze werden vor allem in Wien und in Parndorf gemacht. Am meisten geben Chinesen aus, gefolgt von den Russen.

Wenn Chinesen auf Reisen sind, reservieren sie mehr als die Hälfte des Zeitbudgets fürs Shoppen. Schließlich gehört es in ihrer Kultur zum guten Ton, den Daheimgebliebenen Souvenirs mitzubringen. Und außerdem wird die Europa-Reise gerne dazu genutzt, Markenprodukte zu erstehen, die aus chinesischer Sicht in Europa um 20 bis 50 Prozent günstiger sind. Auch, weil Nicht-EU-Bürger sich die Mehrwertsteuer rückvergüten lassen können. Eine Chance, die genutzt wird, wie die Zahlen des Mehrwertsteuerrückvergüters Global Blue zeigen.

Wettlauf der Nationen

„Im Vorjahr sind die Shopping-Ausgaben der Chinesen in Österreich um elf Prozent gestiegen“, sagt Jiri Macas, Chef von Global Blue in Österreich und Tschechien. Kein selbstverständlicher Zuwachs im internationalen Kampf um Shoppingtouristen, fügt er hinzu. Denn in manchen Ländern können sich Nicht-EU-Bürger leichter Mehrwertsteuer zurückholen als in Österreich. Hierzulande gilt nämlich ein Mindestrechnungsbetrag von 75 Euro. Unter dieser Grenze keine Rückvergütung, so die Regel. „In Deutschland hat es so einen Mindestbetrag nie gegeben, Spanien hat ihn vor Kurzem abgeschafft“, erläutert Macas. Auch Belgien habe den Mindestbetrag von 100 auf 40 Euro reduziert, um mehr Shoppingtouristen anzuziehen – mit Erfolg.

In Österreich sei so ein Schritt – den das Finanzministerium beschließen müsste – offiziell kein Thema. Das führt laut Macas mitunter dazu, dass Reiseleiter ihre Shoppingtouren in andere Länder verlegen, wo sie bessere Konditionen vorfinden. „Chinesische Reisegruppen besuchen nach wie vor bis zu sieben Länder pro Tour und können entsprechend disponieren.“ Laut Macas spielen auch Faktoren wie Zahlungsmöglichkeiten bei der Entscheidung eine Rolle.

In China ist es längst üblich, den Einkauf, die Restaurantrechnung oder auch das Taxi über Apps wie WeChat oder Alipay zu bezahlen. Eine Zahlung per Kreditkarte wirkt für die weitgereisten Gäste damit zunehmend befremdend. Händler reagieren. „Wir stellen deshalb in den nächsten Wochen die Systeme um. Spätestens im Sommer wird man bei uns mit AliPay und WeChat zahlen können“, heißt es seitens des Kaufhauses Steffl. Das Nobel-Kaufhaus in der Wiener Innenstadt hat sich längst auf die ausgabefreudige Klientel aus Asien eingestellt. Rund zehn Prozent des Personals sind Asiaten, die Verkäufer wissen, was die Touristengruppen erwarten.

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Bei Swarovski können Touristen schon mit Alipay bezahlen

An Anziehungspunkt für asiatische Touristengruppen ist der Tiroler Kristallkonzern Swarovski. Er hat sich früh auf die Kunden eingestellt, bereits 2017 als erster Händler die Zahlung per AliPay eingeführt. China ist für Swarovski ein Wachstumsmarkt, den der Konzern mit Zuwachsraten von 13 Prozent im Jahr beziffert. Um möglichst viele Kunden zu erreichen, setzt der Kristallkonzern längst auf WeChat, also das chinesische Äquivalent zu WhatsApp, Facebook und Instagram. Sowohl mit Geschäftspartnern als auch mit Endkunden werde über die App kommuniziert.

Rubel rollt nicht mehr

Die zweitstärkste Shoppingnation aus dem Nicht-EU-Raum sind in Österreich nach den Chinesen die Russen. Sie haben im Vorjahr allerdings deutlich weniger (-15 Prozent) ausgegeben als noch im Jahr zuvor. Schuld daran ist die vor allem die Rubelabwertung, die auf die Kaufkraft im Ausland drückt.

Apropos Kaufkraft: Die Schweizer bekommen in Österreich deutlich mehr für ihr Geld als in ihrer Heimat. Das beflügelt das Geschäft in Vorarlberg, wo viele ihre Wocheneinkäufe erledigen und nebenbei diverse Accessoires kaufen. 90 Prozent der Mehrwertsteuerrückvergütungen der Schweizer kommen aus Vorarlberg, sagt Macas.

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Das Outletcenter-Parndorf zieht viele Gäste aus dem EU-Ausland an

Im Bundesländervergleich zieht übrigens die Bundeshauptstadt Wien mit einem Anteil von 63 Prozent die meisten Shoppingtouristen an, geht aus der Global Blue Statistik hervor. An zweiter Stelle folgt das Burgenland (15,51 Prozent), dank dem Designer Outlet in Parndorf. Im Vorjahr kamen erstmals mehr als sechs Millionen Besucher nach Parndorf, auch wegen zahlreicher Kooperationen mit Reiseveranstaltern. Das Outletcenter macht laut eigenen Angaben bereits als ein Viertel der Umsätze mit Nicht-EU-Bürgern.

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