Tausende Geschäfte werden wegen Corona für immer schließen
Trotz der Corona-Pandemie kaufen die Österreicher derzeit noch mehr ein als sonst - dennoch dürften in den nächsten zwei Jahren bei 5.000 Geschäften die Rollbalken für immer unten bleiben, sagt der Standortberater RegioPlan in einer aktuellen Analyse.
Der Handel verlagert sich nämlich immer mehr ins Internet, und dieser bereits seit Jahren bestehende Trend wird durch Corona noch massiv beschleunigt. Die Geschäftsschließungen würden durch die staatlichen Hilfen nur verzögert.
Trend verstärkt
Trotz der coronabedingten Schließungen im Einzelhandel seien die Umsätze 2020 um 1,7 Prozent gestiegen, das liege sogar leicht über der Inflationsrate, schreibt RegioPlan. Allerdings sei es zu drastischen Verschiebungen gekommen: Während der Lebensmittelhandel bedingt durch die Schließungen in der Gastronomie und den Anstieg des Homeoffice um ein Zehntel zugelegt habe, sei der Verkauf von Bekleidung, Schuhen oder Accessoires mit Rückgängen von über 20 Prozent massiv eingebrochen.
Dabei habe Corona den bereits bestehenden Trend zur Verlagerung des Handels ins Internet nur verstärkt. Wenn in einzelnen Branchen wie Bekleidung ein Drittel der Umsätze ins Internet abwandern, seien Flächenreduktionen und Standortschließungen "die notwendige betriebswirtschaftliche Folge", heißt es in der Analyse. In einem "normalen" Jahr gingen deshalb etwa 2 Prozent der Verkaufsflächen verloren, doch sei dieser Prozess im Vorjahr wegen der "in Einzelfällen durchaus üppigen" Staatshilfen fast zum Stillstand gekommen.
Auch bei den Insolvenzen im Einzelhandel sei es deshalb zu einer "Schockstarre" gekommen, die allerdings nur von kurzer Dauer sein werde. "Spätestens im Jahr 2022 ist aus heutiger Sicht mit einem Nachholeffekt zu rechnen, der die Verkaufsflächen in Österreich innerhalb der nächsten zwei Jahre um 6 bis 7 Prozent reduzieren wird", schreiben die RegioPlan-Analysten.
"Etwa 5.000 Handelsstandorte werden in diesen beiden Jahren für immer verschwunden sein, entweder weil der Betrieb der Fläche für das Unternehmen zu teuer geworden ist, oder weil der Betriebstyp und/oder der Standort nicht mehr passend sind."
Abwärtsspirale setzt ein
Ohne Gegenmaßnahmen würden die Leerstände steigen und eine Abwärtsspirale einsetzen, wie sie jetzt schon in vielen Innenstädten zu beobachten sei, warnt die Geschäftsführerin von RegioPlan Consulting, Romina Jenei. "Wenn die Konsumenten nicht mehr in die Innenstädte oder Einkaufszentren kommen müssen, weil sie ohnehin alles im Internet kaufen können, muss sich der Handel andere Gründe überlegen, weshalb die Kunden trotzdem kommen sollen, und da stellt sich die entscheidende Frage: Was muss man anbieten, damit die Konsumenten einen zusätzlichen Nutzen haben?"
Der Branchenmix in den Handelszonen und Innenstädten werde sich jedenfalls verändern: Derzeit werde er noch zu knapp 70 Prozent vom Einzelhandel dominiert, in fünf Jahren dürfte sich dieser Anteil auf 45 Prozent der Verkaufsflächen verringern.
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