Tankstellen: Semmel zum Liter Benzin
Über das Preisargument sind Tankstellen ein Wachstumsmarkt", sagt Gerhard Drexel, Chef von Spar Österreich. Geht es nach den Plänen von Spar und Shell, sollen bis Mitte 2013 50 Spar-express-Shops an Shell-Tankstellen eröffnen. "Bei unseren Eigenmarken, Obst, Gemüse, Brot und Backwaren gelten dieselben Preise wie bei Spar-Märkten", will Drexel mit dem Preisargument punkten. Die Shops werden allerdings nicht von der Salzburger Spar-Zentrale aus gesteuert, sondern von selbstständigen Tankstellenpächtern betrieben. Seit August haben Spar und Shell bereits 13 Shops eröffnet.
Friedrich Marbacher ist Pächter von neun Tankstellen, davon sieben mit angeschlossenem Shop. Vor allem nach 19 Uhr und am Wochenende sind seine Standorte gut besucht – offen haben sie rund um die Uhr. Möglich macht das eine Ausnahmeregelung für Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von maximal 80 Quadratmetern. Die Zulagen für Nachtarbeit treiben allerdings die Personalkosten. Und Marbacher muss Produkte wie Eigenmarken, Brot und Obst zum selben Preis wie Spar-Märkte anbieten. Die niedrigeren Margen – im Vergleich zu teureren Tankstellen-Shops – will er durch eine Erhöhung der Frequenz wettmachen.
Unter den Bestsellern – zumindest gemessen an den verkauften Stückzahlen – ist die Semmel übrigens unschlagbar. Besonders häufig wird in Tankstellen zudem zu Energy-Drinks gegriffen. "Als Pächter verdient man vor allem im Shop und mit Dienstleistungen, wie Waschanlagen", erklärt Marbacher. Neben den klassischen Lebensmitteln spielen freilich auch Zigaretten und Autozubehör eine Rolle.
Wachstumsmarkt
Der heimische Tankstellenshop-Markt ist geschätzte 135 Millionen Euro schwer. Bei einem Jahresumsatz des Lebensmitteleinzelhandels von mehr als 18 Milliarden Euro sind dies freilich "Peanuts". Dennoch: Tankstellen sind eines der wenigen Wachstumsfelder für die Lebensmittelbranche. "Und sie sind eine wichtige Ertragssäule", sagt Jörg Wienke, Shell-Manager für Österreich, Deutschland und die Schweiz. Spar kooperiert neben Shell noch mit anderen Tankstellen-Marken und hat bereits 40 Läden nebst Zapfsäulen eröffnet. Bis Ende 2013 sollen es insgesamt 115 sein.
Konkurrent Rewe ist mit "Billa stop&shop" in 135 JET-Tankstellen vertreten. Rewe beliefert zudem 290 Eni-Tankstellen und hat an fünf BP-Standorten Merkur-inside-Shops eröffnet. In den Geschäften, die von den Tankstellenpächtern betrieben werden, gibt es rund 1000 Artikel, deren Preis die Pächter selbst festlegen. Laut Rewe-Sprecherin Karin Nakhai liegen die Preise zehn bis 15 Prozent über Supermarktpreisen. Die Pläne für die kleinen Merkur-Märkte sind groß. Nakhai: "Die Pilotphase dauert bis Jahresende. Bei Erfolg ist eine Ausweitung auf 100 Tankstellen angedacht." BP hat in Österreich rund 400 Tankstellen, die auch vom Großhändler Lekkerland beliefert werden.
Die oberösterreichische Pfeiffer-Gruppe zieht sich dagegen aus dem Tankstellengeschäft zurück. Der Drittel-Anteil an der Shop Top Service (STS) geht an Kiennast und Wedl, die schon bisher Miteigentümer waren.
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