Tag der Lehre: Mit einer Lehre "ist alles drin"

Laura macht eine Lehre zur Luftfahrzeugtechnikerin
Im Wettbewerb um die besten Köpfe müssen sich Betriebe anstrengen wie nie – und suchen Allianzen.

Hauptsache, laut: Es wird gehämmert, geschraubt, gehackt, gebohrt und gefräst. Nach Zeiten sinkender Geburtenraten und Höherqualifizierungs-Hype müssen sich Betriebe bei der Personalsuche mehr einfallen lassen, als nur Hochglanzbroschüren und "Goodies" zu verteilen.

Rund 50 Unternehmen präsentieren sich am "Tag der Lehre" im Wiener MAK als brave Ausbildner. Der Aufmerksamkeitspegel der klassenweise hereinströmenden 14- und 15-Jährigen ist gering. Da haben Baufirmen natürlich einen Vorteil. Auf der Baustelle von Porr zeigt Lehrling Muhammad Hussain Ahmad interessierten Schülern das Pflastern. "Es ist ein schöner Beruf und die Bezahlung ist wirklich gut", erklärt der 21-Jährige stolz.

1500 Euro Gehalt

Rund 1500 Euro brutto verdient der gut Deutsch sprechende Flüchtling aus Afghanistan im dritten Lehrjahr. Er ist nicht der Einzige bei Porr, derzeit sind 13 der 220 beschäftigten Lehrlinge Asylberechtigte. "Es ist eine Knochenarbeit, aber es lohnt sich, wir haben auch schon viele Flüchtlinge fertig ausgebildet", meint Porr-Lehrlingsbeauftragter Franz Heissenberger. Generell sei die Lehrlingssuche in der Baubranche trotz Top-Bezahlung schwieriger geworden, die Konkurrenz größer. "In Oberösterreich etwa werben viele gute Ausbildungsbetriebe um Personal, jeder muss sich anstrengen."

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Was beim Rundgang auffällt: Weil der Wettbewerb um die 15-Jährigen nicht nur zwischen den Betrieben, sondern verstärkt zwischen Wirtschaft und Schule stattfindet, schließen Unternehmen Allianzen und buhlen gemeinsam um Nachwuchs.

Allianzen

Als "Vienna’s leading Hotels" stellen sich – jeweils abwechselnd – 20 Top-Hotels am "Tag der Lehre" vor. "Der schlechte Ruf der Tourismus-Lehre ist ungerecht, wir strengen uns wirklich an", sagt Viktoria Arnold, Personalchefin im Hotel Imperial, wo aktuell 24 Jugendliche ausgebildet werden. Eine davon ist Imani Cassidy, die in schmucker Imperial-Uniform die Blicke auf sich zieht. "Mit einer Lehre ist alles drin", sagt sie, "mir gefällt die Abwechslung und der internationale Flair im Hotel".

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Auf eine Ausbildungs-Allianz setzt auch die auf Gebäudetechnik spezialisierte IGO-Ortner-Gruppe, die in mehreren Unternehmen 240 junge Menschen in technischen Berufen ausbildet. Mit speziellen Ausbildungs-Zuckerln wie einem dreitägigen "Summercamp", einer eigenen Lehrlingsakademie oder diversen Mentoring-Programmen wird um den Nachwuchs geworben. Ein "Mehrwert", der sich auszahlt, denn über Bewerbermangel kann Ausbildungsleiter Ewald Fritz nicht klagen. Aber: "Es wäre nett, wenn sich mehr Mädchen bewerben würden."

Mehr Frauen bräuchte es auch beim Österreichischen Bundesheer, das immerhin 35 Lehrberufe anbietet. "Wir tun alles, um mit bestehenden Vorurteilen aufzuräumen, dringen aber nicht immer zu den Jugendlichen durch", klagt Michael Rogner, Ausbildner in der Fliegerwerft Langenlebarn/NÖ. (Noch) eine Ausnahme ist Laura Loreen, die eine Lehre zur Luftfahrzeugtechnikerin absolviert. Mit Begeisterung. Ihre Augen funkeln, als sie von der Arbeit am Helikopter berichtet, für Technik habe sie sich schon immer interessiert. Die Chance, nach der Ausbildung vom Bundesheer übernommen zu werden, stehen gut. Die Bewerbungsfrist für rund 90 neue Lehrstellen ab 2017 läuft bereits.

Spendable Händler

Groß ist der Zulauf der Mädels zu den Handelsberufen, wo die großen Ketten Spar, Hofer, Kika-Leiner oder XXXLutz allein schon räumlich auf Distanz gehen, um offenbar nicht direkt vergleichbar zu sein. Hofer legt bei der Lehrlingsentschädigung kräftig drauf, Spar verweist auf attraktive Leistungsprämien und Gratis-Führerschein. Kleinere Händler tun sich da schwer, mitzuhalten. Wie wichtig das Geld ist, zeigt der Kommentar einer Hauptschülerin. "Wenn i nit gleich mehr als 700 Euro verdien’, geh i weiter in die Schule."

Alle Infos zum Tag der Lehre, der noch bis Donnerstag, 20. Oktober bis 15.30 Uhr stattfindet, finden Sie hier.

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