T-Mobile: Abkehr vom All-inclusive-Tarif

T-Mobile: Abkehr vom All-inclusive-Tarif
Handy-Kunden, die mehr Datenvolumen benötigen, sollen künftig auch mehr zahlen. tele.ring wird neu positioniert.

Österreichs zweitgrößter Mobilfunk-Anbieter T-Mobile versucht nach Umsatz- und Ergebnisrückgängen in den vergangenen Jahren einen Befreiungsschlag. "Wir müssen von einer Negativspirale in eine Positivspirale kommen", kündigte der neue Österreich-Geschäftsführer Andreas Bierwirth bei seiner Antrittspressekonferenz an. Muss er auch. Einerseits erhöht die Konzernmutter in Deutschland den Kostendruck und andererseits muss T-Mobile gegen der künftig fusionierten Hutchison/Orange den zweiten Platz verteidigen.

Bierwirth versucht erst gar nicht, die Lage schönzureden, sondern spricht von einer "kaputten Branche", die statt einer ruinösen Preisschlacht einen Neustart brauche. Als "Ur-Problem" der Branche bezeichnet er die All-inclusive-Monats­tarife, die freilich T-Mobile selbst eingeführt hat. "Es kann nicht sein, dass jemand, der 10 Gigabyte Datenvolumen im Monat verbraucht, gleich viel zahlt wie jemand, der nur 1 Gigabyte verbraucht", erkennt Bierwirth nun. Zwei Äpfel seien ja auch teurer als ein Apfel.

Derzeit werde aber für immer mehr Leistung immer weniger bezahlt, wodurch sich die Erlösentwicklung gänzlich von der Kostenentwicklung abgekoppelt habe. "Wir müssen daher unsere Datenvolumen anders bepreisen", kündigte der frühere AUA-Vorstand Bierwirth eine Abkehr vom reinen Pauschaltarif an.

So sollen Handy-Kunden, die über ein bestimmtest Limit hinaus zusätzliche Kapazitäten benötigen, dies zusätzlich erwerben können. Wann genau die neuen Datentarife kommen werden, ließ Bierwirth offen. Sicherheiten wie die Tempobremse bei Erreichen eines vereinbarten Limits oder die vom Regulator verordnete maximale Preisobergrenze sollen aber bleiben.

Einsparungen

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Um die Ergebnissituation zu verbessern, setzt Bierwirth auch im Unternehmen den Rotstift an und will bis 2015 weitere rund 15 Prozent der Kosten, das sind etwa 100 Millionen Euro, einsparen. Geschehen soll dies durch Auslagerungen, Straffung der Führungsebene und einen "selektiven Jobabbau". Schon Vorgänger Robert Chvatal habe die Belegschaft von 2000 auf 1400 reduziert. Er plane daher keinen größeren Stellenabbau, sondern möchte vor allem Abgänge nicht nachbesetzen.

Unzufrieden ist der neue T-Mobile-Chef auch mit der Marke selbst. "T-Mobile hat noch immer nicht den Stellenwert der alten Bezeichnung max.mobil erreicht, hier müssen wir nachschärfen". Das zuletzt schwächelnde Geschäft mit Businesskunden soll durch eine verstärkte Einbindung der Konzernschwester T-Systems wieder florieren.

Auf dem Prüfstand steht auch die Diskont-Tochter tele.ring. Um gegen die Billiganbieter Bob und Yesss bestehen zu können, wird das Geschäftsmodell "angepasst", Details wurden noch keine genannt. An der Zwei-Marken-Strategie werde aber weiter festgehalten.

Weltweit eine Milliarde Smartphones in Betrieb

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Die Verbreitung der multifunktionalen Smartphones verläuft rasanter als jene der Handys. Laut den Experten von Strategy Analystics sind derzeit schon weltweit mehr als eine Milliarde der Computerhandys im Einsatz. In nur drei Jahren sollen es schon zwei Milliarden sein.

Das Wachstum beschleunigte sich zuletzt durch den Siegeszug von Apples iPhone sowie dem Google Betriebssystem Android. "Die Verbreitung von Smartphones ist immer noch relativ gering", heißt es bei Strategy Analystics, vor allem in Regionen wie China, Indien oder Afrika gebe es noch riesigen Raum für zukünftiges Wachstum. Die Zahl der insgesamt im Einsatz befindlichen Handys wird weltweit auf rund sechs Milliarden geschätzt.

58 Prozent In Österreich gibt es laut Telekom Monitor in jedem zweiten Haushalt ein Smartphone. Die Penetration stieg von drei Prozent im Jahr 2009 auf 58 Prozent im ersten Quartal 2012. Damit liegt der Breitband-Zugang via Smartphone nur noch knapp hinter dem Festnetz (ADSL) mit 60 Prozent. Das Datenvolumen hat sich seit 2008 vervierfacht.

Österreichs drittgrößter Mobilfunkanbieter Orange konnte in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres vor allem durch seine SIM-only-Tarife (nur SIM-Karte, Anm.) die Kundenzahl um rund 100.000 auf 2,4 Millionen steigern. Der Umsatz ging aber um vier Prozent auf 361,7 Millionen Euro zurück.

Dies entspreche der Entwicklung des Gesamtmarktes, kommentierte Orange-Chef Michael Krammer. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um acht Prozent auf 124,4 Millionen Euro.

Mobilfunk-Markt: Datenexplosion

Vervierfacht Das in Österreich verbrauchte Datenvolumen im Mobilfunk hat sich seit 2008 auf 15.000 Terabyte pro Quartal (ohne SMS und MMS) vervierfacht und steigt durch die rasche Verbreitung der Smartphones derzeit um ca 15 Prozent pro Quartal. Im Durchschnitt verbraucht ein Mobilfunk-Kunde 1,19 Gigabyte an Datenvolumen pro Quartal.

Umsatzanteil Bereits rund 30 Prozent des Gesamtumsatzes im heimischen Mobilfunk entfällt auf Daten- und Datenmehrwertdienste.

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