Online-Banking: Umstellungsschmerzen bei „George“

Das neue s Identity-Verfahren erfordert PC oder Smartphone
Erste Bank ersetzt Einstiegs- und Freigabemethode beim Online-Banking. Bei der Aktivierung lauert eine Gebühren-Falle.

Alles neu bei George. Fast zwei Million Nutzer des Online-Banking-Systems von Erste Bank und Sparkassen werden derzeit aufgefordert, die Einstiegs(Login)- und Freigabemethode zu ändern. Aus Sicherheitsgründen wird im Juli das bewährte TAC-SMS-Verfahren von der neuen „s Identity-App“ abgelöst.

Dieses dient zum Gegenzeichnen von Überweisungen sowie vertragsrelevanten Änderungen und Einstellungen. Kurz erklärt: Statt wie bisher einen Zifferncode per SMS zu erhalten und diesen online einzugeben, öffnet sich bei einer Transaktion die „s Identity-App“. Über die Eingabe eines zuvor selbst festgelegten vier- bis zehnstelligen Zifferncodes kann dann der Auftrag freigegeben werden. Siehe Erklärvideo der Erste Bank (externer Inhalt):

Laut Bank ist das System sicherer und bequemer und erfüllt die EU-weit verschärften Vorschriften, die noch heuer umgesetzt werden müssen. Einige Banken haben dies bereits getan. Im jetzigen System habe es auch immer wieder Probleme gegeben, dass SMS aus ausländischen Mobilfunknetzen nicht oder nicht rechtzeitig zugestellt wurden.

Aktivierungsfalle

Bei der Aktivierung von „s Identity“ - siehe Erklärvideo der Erste Bank (externer Inhalt) -  lauert jedoch eine versteckte Gebührenfalle, wie ein KURIER-Leser bemerkt hat. So wird beim Herunterladen gefragt, ob der Kunde die App kostenlos auf dem Smartphone oder kostenlos auf dem Desktop-PC nutzen möchte. Es gibt aber noch eine dritte Variante der Nutzung: Sowohl am PC als auch auf dem Smartphone. Diese Option kostet aber 0,49 Euro pro Monat. „Das ist eine Online-Banking-Gebühr durch die Hintertür“, ärgert sich der Leser.

Laut Auskunft der Erste Bank ist es gar nicht nötig, die dritte, kostenpflichtige Variante zu wählen, da üblicherweise ein Smartphone immer zur Hand ist. Dies sei aber schlecht kommuniziert, gibt man in der Pressestelle zu.

Die Konsumentenschützer sind alarmiert. AK-Bankenexperte Christian Prantner verweist auf die monatlichen bzw. quartalsweise Kontoführungsgebühren, die Online-Banking üblicherweise schon beinhalten. Eine zusätzliche Verrechnung sei daher höchst fraglich.

Smartphone-Pflicht

Für Unmut sorgt auch die Smartphone-Pflicht, wenn George von unterschiedlichen PCs – etwa zu Hause und im Büro – genutzt wird. Bisher war der Einstieg von jedem PC aus möglich und es reichte ein einfaches Handy für die Auftrags-Freigabe mittels Code per SMS.

„Auf der einen Seite schließen die Banken immer mehr Filialen, auf der anderen werden die Zugangshürden fürs Online-Banking ständig nach oben geschraubt, sodass viele nicht mehr mitkommen“, wundert sich Andreas Wohlmuth, Generalsekretär des Pensionistenverbandes. Nur rund 40 Prozent der 60- bis 70-Jährigen haben ein Smartphone, noch weniger sind mit Apps vertraut.

Hilfestellungen

Die Erste Bank verweist auf umfangreiche Hilfestellungen im Zusammenhang mit der neuen App. Auch die Berater in den Filialen stünden dafür bereit. 250.000 Kunden würden „s Identity“ bereits nutzen. Jene, die noch zögern, haben bis Juli Zeit für die Aktivierung. Danach soll es nur eine kurze Gnadenfrist geben, bevor das bisherige TAC-SMS-Verfahren endgültig abgestellt wird. "George" zählt in Österreich knapp zwei Millionen Kunden, in allen Ländern der Erste-Gruppe sind es knapp vier Millionen. Ziel sind 16 Millionen Kunden.

 

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