Swarovski: "Konkurrenz und Krisen gibt’s immer"
KURIER: Wie funktioniert eigentlich das Geschäft mit Modehäusern wie Prada oder Victorias Secret? Zahlen sie für die Kristalle oder ist das Teil des Sponsorings?
Nadja Swarovski: Wir unterstützen nur die jungen Designer, die das Geld brauchen. Prada, Armani, Victorias Secret und so weiter kaufen die Kristalle, sind also Business-Partner.
Swarovski arbeitet schon lange mit der Mode- und Filmindustrie zusammen. Wie hat sich das entwickelt?
Um das Image auszubauen, sind Synergien mit bekannten Namen wichtig. Wir arbeiten deswegen mit Künstlern zusammen. Die aktuelle Prada-Kollektion ist von den Swarovski-Kristallen, die im Film „The Great Gatsby“ eingesetzt wurden, inspiriert. Das zeigt, wie wichtig Kostümdesign für die Modeindustrie ist. Wir suchen immer junge, talentierte Designer, mit denen wir zusammenarbeiten.
Anzunehmen, dass viele daran interessiert sind. Wie viele Mitarbeiter sind mit der Auswahl der Künstler beschäftigt?
Zehn Mitarbeiter weltweit. Die Branchen sind in sich ja klein.
Gibt es Werbeträger, die Ihnen besonders gefallen?
Wir haben vor zwei Wochen mit Rihanna zusammengearbeitet, die bei der CFDA-Veranstaltung (Anm.: amerikanischer Modeverband) ein Kleid aus 216.000 Swarovski-Kristallen getragen hat. Das Schlimme für mich war, dass ich genau nach Rihanna auf die Bühne musste. Das war sicher eine schreckliche Enttäuschung für das Publikum ... (lacht)
Welche Bedeutung hat das Geschäft in Asien?
Unsere Umsätze wachsen nirgends so stark wie in Asien. Derzeit kommt je ein Drittel des Umsatzes aus Asien, den USA und Europa. Das Schmuck läuft derzeit sehr gut in China, weil dort Individualismus ja noch nicht so lange selbstverständlich ist. Ich war 1992 das erste Mal in Peking, da trugen alle graue Anzüge und fuhren Rad. Heute tragen sie ausgefallenen Schmuck, Design hat einen hohen Stellenwert.
Wird Asien bald mehr als ein Drittel zum Umsatz beitragen?
Ja. Wir verkaufen nicht mehr nur in den großen Städten, sondern immer mehr auch in kleineren. Meine Hoffnung ist, dass diese neuen, modernen Städte auch das Umweltproblem in den Griff bekommen.
Die Umwelt in China macht Ihnen Sorgen?
Total. Als ich das letzte Mal in Peking war, konnte ich am Weg zum Flughafen nicht mehr aus dem Fenster sehen, weil so eine apokalyptische Stimmung war. Die Geschichte mit dem Smog kennt man. Ich hoffe, dass die Maßnahmen dort bald greifen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit chinesischen Designern?
Sehr gut. Viele haben in Europa gearbeitet und wollen dann zurück nach China. Sie sind jung, motiviert und wollen die chinesische DNA wieder hervorheben. In der langen Zeit des Kommunismus hatte die Kunstgeschichte einen anderen Stellenwert und vorwiegend politischen Hintergrund. Jetzt gibt es unglaublich viele Künstlerpersönlichkeiten mit starker eigener Identität. Sie sind die neue Künstler-Elite des großen Landes.
Wie lange haben Sie in Asien gelebt?
Ich habe meine Arbeit in Hongkong begonnen von 1995 bis 1997. Danach zog es mich nach New York, wo mir die Chancen der Weiterentwicklung größer erschienen als in der Männer dominierten Geschäftswelt Hong Kongs.
Welche Bedeutung haben eigentlich die Kristallfiguren?
Sie machen rund 20 Prozent des Umsatzes aus, 80 Prozent kommen vom Schmuck.
Wird sich daran etwas ändern?
Ja, wir haben 250.000 Sammler von Kristallfiguren. Diesen Bereich wollen wir neu auf- und ausbauen. Wir denken, dass die Potenzial dahinter riesig ist. Wir haben Designer, die sich mit dem Thema beschäftigten und arbeiten an der Produktentwicklung. Ich denke, in einem Jahr können wir schon mehr dazu sagen.
Wie stark ist die Billigkonkurrenz aus China?
Im Mode- und Schmuckbereich trifft sie uns stark. Wir haben den Vorteil der Marke und unser Qualitätsversprechen. Kein Stein verlässt die Firma mit einem Kratzer oder einer Blase.
Hat die Krise die Konkurrenzsituation verschärft?
Auf alle Fälle, alle haben gespart – die Designer, die Modemacher ... Konkurrenz und Krisen gibt es aber immer. Wir müssen relevant sein und uns abheben. Das schaffen wir durch die Zusammenarbeit mit den Designern. Deswegen sind auch Kunst- und Modemessen für uns sehr wichtig. Dort sehen wir den Zeitgeist.
Hinter Swarovski stehen rund 100 Familienmitglieder. Eine große Herausforderung, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen?
Von den rund hundert Personen sind rund 70 Gesellschafter, fünf reden im operativen Geschäft des Kristallbereichs mit, sechs sind im Beirat.
Was macht aus Ihrer Sicht ein Familienunternehmen aus?
Das starke Verantwortungsgefühl, das was die Vorfahren geschaffen haben weiter zu entwickeln. Einen Vorsprung hat man als Familienmitglied nicht, man muss sich ständig beweisen und steckt sich selbst hohe Ziele.
Wie schaut ihr Arbeitspensum aus?
Arbeit und Privatleben kann ich kaum trennen. Man kann sagen, ich arbeite Non-Stop. Es macht mir aber große Freude, weil ich die Arbeit aus Leidenschaft mache und Spaß daran habe. Ich glaube, in dem Punkt sind Frauen und Männer unterschiedlich.
Inwiefern?
Ich denke, dass Frauen eher das machen, wofür sie Leidenschaft empfinden. Männer mussten früher die Familie versorgen, das Finanzielle steht noch heute oft im Vordergrund. Sie machen oft einen Job, den sie gar nicht wollen, der aber viel Geld bringt. Solche Menschen tun mir leid, sie haben wirklich Stress und einen energieraubenden Job.
Was ist der Preis für Ihren Job?
Ich musste mein Sozialleben aufgeben. Ich sehe meine Freunde fast gar nicht mehr. Aber das ist okay, ich bin glücklich, weil ich in meiner täglichen Arbeit erfüllt bin und meine Familie, meine Kinder habe. Ich bin im ständigen Kontakt mit tollen Leuten, ich fühle mich nicht so, als müsste ich auf irgendetwas verzichten.
Kristall-Lady Nadja Swarovski (44) ist die einzige Frau im Executive Board von Swarovski. Die Mutter von drei Kindern lebt in London und arbeitet seit 1995 im Familienkonzern, der von ihrem Ururgroßvater Daniel Swarovski 1895 gegründet wurde. Nadja Swarovski verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Tirol, Deutschland und den USA, studierte Kunstgeschichte und Fremdsprachen und arbeitete unter anderem bei einem New Yorker Galeristen. Von 1995 bis 1997 war sie in Hongkong tätig. Sie ist Chefin der Swarovski Entertainment Ltd., die in Filmproduktionen investiert.
Konzern Swarovski ist in mehr als 100 Ländern präsent und hat 2013 knapp 3 Mrd. Euro umgesetzt. Der größte Teil kommt von der Kristallsparte (2,32 Mrd. Euro). Weltweit beschäftigt Swarovski fast 29.000 Mitarbeiter, davon knapp 7000 in Tirol.
Sammler, Kuratoren und Museumsdirektoren informieren sich schon im Vorfeld über die Ausstellungsstücke. „Sie kommen nur noch, um einen Blick darauf zu werfen“, weiß Ropac, der auch Werke von Joseph Beuys oder Andy Warhol zeigt. Wenn der Messetag beginnt, hat Ropac bereits die ersten Termine hinter sich. Anstrengend sei so eine Messe, aber effizient.
285 Galerien aus 34 Ländern stellen bei der Art Basel Gemälde, Skulpturen, Videos, Installationen und Fotografien von 1700 Künstlern aus, darunter Picasso, Paul Klee oder Gerhard Richter. Viele im Millionenwert.
Gegenüber der Art Basel geht die Design Miami über die Bühne. Kurz vor Eröffnung kämpfen Aussteller noch mit banalen Problemen wie einem Staubfussel, der sich in eine Vitrine geschlichen hat. Es wird geputzt, poliert, Staub gesaugt.
Teures Bettelarmband
Hauptsponsor der Designmesse ist Swarovski. Mit einer Lichtinstallation aus mehr als 8000 Kristallen haben die Tiroler ein beliebtes Foto-Objekt auf die Messe gebracht. Nebenan, beim Sponsor Audi, gibt es Weißwurst, Brezel und Bier. Ein paar Schritte weiter hat eine Pariser Galerie einen Tisch des Österreichers Erwin Wurm aufgestellt. Ein Londoner Konkurrent hat einen Armsessel von Otto Wagner mit dem Verweis, sich bitte nicht auf diesen zu setzen, ausgestellt. Er ist mehrere Hunderttausend Euro wert. Auch New Yorker Galeristen sind da. „Viele unserer Kunden jetten zwischen Europa und den USA“, erklärt einer.
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