SVA-Befragung: Klares Ja zum Selbstbehalt

SVA-Befragung: Klares Ja zum Selbstbehalt
Laut Umfrage ist eine Mehrheit der SVA-Versicherten für Selbstbehalte statt höherer Beiträge und Boni für Prävention.

Die Versicherten der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) bekennen sich zu finanziellen Anreizen zur Eindämmung der Ausgaben im Gesundheitssystem. Fast 83 Prozent wollen Selbstbehalte statt höherer Versicherungsbeiträge. Das ist ein Ergebnis der ersten Versichertenbefragung der SVA.

Mehr als 540.000 Fragebögen wurden verschickt, fast 120.000 wurden retourniert. Das entspricht einer Rücklaufquote von etwa 22 Prozent.

SVA-Obmann und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl hat nicht mit einer so hohen Zustimmung zu Selbstbehalten gerechnet: "Das hat mich überrascht." Knapp über 17 Prozent sind dafür eingetreten, die Selbstbehalte abzuschaffen und statt dessen die Versicherungsbeiträge anzuheben. Auch an der Berechnung der Beitragshöhe gemäß dem Einkommen will eine deutliche Mehrheit nicht rütteln, so SVA-Vizeobmann Peter McDonald.

Dafür gab es ein Bekenntnis zur Prävention. Die SVA hat mit dem Vorsorgeprogramm "Selbstständig gesund" bereits ein Pilotprojekt laufen. Versicherte, die sich mit ihrem Arzt Gesundheitsziele ausmachen und diese auch erreichen, zahlen statt dem üblichen Selbstbehalt von 20 Prozent nur noch zehn Prozent. Als Gesundheitsziele gelten weniger Gewicht, niedrigerer Blutdruck sowie die Senkung des Tabak- und Alkoholkonsums. Weil sich die Mehrheit der Teilnehmer an der Umfrage zur Prävention bekannt hat, wird "Selbstständig gesund" nun ins Regelsystem übernommen.

Es gab natürlich auch Kritik. Vor allem bei der Vorschreibung der Beiträge wünscht sich die Hälfte mehr Transparenz. Ein Drittel hätte gerne mehr individuelle Beratung.

Bedenken

Doch Selbstbehalte im Gesundheitssystem sind politisch umstritten. Es gibt Bedenken, dass vor allem die unteren Einkommenschichten auf notwendige Arztbesuche wegen der anfallenden Kosten verzichten oder verzichten müssen. Der Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes, Christoph Matznetter, verlangt nach wie vor die Abschaffung von Selbstbehalten. "Die unehrliche Fragestellung" der SVA habe zu einem "verzerrten Ergebnis" geführt. Die Umfrage sei "eine Beleidigung all jener, die mit niedrigen Einkommen auskommen müssen". Auch der Bundessprecher der Grünen Wirtschaft, Volker Plass, sprach von einer "tendenziösen Befragung".

Im Detail

Das Präventionsprogramm "Selbständig Gesund" wird von den Befragten mit 58,3 Prozent an erster Stelle der Themenpriorisierung gereiht. Damit wird das Pilotprojekt, das geringere Beiträge/Selbstbehalte für gesunden Lebensstil vorsieht, nun in den Regelbetrieb übergeführt und als fixe Leistung der SVA angeboten - basierend auf Freiwilligkeit.

82,9 Prozent sind für die Beibehaltung des Selbstbehaltes und haben sich gegen eine Beitragserhöhung ausgesprochen.

Auch bei der Frage nach einer stärkeren Umverteilung ist das Ergebnis eindeutig: 79,5 Prozent sind für Versicherungsbeiträge, die nach dem Einkommen gestaffelt sind.

29 Prozent wollen eine Vereinfachung von Ausnahmemöglichkeiten von der Pflichtversicherung bei geringen Einkünften und bei den Mehrfachversicherungen sehen.

Rund ein Viertel ist für schrittweise Senkung der Mindestbeiträge und hätte gerne einen größeren gesetzlichen Spielraum für Hilfe bei individuellen Zahlungsschwierigkeiten.

Bei der Frage nach Krankengeld für Selbständige und Verbesserung bei Wochen- und Kinderbetreuungsgeld spricht sich mit 48,4 Prozent Frauen eine große Zahl direkt Betroffener für Verbesserungen aus.

Auf Serviceebene wünschen sich 50,8 Prozent mehr Transparenz bei der Beitragsvorschreibung, 33,4 Prozent möchten mehr individuelle Beratung, 23,6 Prozent würden gern mehr Information im Internet finden.

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