Superreiche sollen Italiens klamme Staatskasse auffüllen

Superreiche sollen Italiens klamme Staatskasse auffüllen
Einheitssteuer: Mit einer "Flat Tax" will die Regierung in Rom Millionäre aus der ganzen Welt anlocken und so zu zusätzlichen Einnahmen kommen.

Ölscheichs, Fußballstars, Sängerinnen: Internationale Super-Reiche sollen künftig dazu beitragen, Italiens klamme Staatskasse aufzufüllen. Mit der Einführung einer "Flat Tax", einer jährlichen Einheitssteuer von 100.000 Euro, will man reiche Ausländer anlocken. Diese müssen ihren Wohn- und Steuersitz in das "Belpaese" verlegen. Laut Steuereinnahmebehörde kann die "Flat Tax" auch auf Angehörige ausgedehnt werden. Dafür muss je-des Familienmitglied zusätzlich 25.000 Euro pro Jahr zahlen. Die Steuererleichterungen gelten nur für ausländisches Kapital. In Italien erworbene Einkünfte müssen zu den landesüblichen Konditionen versteuert werden.

Schuldenlast

Die Regierung von Premier Paolo Gentiloni steht unter schwerem Druck aus Brüssel. Bis Ende 2017 muss das Haushaltsdefizit um 3,4 Milliarden Euro gesenkt werden. Die – nach Deutschland und Frankreich – drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kämpft mit einer hohen Schuldenlast von 132,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Mit der neuen Maßnahme hofft man vor allem, einige der Superreichen aus Großbritannien zu gewinnen. Bisher wurden reiche Ausländer in London lediglich mit 65.000 Pfund (rund 75.000 Euro) pro Jahr zur Kasse gebeten. Doch ab April müssen jene, die seit mehr als 15 Jahren im Land leben, die gleichen Steuern zahlen wie alle anderen Bewohner. Das Buhlen unter Vermögensverwaltern um die begehrte Zielgruppe hat längst begonnen.

Im Fokus der italienischen Regierung stehen auch arabische und russische Geschäftsleute, die bereits bisher ihre Sommer am Comer See und in der Toskana verbrachten. Sie könnten, so hofft man, nicht nur wegen der Steuererleichterungen kommen, sondern auch das milde Klima, die Schönheit des Kulturerbes und das gute Essen zu schätzen wissen.

Die Meinungen zum Stiefelland als künftiges Steuerparadies sind geteilt. Ex-Premier Matteo Renzi lobt die Flat Tax: "Wenn ein Scheich in Capri leben will, zahlt er dafür eine fixe Einheitssteuer, und das Land profitiert davon." Auch Modedesignerin Versace ist überzeugt, dass "reiche Ausländer Vorteile für alle" bringen werden.

Verhöhnung

Die Einführung der Flat Tax stößt jedoch in allen politischen Lagern auch auf Ablehnung. Der Chef der Kommunistischen Partei, Marco Rizzo, spricht von einem "Sozialismus für die Reichen". Die Steuerprivilegien für die Wohlhabenden seien eine "Verhöhnung gegenüber allen normalen Italienern", findet Rechtspolitikerin Giorgia Meloni. "Diese brechen unter dem Joch der Steuerlast zusammen."

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