Supermärkte: Festmenü und Schnittlauch-Zwist

Am 23. Dezember setzen Supermärkte doppelt so viel um wie an normalen Tagen.
Social Media hält Händler auf Trab, Disney soll Umsätze antreiben und Weihnachten garantiert Umsatzhoch.

Zu den Weihnachtsfeiertagen wird eingekauft, als würden die Geschäfte nie mehr öffnen. Im Lebensmitteleinzelhandel sind die Tagesumsätze mindestens doppelt so hoch wie an anderen Tagen, es wird drei Mal so viel Sekt und Schaumwein verkauft, die Verkaufszahlen von Fisch und Fleisch schießen in die Höhe. Bei Merkur wurden im Dezember des Vorjahres mehr als 200 Tonnen Fisch und rund 40.000 Festtagsplatten verkauft. Heuer sollen es noch mehr sein, meint Merkur-Vorstand Manfred Denner.

Über eine Konjunkturflaute können er und seine Vorstandskollegin Kerstin Neumayer nicht klagen. Denner: "Wir liegen umsatzmäßig zehn Prozent über dem Vorjahr." Und das nicht, weil die Preise gestiegen sind, betont er. Manche Artikel – etwa konventionelle Milchprodukte – sind im Jahresdurchschnitt sogar um drei Prozent billiger geworden. Das hat die Bauernvertreter auf die Barrikaden getrieben, die die Einrichtung einer Agrar-Control fordern – einer Stelle, die die Preisbildung überwachen soll. Die Händler wollen davon nichts wissen und fühlen sich auch nicht einmal verantwortlich. "Den Milchpreis machen die Molkereien, nicht wir." Neumayer betont, dass der Fokus bei Merkur auf inländischer Ware liegt, "obwohl wir zum Beispiel Butter in Deutschland um ein Drittel billiger einkaufen könnten".

Was verkauft wird, bestimmen mehr denn je kritische Konsumenten, die sich via Social Media zu Wort melden. Kürzlich gab es einen Aufschrei via Facebook, weil Merkur Schnittlauch und Petersilie aus Kenia verkauft. Neumayer argumentiert, dass der CO2-Abdruck dieser Ware besser sei als jener aus holländischen Glashäusern, die beheizt werden müssen. Die Kräuter seien Fairtrade und Global 2000 zertifiziert und würden rund hundert Menschen in Kenia eine Verdienstmöglichkeit bieten. Die Konsumenten scheinen die Argumente nicht beeindruckt zu haben. "Möglicherweise nehmen wir diese Ware im Mai wieder aus den Regalen", gesteht Neumayer, dass sie sich dem Druck der Konsumenten wohl beugen muss.

Auch über den Konkurrenten Spar fegte in den vergangenen Wochen ein Shitstorm wegen des Verkaufs von Halal-zertifizierten Fleisch. Spar betonte zwar, dass die Tiere vor Schlachtung betäubt wurden, das Fleisch verschwand letztlich aber trotzdem aus den Regalen – was zu einem weiteren Shitstorm in den sozialen Medien führte. Merkur hält dagegen am Verkauf von Halal-zertifizierten Fleisch fest. Solche Spezialsortimente – wie auch vegane Linien – seien für Händler eine der wenigen Differenzierungs- und Wachstumsfelder.

Glänzen mit Disney

Als mögliches Wachstumsfeld haben die Merkur-Vorstände auch Kooperationen ausgemacht. Seit Herbst ziehen Deko- und Geschenksartikel des deutschen Händlers Butlers in die Märkte ein. Neumayer: "Wir suchen nach weiteren derartigen Möglichkeiten. Wegen einer billigen Cola allein kommt kein Kunde mehr." Eine weitere Kooperation ist schon fixiert. Im ersten Halbjahr 2016 sollen Regale für Spielwaren der Marke Disney freigeräumt werden. Neumayer: "Statt chinesischem Plastikklumpert hab ich lieber Markenware, die zu Merkur passt im Markt."

Eine andere Kooperation wurde allerdings beendet – jene mit Wein&Co. Neumayer, die Anfang 2014 in den Merkur-Vorstand eingezogen ist: "Beim Angebot von Wein haben wir als Lebensmittelhändler selbst Kompetenz."

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