Süßes statt Saures für den Standort
Egal ob man zur Milka-Tafel, zur Toblerone, zu Suchard oder Keksen der Marke Oreo, Tuc oder Mikado greift – letztlich kauft man immer ein Produkt von Mondelez. Der US-Konzern verkauft rund um den Erdball Süßwaren im Wert von 26 Milliarden Dollar im Jahr und ist damit die weltweite Nummer eins bei Schoko und Keksen.
In Österreich beschäftigt der Konzern 450 Mitarbeiter und hat gerade ein neues Büro einen Steinwurf vom Schloss Schönbrunn bezogen. Dort wird fortan nicht nur das Geschäft in Österreich und Ungarn gelenkt, sondern auch jenes in Tschechien und der Slowakei. Eine Aufwertung des Standortes Österreich, in dem auch die drittgrößte Schokofabrik von Mondelez in Europa steht.
In Bludenz laufen 600.000 Stück Milka-Großtafeln am Tag von Band – um 250.000 mehr als noch vor zwei Jahren. Laufend wird in die Produktion investiert, im Vorjahr sind rund zehn Millionen Euro in neue Anlagen geflossen. "Wir produzieren für ganz Europa, aber 25 Prozent der Tafeln werden in Österreich, Deutschland und der Schweiz verkauft", erläutert Andreas Kutil, Geschäftsführer von Mondelez in Österreich und drei Nachbarländern.
Am österreichischen Tafelmarkt hält Milka mit einem Marktanteil von 61 Prozent seinen größten Konkurrenten Lindt weiter auf Respektabstand. Auf Platz drei folgt das deutsche Familienunternehmen Ritter Sport. Der Schokomarkt in Westeuropa gilt als gesättigt. Glaubt man Statistiken, vertilgt der typische Österreicher zehn Kilo im Jahr. Also etwa doppelt so viel wie typische Italiener und halb so viel wie Einwohner Großbritanniens.
Mondelez hat zuletzt das Keks-Geschäft ausgebaut und eine Keksfabrik in Tschechien in Betrieb benommen. Der größte Keks-Verkäufer in Österreich kommt mit der Firma Bahlsen dennoch weiterhin aus Hannover. Mondelez hat seit der Milka-Keks-Einführung 2007 aber einen Marktanteil von zehn Prozent für sich gewonnen. Branchenkenner wollen wissen, dass die Schokoriesen vor allem wegen rosiger Gewinnaussichten auf den Keksgeschmack kommen. Die Rohstoffe für Kekse seien billiger als für Schoko, die Gründe liegen am Weltmarkt.
Siegel für die Bohne
Während rund um den Erdball immer mehr Menschen Appetit auf Schokolode haben, gehen die Erträge in vielen Anbauländern aufgrund veralteter Plantagen zurück. In der Folge ziehen die Kakaopreise an. Gleichzeitig wollen mehr Konsumenten mit der Schoko auch ein Stück gutes Gewissen kaufen.
Die Industrie reagiert. Sie versucht sich durch Vertragslandwirtschaft genügend Nachschub zu sichern und lässt die Bohnen durch Gütesiegel als ökologisch und sozial einwandfrei absegnen.
Mondelez steckt laut eigenen Angaben 400 Millionen Dollar für sein hauseigenes Nachhaltigkeitsprogramm Cocoa Life, das Kakaobauern und ihre Familien unterstützt. Bis 2022 sollen unter diesem Label 200.000 Bauern in wichtigen Anbauländern wie Ghana und der Elfenbeinküste unter Vertrag sein, aktuell sind es 92.000. Sie profitieren von Ausbildungsmöglichkeiten oder den Setzlingen, die verteilt werden. Mit den steigenden Erträgen steigt nicht nur ihr Verdienst, sondern auch die Kakaomenge für Mondelez.
Die Fabrik in Bludenz feiert heuer ihr 130-jähriges Bestehen. Gebaut wurde sie von der Schweizer Firma Suchard, die aufgrund der damaligen Handelsschranken ihren ersten Auslandsstandort eröffnete. Später fusionierte Suchard mit Jacobs, jenem Konzern, der schließlich zu Kraft Foods wurde. 2012 spaltete Kraft sein Snack-Geschäft in Europa vom Kaffeegeschäft ab und nannte die Snack-Gesellschaft fortan Mondelez. In Österreich macht Mondelez 80 Prozent des Geschäfts mit Schokolade. Der zuletzt ausgewiesene Jahresumsatz lag bei 232 Mio. Euro.
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