Südländer brauchen jetzt rasche Reformen

Liebe Leserinnen und Leser
Der Streit um gemeinsame Anleihen wird sich zuspitzen. Zulasten Europas.

Die Krise um den Euro dauert lange, da passiert bei der Suche nach dem Ausweg so mancher Kurzschluss. Auch so manchem Intellektuellen. Henryk Broder, deutscher Autor mit feiner Beobachtungsgabe, handelte neulich in der deutschen Zeitung Die Welt die Eurokrise mit allzu schlichten Klischees ab. "Nordeuropa arbeitet – und zahlt für den Süden" schreibt er. Die Südeuropäer könnten sich die Kaffeehauskultur nur leisten, weil die protestantische Arbeitsethik der Dänen (und Deutschen) dafür aufkomme.

Nun haben Fleiß, Intelligenz und Innovationskraft aber nichts mit der Dauer der Sonnenstunden zu tun. Die Wiege unserer Kultur steht nicht irgendwo zwischen Klagenfurt und Kopenhagen, sondern in Gegenden, wo die Sonne immer heftig heruntergebrannt hat. Architektonische Wunderwerke, moderne Gesetzestexte oder das Alphabet kennen wir etwa aus Mesopotamien, lange vor Christi Geburt. Da ging es in den Wäldern unserer Breitengrade noch vergleichsweise einfach zu. Dass die Produktivität in Südeuropa geringer sein muss als bei uns, kann kein Naturgesetz sein.

Vielmehr geht es darum: Wie reduzieren die verschuldeten Länder ihre Kosten, die im Falle Griechenlands schon bei den Militärausgaben absurd sind? Wie bauen sie so schnell wie möglich eine staatliche Verwaltung auf, die das Zahlen von Steuern zur Gewohnheit macht?

Der politische Streit, der durch ein Faymann-Interview im KURIER zwischen Deutschland und Österreich verschärft wurde, geht um eine Frage: Müssen die Südstaaten noch radikaler sparen, bevor es zu gemeinsamen Anleihen kommt? Sicher ist: Gemeinsame Anleihen der Euro-Staaten – mit niedrigen Zinsen – gibt es nur, wenn im Süden gespart und heftig reformiert wird.

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